Ein Mann zieht durch Hamburg und rächt sich. Er sammelt die Skalps seiner Feinde. Dass die noch leben, während er ihnen die Kopfhaut abzieht, scheint Teil seines perfiden Rachefeldzuges zu sein. Die Opfer sind allesamt etablierte Größen in der Elbestadt. Das Verbindende, das Kommissar Jan Fabel mit seinem Team heraus schält, ist die linke Szene, der sie alle angehörten. Und, so finden sie heraus, es gab damals eine Schießerei auf einem Bahnhof, bei der zwei der bewaffneten Terroristen von Beamten erschossen wurden. Ein schmales Büschel roter Haare befestigt der Täter jeweils mit einem Stückchen Klebeband am Tatort. Ansonsten hinterlässt er keinerlei Spuren, noch nicht einmal Hautschüppchen. Derweil hat Jan Fabels Kollegin Marie ein traumatisches Erlebnis zu bewältigen und Jan selbst schlägt sich mit seiner sechzehnjährigen Tochter herum, zumindest verbal.
Eine der damals in der Szene aktiven Frauen ist vollends in die Esoterik-Nische abgerutscht. Die Entlassung ihres Sohnes aus dem Gefängnis verläuft wenig erquicklich für sie und rasch gerät der in den Fokus des Ermittlungs-Teams. Aber ist er wirklich der Täter?
„Die Revolution hinterlässt den Kindern den Müll“
sagt eine Journalistin im Film. Aber obwohl der Film einige nicht eben glimpfliche Szenen enthält, wird der Brutalität viel dadurch genommen, dass sie nicht um ihrer selbst Willen stattfindet sondern Teil des Plans des sich Rächenden ist. Wirklich unter die Haut hingegen geht die Szene, in der ein Erwachsener ein Kind zum Handlanger instruiert, ihm gewissermaßen ein Programm mit auf den Lebensweg gibt. Denn in diesem Film wird das Politische privat, wird es heruntergebrochen, bis es in die kleine Kinderseele passt, die es dann zu sprengen droht. Die Musik im Film setzt starke Akzente.
Zur Vorführung des Film beim 11. Festival des deutschen Films waren Schauspieler Peter Lohmeyer und Schauspielerin Lisa Marie Potthof mit Drehbuchautor Nils-Marten Osburg, Regisseur Nicolai Rohde und Produzent Thomas Hroch auf die Parkinsel gereist. Zum sich an den Film anschließenden Gespräch nahmen sie mit Rüdiger Suchsland und Dr. Josef Schnelle auf dem Podium Platz. Peter Lohmeyer erzählte, ihm habe es interessiert, einer Figur zu folgen, die in einer unheimlichen, fiktionalen Welt agiert, um dort zu ermitteln. Er sei ein Mannschaftsspieler, für den die Interaktion im Job interessant ist. Der Film ist schon der dritte Teil einer Reihe.
Die Ausstrahlung in der ARD ist für den 19. September geplant. Jedoch in einer leicht „entschärften“ Version als derjenigen, die auf dem Festival lief, mit einer FSK ab 12 Jahren, da der Film um 20.15 Uhr ausgestrahlt werden soll. Dazu merkte Drehbuchautor Nils-Morten Osburg, der die Vorlage gemeinsam mit Nils Willbrandt lieferte, an, dass der Film, der im Fernsehen gezeigt werde, nicht weniger wuchtig sei. Die Romanvorlage sei nicht einfach zu adaptieren gewesen. Die Frage nach einem Kontakt während des Schreibens zum Romanautor verneinte er, aber Autor Craig Russel habe den Film schon gesehen und sei glücklich gewesen, das wäre für ihn eine schöne Bestätigung.
Craig Russel habe eine Weile in Hamburg gelebt und vor Ort recherchiert und geschrieben, bevor er wieder nach Schottland zurückkehrte. Die Ereignisse in Bad Kleinen, bei der es zu einem Schusswechsel kam, fließen in die Podiumsdiskussion mit ein. „Ohne Wirklichkeitspartikel gibt es keinen guten Film“, so das Fazit. Das Team wendet sich selbst an das Publikum und fordert zu Fragen und Beiträgen auf. Zum Ende springt Peter Lohmeyer von der Bühne, „noch jemand ein Autogramm“? Um dann selbige Wünsche freundlich und offen zu erfüllen. Ein Schauspieler ohne jegliche Berührungsangst mit seinem Publikum.
Geplanter Sendetermin in der ARD: 19. September, 20.15 Uhr.