Der Bergdoktor auf der Flucht durchs Höllental

Ausnahmsweise einmel nicht Bergdoktor: Hans Sigl verkörpert in »Flucht durchs Höllental« den Thriller-Helden, der seine Tochter aus den Fängen der Mafia retten muss. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz

15 Kilogramm habe er für diesen Film zugenommen, erzählte Schauspieler Hans Sigl, der den Fernsehzuschauern durch seine Rolle als Bergdoktor in der gleichnamigen Serie des ZDF bekannt ist, im Filmgespräch nach der Vorführung von »Flucht durchs Höllental« auf dem Festival des deutschen Films in Ludwigshafen. Das sei nötig gewesen, um einen optischen Unterschied zur bekannteren Serienfigur des Bergdoktors Anton Brugger zu schaffen und von den Zuschauern nicht verwechselt zu werden. Denn in »Flucht durch das Höllental« spielt er den erfolgreichen und saturierten Münchner Anwalt Klaus Burg, der durch einen seiner Mandanten in arge Bedrängnis gerät. Er vertritt nämlich den BKA-Beamten Georg Wendt (verkörpert durch Christian Redl), dem in einem Dienstverfahren vorgeworfen wird, eine Razzia in dem italienischen Restaurant von Isabelle Battista (Barbara Romaner) verhindert und so die ’Ndrangheta unterstützt zu haben. Doch in Wirklichkeit steht Georg Wendt natürlich auf der richtigen Seite und versucht nur, seine Informanten zu schützen. Als ihm durch Isabelle Battista Akten der ’Ndrangheta zugespielt werden, mit denen er ihren Schwager, den Mafiosi Enzo Battista (Tonio Arango), hinter Gitter bekommen kann, und Isabelle kurz darauf vor seien Augen erschossen wird, taucht in seiner Hütte in den Bergen unter.

Gleichzeitig ist auch Anwalt Klaus Burg zusammen mit seiner von ihm vernachlässigten 17-jährigen Tochter Alina (Leonie Wesselow), die er in einem teuren Internat untergebracht hat, unterwegs in die Berge, wo sie ein Wochenende in einem Luxushotel verbringen wollen, um an ihrer Beziehung zu arbeiten. Doch dann kommt es zu einem lauten Streit vor den anderen Hotelgästen und anschließend ist Alina verschwunden.

Nun ist Klaus Burg gleich zweifach in Bedrängnis. Denn einerseits verdächtigt ihn die Polizei, seiner Tochter etwas angetan zu haben und schickt ein mit Maschinenpistolen bewaffnetes und mit einem Hubschauer ausgestattetes SEK auf die Jagt nach ihm. Und andererseits erreicht ihn ein Telefonanruf von Enzo Battista, der ihm droht, seine Tochter umzubringen, wenn er die gestohlenen Unterlagen nicht von Georg Wendt zurückholt. Eine atemlose Jagd durch das Höllental beginnt, die für den etwas übergewichtigen (wir erinnern uns an die 15 Kilo!) und Berg-unerfahrenen Thriller-Helden sichtlich eine physische Herausforderung darstellt. Zumal er sich bei diversen Stürzen zu Fuß und mit dem Fahrrad immer wieder relativ schwer verletzt und sich schließlich hinkend und stöhnend durch die feindliche Natur der Tiefenbachklamm in Tirol, in der diese Szenen gedreht wurden, bewegt und schließlich noch eine Steilwand hinaufklettert.

Ein im Publikum anwesender Arzt meinte dazu, das sei unrealistisch gewesen, denn mit diesen Verletzungen können niemand mehr durch die Berge wandern, geschweige denn die gezeigte Kletterleistung erbringen. Gegenargument des Produzenten Hans Koch: Das sei dem Genre geschuldet, denn als Tochter-rettender Thriller-Held, würde die Figur selbstverständlich über sich hinauswachsen, so wie das ja auch bei den James-Bond-Filmen üblich sei – wobei man demgegenüber ja doch die verletzlichere Variante gewählt habe. Ob man das so ohne weiteres vergleichen kann, möchte ich dem Zuschauer überlassen – Gelegenheit dazu gibt es am 23.09.2019, wenn der Film um 20.15 im ZDF ausgestrahlt wird. Wer nicht bis dahin warten möchte, kann den Film auch am 4. September nochmals in Ludwigshafen auf dem Festival des deutschen Films sehen.

Allen Bergdoktor-Fans sei übrigens versichert: Die 15 Kilogramm sind wieder verschwunden und Hans Sigl hinterließ beim Filmfestival einen starken Eindruck, sowohl auf dem Roten Teppich als auch beim Filmgespräch und kümmerte sich rührend um seine Fans. Der äußerst freundliche und gut aufgelegte Schauspieler gab Autogramme am laufenden Band und auch Selfies mit den Fans gab es zuhauf.

In weiteren Rollen: Marleen Lohse, Max von Pufendorf

Regie & Buch: Marcus O. Rosenmüller, Kamera: Peter Krause, Schnitt: Claudia Klook, Raimund Vienken, Musik: Boris Bojadzhiev, Ton: Marcus Oelschlegel, Produzent: Hans-Hinrich Koch, Redaktion: Silvia Lambri

Schauspieler Hans Sigl auf dem Roten Teppich beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Christian Redl verkörpert den BKA-Beamten Georg Wendt. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz
Filmgespräch mit der Moderatorin Julia Teichmann, dem Produzenten Hans Koch, Hans Sigl, der Redakteurin Silvia Lambri und der Producerin Anna Neudert. Foto © Jürgen Schmid, Kriminetz