Filmgespräch zu »Heute stirbt hier Kainer«

Im Filmgespräch zu »Heute stirbt hier Kainer«: (links beginnend) Moderator Josef Schnelle, Michael Proehl (Drehbuch), Maria-Anna Westholzer (Drehbuch und Regie), Armin Dierolf (Kamera), Kinderdarsteller David Grüttner, HR-Redakteur Jörg Himstedt und die Schauspieler Martin Feifel und Michele Cucioffo. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Ein Film entsteht, anders als ein Roman, grundsätzlich in Team-Arbeit. Und trotzdem tragen die Filme, zu denen Michael Proehl das Drehbuch schreibt, ganz unverkennbar seine Handschrift. So auch Heute stirbt hier Kainer. Zum Gespräch über den Film hatten auf der Bühne im eigens dafür eingerichteten Zelt beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein mit Michael Proehl Regisseurin und Mitautorin Maria-Anna Westholzer, Kameramann Armin Dierolf, die Schauspieler Michele Cucioffound Martin Feifel sowie HR-Redakteur Jörg Himstedt Platz genommen. Mittig saß der sehr junge David Grüttner, der im Film den Emil spielt. Das Gespräch moderierte Josef Schnelle.

Jörg Himstedt erzählte davon, wie der Film zustande kam. Und zwar klingelte er bei Michael Proehl durch, ob der nicht etwas für ihn habe. Der dachte sofort an Kollegin Maria-Anna Westholzer, die ihren Debüt-Film noch nicht realisiert hatte. Jörg Himstedt war sofort von dem »Oberhammer« überzeugt und gab grünes Licht.

Regisseurin und Drehbuch-Autorin Maria-Anna Westholzer kommt vom Dorf und ist mit Waffen aufgewachsen, kennt also die archaische Grundstruktur aus eigenem Erleben. Das Dorf als Ort, wo jeder jeden kennt oder zumindest glaubt, jeden zu kennen. Drehbuchautor Michael Proehl, der 2016 auf der Parkinsel den Ludwigshafener Drehbuchpreis erhielt, ist von Anbeginn des Festivals des deutschen Films auf der Parkinsel mit dabei und war schon sehr oft gern gesehener Gast. Er beschreibt ein im Film verwendetes archaisches Motiv, in dem sich ein Mensch in eine Gesellschaft begibt und sich dort verändert. Es gehe um den traurigen alten Mann, der eigentlich ein ganz anderes Leben hat. Das Dorf halte im Übrigen zusammen, nur die Außenstehenden sterben am Ende.

David Grüttner, der Jüngste von allen, gibt bereits professionelle Statements zum Film und sagt, die Dreharbeiten haben ihm superviel Spaß gemacht. Martin Feifel, aus zahlreichen Filmen bekannter Schauspieler, bezeichnet den Dreh mit Martin Wuttke als intensives Erleben. Es sei großartig gewesen und er sieht als Untertitel des Films »Ich finde, Sie haben den Tod im Blick«. Überhaupt gefallen ihm das Wortkarge, bei dem keine Erklärszenen nötig waren. Damit käme die Gewalt viel mehr zum Ausdruck. Er sei glücklich über seine Rolle, die zwar klein, aber fein ist.

Schauspieler Michele Cucioffo freut sich ebenfalls, im Film dabei gewesen zu sein. Er hatte das Gefühl »Da küsst mich grad eine Elfe, dass ich da dabei sein darf«. Am Set habe Liebe, Lust und Leidenschaft geherrscht.

Neben der tollen, überaus passenden Musik (Matti Rouse) zum Film ist auch die Kamera von Armin Dierolf unbedingt zu erwähnen. Maria-Anna Westholzer erzählt, wie er sogar historische Linsen besorgte, um etwa die Farben der Kostüme nicht zu verfälschen. Armin Dierolf geht es darum, immer den gesamten Inhalt sinnlich visuell zu übersetzen, darum, »wie transportiere ich das Gefühl, so dass es der Zuschauerschaft direkt in den Bauch fährt«.

»Heute stirbt hier Kainer« ist ein herrlich schräger Film im Gewand eines Western, der bei allem Humor das eine oder andere Quäntchen Lebensweisheit enthält.

Der Film lief am Mittwoch, 21. April 2021, um 20.15 Uhr in der ARD und ist bis zum 10 Oktober 2021 in der ARD-Mediathek zu sehen.

Beim 17. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein wird er nochmals am 5. und 7. September gezeigt. Das gesamte Programm findet ihr hier: festival-des-deutschen-films.de.

Michael Proehl, mehrfach ausgezeichneter Drehbuch-Autor, ist von Anbeginn des Festivals an gern gesehener Gast auf der Ludwigshafener Parkinsel. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Martin Feifel, der neben vielen anderen Rollen als Hölderlin in »Feuerreiter« brillierte, spielt eine Rolle in »Heute stirbt hier Kainer«. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
David Grüttner war als Kinderdarsteller in »Heute stirbt hier Kainer« mit dabei. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz