FeeLit 2025 ist eröffnet!

Jagoda Marinić im Gespräch mit Cornelia Funke bei der ausverkauften Eröffnungsveranstaltung von FeeLit 2025, dem internationalen Literaturfestival in Heidelberg. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Bereits zum dritten Mal kuratierte Jagoda Marinić das internationale Heidelberger Literaturfestival FeeLit. In diesem Jahr wurde erstmals der Standort gewechselt. Weg vom Universitätsplatz, wo ein Spiegelzelt über Jahre hinweg das Flaggschiff der Heidelberger Literaturtage war, wie das Festival zuvor hieß. Nun also in Halle 02 in der Bahnstadt. Man durfte gespannt sein auf den neuen Veranstaltungsort und auch darauf, wie er vom Publikum angenommen wird. Aber gleich zur Eröffnungsveranstaltung wurde der neue Ort nicht nur akzeptiert, sondern regelrecht überrannt. Mit 600 Gästen war die Halle ausverkauft. Für den neuen Standort spricht auch die hervorragende Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln.

Ein Gegenlicht zu den schweren, dunklen Nachrichten unserer Tage setzt Jagoda Marinić mit diesem Literaturfestival. So lautet auch das Motto dieses Jahr nach Liedzeilen von Leonhard Cohen »That´s how the light gets in«. »Literatur ist kein Luxus, sie ist eine der wichtigsten menschlichen Errungenschaften und Mysterien. Sie ermöglicht neue Perspektiven auf Außenwelten und Innenwelten«, schreibt die Schriftstellerin, Essayistin und Podcasterin Jagoda Marinić im Vorwort zum Programm.

Extra aus ihrem neuen Domizil in der Toskana kam Cornelia Funke zum Eröffnungstag am letzten Junisonntag des Jahres angereist. Nach etlichen Jahren in Kalifornien bewohnt sie nun eine ehemalige Alabasterfabrik bei Volterra. Wer die Stadt, die auf einem Hügel in der Provinz Pisa liegt, kennt, kann sich diese auch bestens als Handlungsort für einen Teil von Cornelia Funkes Abenteuer vorstellen. Schmale, hohe, mystisch wirkende Gassen verheißen selbst im heißen Sommer Kühle und man ahnt durch sie streifend noch immer etruskische Geschichten.

Gleich zu Beginn ihrer Vorstellung durch die Festivalleiterin wurde Schriftstellerin Cornelia Funke mit tosendem Applaus empfangen, ein regelrechter Gänsehautmoment. »Jetzt bringt ihr mich jetzt schon zum Weinen«, sagte sie und erzählte, dass sie es so besonders freut, dass sie mit einigen ihrer Stipendiatinnen anreisen konnte, die an diesem Tag ihre Arbeit in Workshops präsentierten. Cornelia Funke unterhält ein großartiges Projekt namens »Fraggina«, in dessen Rahmen sie junge Künstlerinnen dazu einlädt, eine Weile bei ihr zu verbringen und dort im gemeinsamen Austausch zu arbeiten. Jagoda Marinić erzählte von der einstündigen Wanderung, die es braucht, um von Volterra aus auf den »Zauberberg« zu gelangen, wo man schnell vergisst, dass man eigentlich auch nach Volterra könnte und bleibt.

Cornelia Funke setzt mit ihrem Projekt auf Gemeinsamkeit, gegen den Egoismus unserer Zeit, denn das Leben ist gemeinsam um so vieles leichter. Sie las aus Das grüne Königreich, eine Geschichte über »die Kraft der Natur und die Magie der Pflanzen«. Man war schnell eingefangen vom Plot über ein Mädchen, das in einer Kommode einen Stapel Briefe findet. Gerne hätte man der schönen Erzählstimme Cornelia Funkes und ihrer pointierten Vortragsweise stundenlang gelauscht.

Rasch wurde indes dazu übergegangen, dem Publikum die Gelegenheit zu geben, Fragen zu stellen. Cornelia Funke flitzte von einer Bühnenseite zur anderen, um den Fragenden, meist Kindern und Jugendlichen, an den beiden Mikros möglichst nah zu sein und beantwortete etwa Fragen nach ihrer Art des Plottens, der Figurenentwicklung, nach Lieblingsfiguren in ihren Geschichten und auch die, weshalb sie schreibt oder wie sie zur KI steht.

Man erhielt einen Eindruck von einer überaus sympathischen Schriftstellerin, die mit ihrer Offenheit und Präsenz mühelos den gesamten Saal für sich einnahm. Neben ihrer ganz besonderen Gabe des Schreibens versteht sie es auch glänzend, ihr Publikum im persönlichen Kontakt restlos für sich zu begeistern. Das liegt auch an der Wertschätzung und dem Respekt, den sie selbst im Umgang mit anderen zeigt. Am Ende gab sie uns mit: »die Welt braucht weniger Narzissmus, sondern ein wir«. Und dann erhoben sich alle und applaudierten langanhaltend, bevor Cornelia Funke geduldig und mit der ihr eigenen ganz besonderen Freundlichkeit und Zugewandtheit am Signiertisch Platz nahm.

Welch ein strahlender Beginn! Schirmherr des Festivals ist der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmar. Bis zum 12. Juli 2025 finden noch zahlreiche Veranstaltungen statt, von denen einige bereits ausverkauft sind, so wie die mit Robert Habeck. Deshalb gilt Eile beim Ticketkauf: FeeLit.de.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler sind u. a. Didier Eribon, Edouard Louis, Martina Hefter, Francesca Melandri, Tanja Kinkel, Xiaolu Guo, Ralph Caspers, Eva Rottmann, Marina Weisband, Marlene Streeruwitz, Maja Göpel, Mehrnousch Zaeri-Esfahani und Katharina von der Gathen. Am letzten Festivaltag gibt es außerdem eine Literarische Führung durch die Unesco City of Literature Heidelberg. Sämtliche Veranstaltungen sind auf der Website aufgeführt: FeeLit.de.

Jagoda Marinić bei der Eröffnung des von ihr kuratierten internationalen Literaturfestivals FeeLIt. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Cornelia Funke kam zur Eröffnungsveranstaltung von FeeLit extra aus der Toskana, wo sie in der Nähe von Volterra in einer ehemaligen Alabasterfabrik lebt, nach Heidelberg gereist. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Cornelia Funke, die besonders berühmt für ihre »Tintenwelt«-Trilogie ist, nahm nach der Veranstaltung geduldig am Signiertisch Platz, vor dem sich eine unüberschaubar lange Schlange bildete. Selbstverständlich haben »Tintenherz«, »Tintenblut«, »Tintentod« und auch »Der Herr der Diebe« im Hause Schmid die Familienphase bereichert, weshalb sich Kriminetz-Redakteurin Claudia Schmid mit sehr großer Freude ein Buch signieren ließ. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Begeisterte Gäste der Eröffnungsveranstaltung von FeeLit: Kriminetz-Redakteurin Claudia Schmid mit Buchhändlerin Petra Berschin, die in der Bahnstadt ihr »Bücherglück« betreibt. Ein Besuch in ihrem feinen Laden an der Pfaffengrunder Terrasse Nr. 6 lohnt sich unbedingt: Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Direkt vor der Halle 02 gibt es Gelegenheit zum Relaxen und zum Reflektieren des Gehörten. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz