Deutschlandpremiere! Andreas Gruber stellt „Todesmärchen“ vor

Der österreichische Thriller-Autor Andreas Gruber stellte "Todesmärchen" erstmals in Deutschland vor. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Der österreichische Bestseller-Autor Andreas Gruber kam für diesen Premieren-Abend in Deutschland aus Wien angeflogen. Ute Machauer, Leiterin der Gemeindebibliothek Sandhausen, in der Nähe von Heidelberg, hatte ihn eingeladen. Ein Abend mit Andreas Gruber ist ein Erlebnis!

Der Autor gibt Anekdoten und Geschichten zum Besten und springt dabei erzählerisch von einem ins andere. Lachtränen rief gleich die Schilderung seiner ersten Lesung aus dem ersten Band der bei Goldmann erschienenen Reihe hervor. Die Wiener Buchhändlerin hatte den Veranstaltungshinweis über ihren Verteiler an ca. 3000 Adressaten versandt und reich bestuhlt, schließlich hatte Andreas Gruber auch davor schon einiges veröffentlicht. Der Autor war anwesend, die Buchhändlerin wurde mit dem Fortschreiten der Uhrzeit sichtlich nervöser. Da huschte ein Herr herbei und nahm in der dritten Reihe rechts außen Platz. Nun denn, wenn sich jemand schon die Mühe macht, sich zur Lesung aufzumachen, dann gibt der Autor eben sein Bestes für diesen einen Gast. Auf die nach einer halben Stunde gestellte Frage, ob der geneigte Hörer noch mehr haben möchte und nach dessen Geständnis, er habe Zeit, fuhr Andreas Gruber, der ebenfalls Zeit hatte, wacker mit seinem Programm fort. Am Ende der Lesung entfernte sich der Gast, auf den ihm angebotenen Kauf eines signierten Buches dankend verzichtend, da er, wie er nunmehr mitteilte, den Aufenthalt in der Buchhandlung als überaus passende Gelegenheit genutzt hatte, um die Wartezeit auf seine Frau zu überbrücken, die zeitgleich einen Friseur-Besuch absolvierte.

Andreas Gruber greift die ihm bereits „tausend Mal“ gestellte Frage auf, woher er denn seine Ideen nehme und es kam Folgendes: Er weiß es selbst nicht! Dann verriet er aber, dass er Hörspiele beim Walken hört und dabei oft so in die Geschichte eintaucht, dass er sie selbst auf eigene Weise weiter erzählt. Auch im Urlaub, so ganz ohne Arbeitsdruck, kommen Ideen, die er „wie Kraut & Rüben“ in einer Datei sammelt.

Ob er, wenn er mit dem Schreiben an einem neuen Werk beginnt, bereits weiß, wie es ausgeht? Ja, das weiß er. Denn als Schreibprofi erstellt er ein Exposé, das er mit seinem Literaturagenten Roman Hocke von Ava-International und dem Lektorat seines Verlages abstimmt. Und dann liest er ein Appetithäppchen aus Todesmärchen, wobei rasch deutlich wird, dass die Kunst des Dialogschreibens eine der Stärken von Andreas Gruber ist.

Schon kommt ihm die nächste Geschichte in den Sinn, die er zur Freude des Publikums zum Besten gibt. Es habe im Vorfeld eine Preview zu „Todesmärchen“ gegeben. Gemeinsam mit Veit Etzold und Arno Strobel war er einer Einladung nach Berlin gefolgt, um einige Seiten aus seinem Manuskript zu lesen. Es wäre vom Veranstalter, einem großen Hersteller elektronischer Endgeräte, gerne gesehen worden, wenn die Autoren ihre Blicke auf einen iPad geheftet hätten. Nun lagen aber die vorzutragenden Passagen natürlich noch nicht als elektrischer Text vor.

