Capitaine Marin Servaz: Ein Polizist mit Prinzipien

Bernard Minier ist der Autor der Thrillerreihe um Marin Servaz. Foto: © Emanuele Scorcelletti

Capitaine Martin Servaz von der Polizei in Toulouse hat sie noch kennengelernt: »Die Bullen vom alten Schlag«. Das war damals, 1993, als er gerade neu in Toulouse angefangen hatte und seine Kollegen mindestens zwanzig Jahre älter waren als er, noch zum Großteil mit Krawatten rumliefen – eigentlich trugen nur die Typen von der Drogenfahndung keine – und ihn als Anfänger nicht für voll nahmen. Denn der aktuelle (fünfte) Band der Reihe um Capitaine Servaz »Schwestern im Tod« führt uns zurück in das Jahr 1993 und somit in die Anfänge seiner Polizeikarriere. Er verdankte seine Stelle in Toulouse seinem Onkel, der eine gute Position in der Generaldirektion innehatte und nach dem Abschluss der Polizeischule in Cannes-Écluse und nur zwei Jahren Dienst in der Unterpräfektur von Paris seine Versetzung nach Toulouse bewerkstelligt hatte. Hier war er mit seinen 24 Jahren nun der Grünschnabel mit den langen Haaren, der häufig nicht als Polizist erkannt und für den Studenten gehalten wurde, der er einmal war. Denn vor dem Besuch der Polizeischule hatte er Literaturwissenschaft studiert, das Studium aber abgebrochen, nachdem sein Vater sich das Leben genommen hatte und ausgerechnet er ihn finden musste.

Polizeigewalt

»Schwestern im Tod«
»Schwestern im Tod« ist der neueste
Pychothriller von Bernard Minier
Trotzdem hatte sein Chef, Capitaine Léo Kowalski, ein Polizist von brachialer Gewalt, absoluter Autorität und tyrannischen Charakters, sich seiner angenommen und ihn eng in die Ermittlungen eingebunden. Und so war er 1993 auch bei dem Verhör des Schriftstellers Erik Lang im Polizeigewahrsam dabei, auf das in »Schwestern im Tod« zurückgeblickt wird. Und da zeigte sich deutlich, wie die »Bullen vom alten Schlag« damals drauf waren: Lang wird gedemütigt und geschlagen. Obwohl auch Servaz seine Zweifel an der Unschuld des Verdächtigen hat, kann er aufgrund seiner studentischen Wurzeln keinesfalls Machtmissbrauch und institutionelle oder willkürliche Gewalt dulden. Der Satz »Das was gerade passiert ist, gefällt mir nicht« schießt ihn ins Aus. Bei seinem Chef und seinen Kollegen ist er unten durch …

Auf den aktuellen Fall um die beiden erschlagenen und an Bäume gefesselten Schwestern in Kommunionkleidern, in dem Servaz zusammen mit seinen Kollegen 1993 ermittelte, hatte diese Prinzipientreue jedoch keine Auswirkung. Denn die Ermittlungen mussten damals aufgrund einer dramatischen Wendung ohnehin eingestellt werden. Und beruflich scheint es Martin Servaz auch nicht geschadet zu haben. Denn in dem ersten Fall der Thriller-Reihe um Martin Servaz, den er in dem Band »Schwarzer Schmetterling« (in Frankreich unter dem Titel 2011 unter dem Titel »Glacé« erschienen) zu lösen hatte, hat er es immerhin bereits zum »Commandant« gebracht.

Außergewöhnliche Fälle

Und seitdem ermittelt er in den Bänden dieser Thriller-Reihe von Bernard Minier als Perfektionist und besessen von seiner Arbeit sowohl in den Pyrenäen als auch im städtischen Dschungel in außergewöhnlichen Verbrechen und fördert schreckliche Geheimnisse zutage.

Dabei wird er immer wieder mit sehr realen Albträumen konfrontiert und hat gegen seine inneren Dämonen zu kämpfen. Noch immer hadert er mit dem Freitod seines Vaters, eines Lehrers, der den Verlust seiner Ehefrau, die von Eindringlingen vergewaltigt und getötet wurde, nicht verwinden konnte. Dieser Mord und die Hoffnung, die Ermittlungsakte seiner Mutter erneut öffnen zu können, war auch der Grund, warum er sein Literaturstudium aufgab und Polizist geworden ist.

