Auch wenn es in Krimis meist um Mord geht, gibt es ein weites Feld von Kriminalfällen, die so gar nichts mit Mord zu tun haben. So auch in »Big Manni«, der derzeit auf dem Festival des deutschen Films in Ludwigshafen seine Premiere feiert. Denn hier geht es um Wirtschaftskriminalität. Der Fall ist bekannt: Ab 1986 baute Manfred Schmider sein Flowtex-Imperium auf, das dann im Februar 2000 in sich zusammenfiel. Diese Geschichte erzählt der Film »Big Manni« auf spannende und humorvolle Weise. Schon in der Schule handelte Manfred Brenner (so wird die Hauptperson im Film genannt) mit Autos: Mit Spielzeugautos. Geschäftspartner ist u.a. sein Schulfreund Bärlach, der hohe Preise für Raritäten bezahlen muss. Als Erwachsener beginnt Brenner (dargestellt von Hans-Jochen Wagner) dann folgerichtig mit einem Autohandel für Luxuskarossen und gründet anschließend eine Firma für Fassadenfarbe. Und dann geht es richtig los: Flowtex wird gegründet, eine Firma für Horizontalbohrsysteme, die u.a. dazu dienen sollten, die Verkabelung der Republik auf einfache und umweltschonende Weise voranzutreiben. Doch leider funktionieren die Maschinen nicht ganz so, wie erwartet. Aufträge bleiben aus und mit der Steuer gibt es auch Probleme. Kurzerhand inszeniert Brenner einen Raubüberfall, bei dem neben Wertsachen auch die Steuerunterlagen entwendet werden. Die Versicherungssumme wird wieder investiert. Doch leider beginnt daraufhin Bärlach (Felix Eitner), der Schulfreund aus alten Zeiten, zu ermitteln, ist er doch inzwischen Kriminalhauptkommissar. Und der will nicht glauben, dass bei einem Raubüberfall ausgerechnet Steuerunterlagen gestohlen werden. Ergo hat er Brenner selbst im Verdacht.
Der Betrug zieht Kreise
Derweil arbeitet Manfred Brenner weiter daran, das Geschäft anzukurbeln. Dazu werden weitere Firmen gegründet, die miteinander in Geschäftsbeziehungen stehen. Auch wenn es bei weitem nicht die Anzahl von Maschinen gibt, die die Banken finanziert haben, gelingt es Brenner mit Täuschungen und Scheingeschäften, weitere Kredite zu erhalten und bald wittern nicht nur lokale Banken das große Geschäft, sondern auch die Landesbank springt auf den fahrenden Zug. Kontakte zu Abgeordneten führen zu Beziehungen in die höchsten Kreise und so muss Brenner sogar das Golf spielen lernen. Er wird zum großzügigen Sponsor des badischen Kulturlebens und zum Hauptanteilseigner des neu gegründeten Flughafens Karlsruhe / Baden-Baden.
Eins sympathischer Typ
Und die ganze Zeit steht Brenner unter Druck: Eine Lüge zieht die nächste nach sich, ein Investment folgt dem nächsten. Und natürlich werden Firmengelder auch in privaten Immobilien und Schmuck angelegt. Dabei ist Brenner ein äußerst sympathischer Typ, der sowohl zu Geschäftspartnern als auch zu Mitarbeitern sehr großzügig ist. Eine Bratwurst am Imbissstand bezahlt er z.B. mit einem Hundert-Markschein (»stimmst so«). Der Film zeigt, wie dem Vorzeigeunternehmer Brenner, das Geld förmlich aufgedrängt wird und wie er, seine Ehefrau (im Film: Irene Brenner, gespielt von Nina Gnädig) und seine zwei Kinder in unermesslichem Luxus leben ...
… bis Kommissar Bärlach, dem von seinen Vorgesetzten ein Stein nach dem andern in den Weg gelegt wird, dann eben irgendwann doch Beweise für den Betrug findet.
Mit »Big Manni« ist Regisseur Niki Stein und den Drehbuchautoren Johannes W. Betz und Jürgen Rennecke eine großartige Realsatire über einen der größten Wirtschaftsskandale der deutschen Nachkriegsgeschichte gelungen, in dem der Betrüger Manfred Brenner als das eigentliche Opfer und die geld- und machtgeilen Banker und Politiker als die wahren Täter erscheinen.
Die Schauspieler über den Film
Im Filmgespräch kam zu Sprache, dass es auch für die Schauspieler einen Hersausforderung war, das Betrugsgeflecht der Flowtex-Affäre zu durchdingen, um die Figuren realistisch verkörpern zu können. Außerdem meinte Nina Gnädig habe das Geld, das für die Produktion zur Verfügung gestanden hat, bei weitem nicht ausgereicht, um den unendlichen Reichtum der Schmiders darzustellen, denn die Schmiders hatten nicht nur einen Rolls-Royce, sondern fünfzehn davon. Allein die Feier des 50. Geburtstages von Manfred Schmider habe mehr gekostet, als der ganze Film, ergänzte Hans-Jochen Wagner. Außerdem habe er gehört, dass Herr Schmider, nach dem Ansehen des Films gesagt haben solle, dass der wohl ganz nett sei, dass es in der Realität aber alles ein wenig größer gewesen sei. Felix Eitner erzählte, dass es für seine Figur, den Bärlach, kein konkretes Vorbild gegeben habe. Denn der Kriminalhauptkommissar Bärlach sei eine reine Phantasiefigur. In der Realität seien da viele Kommissare und Polizisten beteiligt gewesen. Gedreht worden sei an Originalschauplätzen in Karlsruhe, wo sich das weitläufige Anwesen von Schmider befand, in Ettlingen in den ehemaligen Werks- und Büroräumen sowie in Baden-Baden. Die Szenen aus Argentinien seien übrigens im Europapark Rust gedreht worden, verriet Hans-Jochen Wagner und die Szenen aus Spanien stammten aus dem Elsass ergänzte Felix Eitner.
Die Ausstrahlung des bereits im Jahr 2016 gedrehten Films im Fernsehen wurde bereits mehrmals verschoben und ist jetzt für den 1. Mai 2019 um 20.15 Uhr im Ersten vorgesehen. Danach sendet die ARD eine Dokumentation zum realen Fall hinter dem Fernsehfilm.


