Borowski und der Wiedergänger

Seit 2003 ermittelt Axel Milberg als Klaus Borowski im TATORT aus Kiel. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Dieser TATORT aus Kiel bietet der wunderbaren Cordelia Wege eine Hauptrolle, die sie facettenreich ausfüllt. Als „armes reiches Mädchen“ hat sie gegen den Willen ihrer milliardenschweren Eltern einen Mann geheiratet, von dem sie sich begehrt fühlte. Anziehung und das gegenseitige achtlose Beiseiteschieben des Paares werden genial in der Tanzszene zu Beginn des Filmes in Szene gesetzt. Der Gatte Tobias (Pétur Óskar Sigurðsson), mit viel Kajalstift um die Augen, wird am Ende des Abends die glamouröse Feier anlässlich der Auszeichnung seiner Frau Greta (Cordelia Wege) als „Unternehmerin des Jahres“ mit der Aussage entwerten: „Den Preis vergibt doch deine Mutter.“

„Kitty“, so heißt das Boot der beiden, und so nennt sich die geheimnisvolle Dating-Partnerin "Kitty13", mit der Tobias chattet. Gemeinsam planen sie, seine Frau aus dem Weg zu räumen. Doch es ist Tobias, der verschwindet. Angeblich ist er mit seinem Freund Max auf einem Segeltörn nach Flensburg. Doch sein Alibi Max, den Tobias immer vorschiebt, wenn er einem amourösen Abenteuer nachgeht, war zum fraglichen Zeitpunkt bei einem Ärztekongress. Kameras haben Tobias Weg zum Boot aufgezeichnet, aber dann fehlt jede Spur von ihm.

War das alles von Tobias inszeniert, um einen Sturz der Aktien des Familienunternehmens herbeizuführen? Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, die Familie ist in zweifelhafte Offshore-Firmen in Panama involviert. Ein Umstand, der dem Glanzbild, das diese in der Öffentlichkeit von sich zeichnet, nicht eben zuträglich ist. Es macht Lust, Karin Neuhäuser dabei zuzusehen, wie sie als Vera Exner die Matriarchin der Firma gibt. Ihr Angetrauter Konstantin Exner wird komplementär von Stephan Bissmeier gespielt. Er klärt Borowski ( Axel Milberg)auf: „Familieninternas haben in der Öffentlichkeit nichts zu suchen,“ worauf der parliert „Wir wissen, wer in Kiel Steuern zahlt“ und der Unternehmer ihm dann beipflichtet, „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.“ Kollegin Mila Sahin (Almila Bağrıaçık) staunt.

Axel Milberg hat, wie er beim Filmgespräch anlässlich des Festivals des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel erzählt, diesen TATORT heute selbst zum ersten Mal gesehen. Er fand es kitschig, normale Ermittlungsarbeit zu spielen und wählte für seine Figur deshalb von Anfang an das Warten und Beobachten. Im Kieler TATORT wird nicht mit dem Maschinengewehr herum geballert, aber es ist viel gefährlicher.

Victoria Trautmannsdorf hat im Film eine berührende Szene mit Borowski, in der sie seine Zugehfrau spielt. Aus einem anderen Land und einem anderen Leben kommend, in dem sie Ärztin war, hat sie das Schicksal in den Haushalt des Kommissars gespült, wo sie für eine menschliche Komponente sorgt.

Neben Axel Milberg, Festivalleiter Michael Kötz und Moderator Rüdiger Suchsland nahmen zum Filmgespräch auf der Bühne Platz: Christian Granderath (Redaktion, NDR), Kerstin Ramke (Produzentin), Sabine Timmermann (Produzentin), Regisseur Andreas Kleinert, Cornelia Wege (Schauspielerin), Pétur Óskar Sigurðsson (Schauspieler), Alfred Holighaus (Dramaturg) und Greg Stosch (Schauspieler). Greg Stosch sagte, er hätte schon alle möglichen Mafiosi gespielt, aber diese Rolle als „Mädchen für alles“ im Haushalt von Greta war absolutes Neuland für ihn. Er sei mit seiner Rolle super zufrieden.

Im gemeinsamen Gespräch wird herausgestellt, dass die ganz eigene Mischung aus Humor und Suspense, wie Drehbuchautor Sascha Arango sie herstellt, wie maßgeschneidert ist für den Regisseur Andreas Kleinert. Julia Wege erzählt, Andreas Kleinert nähme sich Zeit und gäbe nicht auf, bevor er nicht das zu sehen bekommt, was er sich vorstellt. Sie bekämen vertrauensvoll einen Rahmen gesetzt, in welchem sie spielen. Der Regisseur ergänzt, er versuche zu begreifen, was sein Gegenüber brauche. Für Pétur Óskar Sigurðsson ist Andreas Kleinert ein menschlicher Regisseur, mit dem er sich wohlfühle.

„Borowski und der Wiedergänger“ entstand nach einem Drehbuch von Sascha Arango. Produzentin: Kerstin Ramcke (Nordfilm GmbH), ausführende Produzentin Sabine Timmermann. Kamera: Johann Feindt. Herstellungsleitung: Joerg Pawlik, Produktionsleitung: Jörg Vennewald. Dramaturg: Alfred Holighaus. Redaktion: Christian Granderath. Regie: Andreas Kleinert. Die Ausstrahlung im Fernsehen ist für 2023 geplant.

2023 gab Axel Milberg offiziell seinen Ausstieg beim Kieler Tatort bekannt. 2025 wird er auf eigenen Wunsch das letzte Mal in der Rolle des Kommissars Klaus Borowski zu sehen sein.

Das 19. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen dauert vom 23. August bis zum 10. September 2023. Das gesamte Programm findet ihr hier: festival-des-deutschen-films.de.

Das Filmteam von "Borowski und der Wiedergänger" auf dem roten Teppich des Festivals des deutschen Films Ludwigshafen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Cordelia Wege spielt die weibliche Hauptrolle in "Borowski und der Wiedergänger". Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Greg Stosch (links) und Pétur Óskar Sigurðsson: Sie spielen die beiden bedeutenden Männer im Leben der Unternehmerstocher in "Borowski und der Wiedergänger". Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Andreas Kleinert, der Regisseur von "Borowski und der Wiedergänger". Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Christian Granderath, Redakteur des NDR. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Produzentin Kerstin Ramcke beim Filmgespräch zu "Borowski und der Wiedergänger". Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Produzentin Sabine Timmermann bei ihrer Ankunft auf dem roten Teppich beim Festival des deutschen Films Ludwigshafen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz