Das 8. Festival des deutschen Films ist eröffnet

Vom 14. bis zum 24. Juni 2012 findet auf der Ludwigshafener Parkinsel das 8. Festival des deutschen Films statt. Foto: © kriminetz.de

Im „Schneckennudel“ genannten Turm geht es kreisrund hoch, mit jeder Windung, mit der man sich der Fußgängerbrücke, welche auf die Ludwigshafener Parkinsel führt, nähert, verlässt man den Alltag und nähert sich der Wirklichkeit des 8. Festivals des deutschen Films und wird eingestimmt, sich auf die wunderbaren Filme einzulassen. Zwischen mächtigen Platanen, direkt am Rheinufer ist die Festivalstadt aus Zelten aufgebaut, für elf Tage wird sie zum Mekka der Cineasten der Metropolregion Rhein-Neckar. Ein Geheimtipp war das erste Festival im Jahr 2005 noch, der mehr und mehr kursierte und sich zum Publikumsmagneten steigerte.

Leiter und Initiator des Festivals ist Dr. Michael Kötz. Voller Glück berichtete er in seiner Eröffnungsrede am 14. Juni 2012, dass die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ das Festival des Deutschen Films zum „schönsten Festival Deutschlands“ erkoren hat. Die Ludwigshafener Bürgermeisterin Dr. Eva Lohse freute sich auf „die besten Filme des Jahres an einem der schönsten Orte der Metropolregion“ und wünschte den Besuchern in Anlehnung an den Titel des Artikels in der FAZ „Momente des Glücks“.

Der Eröffnungsfilm trägt den lyrischen Titel „Blaubeerblau“. Devid Striesow, der demnächst als Tatortkommissar in der ARD ermitteln wird, spielt die Hauptrolle in der melancholischen Tragikomödie. Devid Striesow war anwesend und freute sich sehr über sein „wiederholtes Aufkreuzen hier in Ludwigshafen“. Im Film heißt er Fritjof. Der Architekt traut sich nicht so Recht und verkauft sich ständig unter Wert. Bei seinen Freunden und in seinem beruflichen Umfeld. Bilder von Vögel durchziehen den gesamten Film, zu Beginn werden sie von Fritjof in einem Designer-Häuschen gefüttert. Ein Auftrag der Chefin markiert den Wendepunkt in seinem Leben. Sie schickt ihn zum Vermessen in ein Hospiz, wogegen er sich anfangs sträubt. Nachdem er den Außenbereich akribisch vermessen hat, führt keine Ausrede mehr daran vorbei, das Innen zu vermessen.

Einer der Gäste des Hauses, wie die Todgeweihten genannt werden, ist überraschender Weise ein ehemaliger Klassenkamerad Fritjofs. Hannes hat ihm in der Schule wegen seiner fettigen Haare den Spitznamen „Fritte“ verpasst. Hannes, das ist der durch die todbringende Krankheit zum gnadenlosen Zyniker gewordene Bruder der unerfüllten Jugendliebe Fritjofs. Hannes wird gespielt von Stipe Erceg. Fritjof macht sich auf den Weg, zu Hannes durchzudringen und findet dabei zu sich selbst. Metaphorisch in einer Szene des Films seine Suche nach dem Freund durch die vielen leeren Räume, bis er ihn findet und dabei vor allem auch endlich bei sich selbst ankommt.

Trotz des ernsthaften Themas steckt der Film voller Witz, zum Beispiel das „Singende Telegramm“, das Fritjof erfreuen soll und ihn in eine missliebige Situation mit seiner Mutter bringt oder die Frau, die ihren Blaubeerwein verteidigt. Nicht nur die beiden Hauptdarsteller überzeugen durch ihr überaus gekonntes Spiel, das keiner großen Gesten bedarf.
Das Drehbuch zu „Blaubeerblau“ stammt von Beate Langmaack, die Filmmusik von Gerd Baumann. Nach Ende des Films spendete das Publikum lange anhaltenden, nicht enden wollenden Beifall. Das Zelt mit seinen 1200 Plätzen war ausgebucht!

Im anschließenden Podiumsgespräch konnte das Publikum den Hauptdarsteller Devid Striesow, den Regisseur Rainer Kaufmann, die beiden Produzenten des Films und Dr. Stephanie Heckner vom Bayerischen Rundfunk hautnah erleben. Auf die Frage an Devid Striesow, ob ihm die neue Rolle als Tatort-Kommissar – er wird demnächst als Jens Stellbrink im SR-Tatort ermitteln – keine Sorge wegen einer Festlegung macht, verweist er auf die achtzig Filme, die er bisher gedreht hat. Er sieht die Serienfigur als Möglichkeit, eine Figur zu entwickeln und als Schauspieler Sachen auszuprobieren.

Stimme aus dem Publikum: Für Frank Tellermacher vom Team Filmauswahl im Mannheimer Cinema Quadrat ist der Besuch des diesjährigen Festivals eine Premiere. Er ist angenehm überrascht und wird nicht zum letzten Mal hier sein. In „Blaubeerblau“ sieht er ein hartes und schweres Thema auf eine intelligente und humorvolle Weise umgesetzt

Nach diesem Eröffnungsabend steht wohl für alle Besucher fest: Es ist wieder wunderbar, beim Filmfestival dabei zu sein. Die Atmosphäre auf der Parkinsel ist unbeschreiblich, man muss sie einfach selbst erleben!

Das gesamte Programm und alles Wissenswerte rund ums Festival findet ihr hier

Zur Eröffnung des 8. Festivals war Devid Striesow zu Gast. 2008 erhielt er den Preis für Schauspielkunst des Festivals. Foto: © kriminetz.de
Dr. Stephanie Heckner vom Bayerischen Rundfunk, Hauptdarsteller Devid Striesow und Regisseur Rainer Kaufmann. Foto: © kriminetz.de
Festivalleiter Dr. Michael Kötz und Kriminetz-Redakteurin Claudia Schmid