All I never wanted

Mareile Blendl spielt in "All I Never Wanted" eine Schauspielerin, die in ihrer Rolle als Kommissarin eiskalt abserviert wird. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Mareile Blendl hat als Schauspielerin in vielen Krimis mitgespielt. Großstadtrevier, SOKO Wismar, SOKO München und SOKO Köln heißen einige ihrer Stationen. Darüber hinaus wirkte sie in zahlreichen anderen Produktionen mit.

Zum 15. Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel kam sie als Gast ins Gesprächszelt. Annika Blendl, ihre Schwester, hat mit Leonie Stade ein Porträt des „Showbusiness“ gedreht, in dem Mareile Blendl mit von der Partie ist. Sie hat in All I never wanted die Rolle einer Schauspielerin Ü40, für die es zunehmend schwieriger wird, besetzt zu werden. Als langjährige TV-Kommissarin muss sie entgegen ihrem Willen den Serientod sterben, um durch eine deutlich jüngere Kollegin ersetzt zu werden. Nun soll sie am Theater Lindau die vierzehnjährige Johanna von Orleans spielen.

Der Film agiert einerseits dokumentarisch, dann auch wieder fiktional. Parallel dazu wird in diesem großartigen Abschlussfilm - an der Hochschule für Fernsehen und Film in München - die Geschichte von Nina (Lida Freudenreich) erzählt. Die beiden Regisseurinnen, die mit Oliver Kahl das Drehbuch verfassten, sind auch selbst vor der Kamera zu sehen sind.

Matthias Herrmann zeigt den Mut, in Zeiten von "me too" den Produzenten zu spielen, dessen wahre Absichten überdeutlich zu sehen sind.

Nina versucht, in der scheinbaren Glitzerwelt der Models in Mailand zu bestehen. Originäre Castings werden besucht, die Gesichter der entsetzlich dünnen Konkurrentinnen sind verpixelt. Nina selbst wird vermessen und für zwei Zentimeter in der Taille mit „zu dick“ gekennzeichnet.

Schein und Sein vermischen sich in dem äußerst sehenswerten Film überaus gekonnt, wobei die Grenzen zwischen Persiflage, Dokumentation und stellenweise Tragikomödie fließend sind. Das Ende schlägt gekonnt den Bogen zum Anfang. Ist es letztendlich nicht doch der schöne Schein, nach dem Viele sich sehnen? Es scheint so vielversprechend und bodenlos einfach zu sein, alleine durch wie auch immer definierte Schönheit unendlich reich zu werden.

Aus dem Publikum kam beim Filmgespräch der Wunsch, den Film in Schulen zu zeigen. Es wäre dem Film zu wünschen, ähnlich viel Publikum zu erreichen wie „Germanys next Topmodel“.

Annika Blendl und Leonie Stade haben bereits gemeinsam den Dokumentarfilm Mollath – und plötzlich bist du verrückt, umgesetzt, der 2015 in die Kinos kam. Ihr gemeinsamer Film Nowhereman lief im Wettbewerb auf dem Max Ophüls Preis. In „All I never Wanted“ werden sie beim Filmfestival München von der Security beiseite gefegt, „Wir haben hier echte Promis, tut mir leid.“

Mareile Blendl veröffentlicht auf ihrem persönlichen Blog eine „unregelmäßige Kolumne“, in der sie aus ihrem Leben als Schauspielerin berichtet.