Servaz liebt Bücher, lateinische Zitate, klassische Musik (die von Mahler), seine Tochter und seinen Sohn – von dem er lange nichts wusste. Seine Abneigungen sind: Inkompetenz, Ungerechtigkeit, Dummheit, Sport im Fernsehen, Konsumgesellschaft, neue Technologien, Zyniker, Aufdringlichkeit, Heuchler, Faulheit, Unterwürfigkeit, Lügner, Besserwisser, Geschwindigkeit, Feuerwaffen (er war schon auf der Polizeischule der Jahrgangsschlechteste beim Schießen) …

Und nun – nach 25 Jahren – hat er es wieder mit dem Bestseller-Autor Erik Lang zu tun, dessen Ehefrau nun von seinen Giftschlangen getötet wurde. Und wieder ist ein Kommunionkleid im Spiel …

Wird Capitaine Martin Servaz es diesmal schaffen, Licht ins Dunkel zu bringen und auch den alten Fall endlich zu einem befreidigenden Ergebnis zu bringen?

Die Fälle von Martin Servaz

Image of Schwarzer Schmetterling: Psychothriller

»Schwarzer Schmetterling« In seinem ersten Fall geht es um einen hochintelligenter Psychopathen mit einem teuflischen Plan. In 2000 Meter Höhe machen Arbeiter eine verstörende Entdeckung: ein grauenvoll inszenierter Tierkadaver auf schnee- und blutbedeckten Felsen. Das Werk eines Wahnsinnigen? Am Tatort werden Spuren eines gefährlichen Serienmörders gefunden, doch dieser sitzt seit Jahren im hermetisch abgeriegelten Hochsicherheitstrakt einer psychiatrischen Anstalt. Während Commandant Servaz und die junge Anstaltspsychologin Diane Berg verzweifelt versuchen, das Rätsel zu lösen, wird der kleine französische Ort Saint-Martin von einer kaltblütig inszenierten Mordserie erschüttert …

Image of Kindertotenlied: Thriller

»Kindertotenlied« In seinem zweiten Fall liegt eine Professorin der Elite-Universität Marsac ertrunken und grausam gefesselt in der Badewanne. In ihrem Rachen steckt eine Taschenlampe. Ohrenbetäubende Musik von Gustav Mahler schallt durch die Nacht. Kindertotenlieder. Beklemmung macht sich in Kommissar Martin Servaz breit. Ist Mahler doch der Lieblingskomponist des hochintelligenten und seit Monaten flüchtigen Serienmörders Julian Hirtmann. Hauptverdächtig ist jedoch ein Student: ausgerechnet der Sohn von Kommissar Servaz` Jugendliebe. Die Ermittlungen führen den Kommissar zu einem mysteriösen Studentenzirkel und zwingen ihn zu einer Reise in die eigene Vergangenheit.

Image of Wolfsbeute: Psychothriller (Ein Commandant Martin Servaz-Thriller, Band 3)

»Wolfsbeute« In seinem dritten Fall beginnt das Unheil mit einem verstörenden anonymen Brief eines vermeintlichen Selbstmörders. Zunächst glaubt Radio-Moderatorin Christine Steinmeyer an einen Irrläufer, der da in ihrem Briefkasten gelandet ist. Doch dann meldet sich in ihrer Live-Radiosendung ein Mann zu Wort, der Christine für den Tod eines Menschen verantwortlich macht. Zeitgleich erhält Kommissar Martin Servaz einen Hotelzimmerschlüssel zugeschickt. Zimmer 117, im Hotel Wilson in Toulouse. Dort hatte sich vor einem Jahr eine Künstlerin auf grauenvolle Art das Leben genommen. Angeblich. Wer ist der ominöse Absender dieser Schlüssel-Botschaft?

Image of Nacht: Psychothriller

»Nacht« In seinem vierten Fall tauchen bei einem Mordopfer auf einer norwegischen Ölplattform Fotos auf, die direkt zu Kommissar Servaz in die Pyrenäen und nach Toulouse führen. Fotos, die nur einer dort hinterlegt haben kann: Julian Hirtmann, ein hochintelligenter Serienmörder, seit Jahren auf der Flucht. Zeitgleich mit ihm verschwand damals Servaz` große Liebe Marianne, längst ist der Kommissar von ihrem Tod überzeugt. Nun hat Serienkiller Hirtmann beschlossen, ein neues Spiel mit Servas zu spielen.



Image of Schwestern im Tod: Psychothriller

»Schwestern im Tod« In seinem fünften Fall, der mit den Ermittlungen im Jahr 1993 zusammenhängt, geht es um zwei Studentinnen, die ermordet aufgefunden wurden, an Baumstämme gefesselt und in Kommunionkleider gehüllt. Die Schwestern waren Fans von Lang gewesen, auf ihrem Zimmer hatte dessen Bestseller »Das Kommunionkind« gelegen. Zufall? – 25 Jahre später liegt ein Opfer inmitten giftiger Schlangen - die Ermordete trägt ein Kommunionkleid, und es handelt sich um die Ehefrau des Krimi-Autors Erik Lang. Für Kommissar Servaz steht bald fest, dass sie damals etwas Wichtiges übersehen haben …