Axel Milberg tanzt auf der Parkinsel

Schauspieler Axel Milberg als Gast beim Festival des Deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel. Foto: © Jürgen Schmid Kriminetz

Es ist nun endgültig kein Geheimtipp mehr, das Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel. Nach der Berlinale ist es das zweitgrößte Publikumsfestival Deutschlands, so Bürgermeisterin Dr. Eva Lohse in ihrer Begrüßungsrede am Eröffnungsabend. Das seinen Dienst versagende Mikrofon, selbst nicht durch die helfenden Hände Axel Milbergs milde gestimmt, wurde ihr von Vera Reiß, Kulturministerin des Landes Rheinland-Pfalz, weiter gereicht. Insgesamt waren 2400 Gäste in die beiden großen Filmzelte geströmt, um den Eröffnungsfilm zu sehen. Darunter waren auch einige, deren Weg zum ersten Mal auf die Insel führte und die nun ebenfalls testen können, ob es Festivaldirektor Dr. Michael Kötz gemeinsam mit seinem Team gelingt, die Besucher glücklich zu machen, denn diesen Wunsch formulierte er in seiner Rede.

Dani Levy, Drehbuchautor und Regisseur von „Der Liebling des Himmels“, war am 17. Juni mit einigen seiner Darsteller sowie Fernsehfilmschaffenden nach Ludwigshafen gereist. Die Hauptfigur des Films, Magnus Sorel, der eine psychiatrische Praxis in Hamburgs Schanzenviertel unterhält, muss einige Probleme gleichzeitig aushalten. Und genau dieses Aushalten bringt ihn an den Rand, ekelt er sich doch ohnehin schon vor seinen Mitmenschen, was er irgendwie zu verbergen sucht. Alles ist ihm zu laut, zu nah und dann riecht Vieles noch unangenehm. Zwanghaft zählt er seine Schritte, schüttelt die Hände nach dem Waschen exakt vier Mal und zählt penibel die Blättchen Klopapier für den Bedarf ab. Und nun stellt ihm ausgerechnet eine Klientin mit sexuellem „Überverlangen“ nach, werden seine Tagebücher, sein Lebenswerk, entwendet, wird seine Ex-Frau todkrank und flammen die Zwiste mit seinem halbwüchsigen Sohn intensiv auf. Und dabei steckt Magnus Sorel doch selbst noch in einer nicht einfachen Vater-Sohn-Beziehung zu seinem eigenen Vater, von Mario Adorf mit weißer indianisch anmutender Perücke gespielt. So sitzt er denn auch wie ein Häuptling und barfüßig am Flussufer und erteilt seinem Sohn überlegen Ratschläge.

Axel Milberg spielt humorvoll und nuanciert den Psychiater, der selbst eine Therapie vertragen könnte. Seine übersexualisierte, ihm nachstellende Klientin Masha wird hinreißend verkörpert von Andreja Schneider. Seine todkranke Ehefrau wird dargestellt von Jenny Schilly und die promovierte Sekretärin von Anna Bögerl. In einer Nebenrolle ist Martin Feivel zu sehen, mal etwas anders besetzt als sonst. Günther Jauch hat eine Gastrolle, denn Magnus Sorel tritt in seiner Sendung auf. Und am Ende des Filmes gibt es sogar noch einen kleinen kriminellen Touch mit Leiche nebst Verdächtiger.

Bei der anschließenden Podiumsdiskussion reicht die Bühne kaum aus, um alle Gäste aufzunehmen. Dany Levy berichtet, er habe den Film für den Schauspieler Axel Milberg geschrieben. Er habe einen Film über einen Zwangsneurotiker schreiben wollen und für das Drehbuch drei Monate Zeit gebraucht. Reine Drehzeit waren knapp über zwanzig Tage, wobei Dany Levy ohne Proben arbeitet. Dann erzählt er von der Arbeit des Cutters, bei der so einiges an Szenen rausfliegt, von denen das Team begeistert war oder Szenen hervorgehoben werden, die nicht so im Fokus standen. Beim Schneiden entsteht der Film, es ist für Levy ein mit dem Drehbuchschreiben vergleichbarer kreativer Akt. Und plötzlich geschieht es: Axel Milberg erzählt von der Szene mit dem Istanbul-Wecker, springt spontan auf und führt eine gekonnte Bauchtanzszene mit viel Hüftschwung vor. Das Publikum tobt vor Begeisterung! Und Axel Milberg führt aus, er habe zum Weckerklingeln während des Drehs zehn Minuten getanzt, obwohl das nicht im Drehbuch stand, und davon sei nichts im Film zu sehen!

Im Rahmen des Festivals wird der Film nochmals am Freitag, 19. Juni, Samstag, 20. Juni sowie am Sonntag, 5. Juli gezeigt. Sämtliche Infos zum Festival des deutschen Films findet ihr hier.

Die Ausstrahlung in der ARD ist für den 11. September 2015 geplant.