Don Winslow in Lüneburg

Don Winslow (mitte) stellte »Missing New York« vor. Durch den Abend führte Johannes Kaiser (links). Die »deutsche Stimme« war Dietmar Wunder (rechts). Foto: © Lünebuch.

Am 3.November 2014 kam der Autor Don Winslow nach Lüneburg.

Ich muss gestehen, dass ich nicht zu dieser Lesung ging, weil mich der Autor so sehr interessierte. Nein, es war der Ort der Veranstaltung, das Palais am Werder vom Hotel Bergström. Denn das spannende am Lüneburger Krimifestival sind unter anderem die verschiedenen Veranstaltungsorte, wie z. B. das Kloster, der Filmpalast oder der Hörsaal der Universität. Manche Örtlichkeit trägt dazu bei, dass die Lesung zu einem Erlebnis wird.

Ich kannte noch kein Buch von dem ehemaligen Privatdetektiv und Safarileiter Don Winslow, obwohl er den deutschen Krimipreis 2011 für „Tage der Toten“ und den zweiten Platz 2012 für „Zeit des Zorns“ gewonnen hat. Ich war gespannt, ob ich am Ende der Lesung mit einem Buch von ihm nach Hause gehen würde.

Der Abend wurde ruhig und sachlich von Johannes Kaiser moderiert, die literarische Stimme im Deutschlandradio Kultur. Dieser erzählte, dass der Autor schon von klein auf Schriftsteller werden wollte. Als Kind saß er heimlich dabei, wenn sein Vater - ein ehemaliger Offizier der Navy - mit seinen Kumpanen von ihren Erlebnissen erzählten. Dazu kommt, dass seine Mutter Bibliothekarin war und Winslow mit vielen Büchern aufwuchs.

Das Beste, was einem Krimiautor passieren kann, ist, bei einem Mafiaboss ein und aus zugehen. So wie Don Winslow! Seine Oma arbeitete bei dem Mafioso Carlos Marcello und Winslow ging als Kind oft mit ins Haus von Carlos. Dort wurde gepokert und andere illegale Glücksspiele betrieben. In der Gegend von New Orleans soll es viele Mafia-Familien gegeben haben. Das richtige Umfeld für einen späteren Krimiautor!

Der sympathische Krimiautor recherchiert sehr genau, um nichts falsch zu machen. Er schreckt auch nicht davor zurück, z. B. Drogendealer, in seine Recherche mit einzubeziehen. Für Winslow ist es ein Deal, den er mit dem Leser hat: die Leser nehmen sich Zeit für seine Bücher, dafür bringt er den Leser an gefährliche Orte.

Gelesen wurde von Dietmar Wunder, der deutschen Stimme des James Bond Darstellers Daniel Craig, aber auch von Don Winslow selber. Beide wechselten sich ab und so wurde teils auf Englisch teils auf Deutsch aus dem Buch „Missing New York“ gelesen. In dem Buch geht es um ein siebenjähriges Mädchen, welches aus dem heimischen Garten verschwindet. Hailey bleibt trotz intensiver Suche verschwunden. Zwei Wochen später verschwindet wieder ein Mädchen. Dieses wird tot aufgefunden und ihr Täter gefasst.

Der Ermittler Frank Decker will nicht glauben, dass Hailey tot ist. Er glaubt fest daran, dass sie lebt und ermittelt auf eigene Faust weiter.

Dietmar Wunder und Don Winslow haben beide eine sehr angenehme Vorlesestimme, der man ewig zu hören könnte. Trotzdem fand ich, dass sie zu viel aus dem Buch vorgelesen haben.

Es war ein netter und interessanter Abend mit einer leckeren Suppe im Palais am Werder vom Hotel Bergström.

Das Buch mit dem „einsamen Cowboy“ Privatdetektiv Decker, der nicht aufhört, nach dem Mädchen zu suchen, nahm ich nicht mit nach Hause.