Eine Managerin des Hauses erklärte sich bereit, eine Art Potemkinsches iPad zu basteln, das immerhin die Illusion erwecke. Dies ging daneben, die Texte klebten zusammen und waren nicht mehr lesbar. Dem zuvor eingeworfenen Hinweis, dass die Autoren jeweils nur ein einziges Exemplar dabei hätten, folgte Verblüffung: „Sie können das nicht auswendig?!“ Zum Glück hatten sich die Autoren die Seiten zuvor gegenseitig per Mail zugesandt, und so hatten sie immerhin eine Ausgabe ihrer Manuskripte auf dem Smartphone-Bildschirm dabei.

Nun folgt die Lesung des professionell eingebauten Cliffhangers aus Todesurteil, und Andreas Gruber verleiht den jeweiligen Akteuren wechselnde Stimmlagen. Die spannenden Passagen wecken unmittelbar die Lust, die Romane selbst zu lesen!

Ebenfalls werde ihm oft die Frage gestellt, weshalb er denn keinen ordentlichen Beruf gelernt habe, so fährt er fort. Aber das hat er ja, denn Andreas Gruber hat Wirtschaft studiert, mit Abschluss, und danach einige Jahre im Controlling gearbeitet. Die richtige Frage sei doch vielmehr, wie kommt jemand, der Schriftsteller werden will, auf die Idee, Wirtschaft zu studieren? Denn das wollte er schon, seit er fünf Jahre alt war. Da er des Schreibens noch nicht mächtig war, war sein erstes Werk ein Comic. Mit neun Jahren allerdings kam es im elterlichen Schrebergarten zum ersten Roman, bei dem bereits nach drei Seiten alle Protagonisten tot waren. Mit elf Jahren löste er für sich persönlich das Mysterium des Blocksatzes und ab da hielt ihn nichts mehr. Schriftsteller müssen neben ihrem Können auch Durchhaltevermögen zeigen, und das hat er wohl bewiesen, als er mit 28 Jahren seinen ersten Roman an einhundert Verlage sandte und 101 Absagen erhielt. Da hatte wohl ein Verlag bereits prophylaktisch eine Absage versandt, resümiert er.

Während eines London-Aufenthaltes deckte sich der aufstrebende Schriftsteller mit sechzig Büchern ein, die er in einem Regal mit der Aufschrift Creative Writing in einer Buchhandlung gefunden hatte. Es folgten Kurse, bei denen die Kunst des Schreibens vermittelt wurde und Austausch mit KollegInnen. Begonnen hat er übrigens mit Horror, seine Frau riet ihm jedoch zu Krimis. Seine Romane gibt er bereits während des Entstehungs-Prozesses an Testleser, die ihn dann konstruktiv kritisieren dürfen. Denn was nützt ein Lob von der Miezi-Tant’ und dem Beppo-Onkel, wenn das Werk dann nach der Veröffentlichung keinen Bestand hat?

Es folgt die Lesung einer Therapie-Sitzung aus Todesmärchen, die bei den Gästen diverse Schauer hervorruft. Anekdoten von seiner Lese-Reise nach Japan, zu der ihn seine Frau begleitete und weitere Einblicke in seinen Schreib-Alltag runden den äußerst kurzweiligen Abend ab.

Ute Machauer bedankt sich für die spannenden Einblicke und überreicht dem Gast ein extra-großes Glas Nusspaste eines bekannten Herstellers, weil sie kürzlich in einem Interview las, dass ihn der Genuss selbiger inspiriere und weil sie sich weitere Romane von ihm wünscht. Das bekräftigt auch das begeisterte Publikum durch heftigen Applaus und flugs bildet sich eine lange Schlange mit Leserinnen und Lesern, die Signierwünsche an den sympathischen Autor haben.

Zur Freude seiner Fans gestaltet Andreas Gruber seine Lesungen sehr lebendig. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Ein sehr unterhaltsamer Abend mit Andreas Gruber in der Gemeindebibliothek Sandhausen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Bibliotheksleiterin Ute Machauer mit Kriminetzredakteurin Claudia Schmid und Bestseller-Autor Andreas Gruber. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Bestseller-Autor Andreas Gruber mit Kriminetzredakteurin und Syndikatskollegin Claudia Schmid. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz