Im Gespräch mit Matthias Jösch

Matthias Jösch im Interview

Matthias Jösch ist 1966 in Dernbach geboren und lebt mit seiner Frau im Ruhrgebiet. Er hat Betriebswirtschaftslehre, Mathematik und Musikwissenschaften studiert. Heute arbeitet er als Unternehmensberater und schreibt für HiFi- und Musikzeitschriften. Der Thriller „Mammon – Für deine Sünden wirst du büßen“ ist sein erstes Buch. Es erschien Anfang des Jahres 2013 bei dotbooks.

Kriminetz: Lieber Matthias, vielen Dank, dass du dir heute Zeit genommen hast, meine Fragen via Skype zu beantworten. Du hast Anfang 2013 deinen Thriller „Mammon-für deine Sünden wirst du büßen“ im dotbooks Verlag veröffentlicht. Der Haupttitel „Mammon“ steht für das Üble, das Böse, das Hinterhältige hinter dem weltlichen Besitz, hinter dem äußeren Sein. Stand der Titel für dich von Anfang an fest, oder ist er erst beim Schreiben aufgetaucht? Und was bedeutet der Untertitel?

Matthias Jösch: Das ist eine hervorragende Frage! Ein Wort stand von vornherein fest, bevor ich überhaupt das erste Wort geschrieben hatte, das war „Mammon“. Und ich hatte auch einen Untertitel, der war zugegeben angelehnt an Adler Olsen. „Der erste unauthorisierte Fall des Adrian Zoll“. Ich fand das super gescheit und toll, aber das Verlagsteam ist zusammengebrochen als sie das gelesen haben. Der jetzige Untertitel kam vom Verlag und ich wollte ihn erst überhaupt nicht. Aber ich hab dann die Argumente des Verlags verstanden. Wenn man als neuer Autor mit einem Thriller auf den Markt kommt, muss der Titel einfach reißerisch sein. „Mammon“ ist geblieben, da hätte ich auch gar nicht drüber diskutiert.

Kriminetz: Wie erfindest du deine Figuren, entwickelst du vor dem Schreiben ihre Biografien?

Matthias Jösch: Das kann ich dir zeigen. (Matthias zieht ein Riesenplakat im A2 Format hervor. Eingeteilt in vier Abschnitte. Komplett vollgeschrieben mit Namen, Zeittafeln, manches ist mit roten Strichen und Pfeilen verbunden) Das ist ein so eines meiner Formblätter, eine Art Matritzenrechnung. Als alter Mathematiker muss ich ja so ran gehen. Ich hab alles auf dem Reißbrett entwickelt. Die Dinge, die nicht der reinen Fantasie entspringen, sondern wo ich Daten, Fakten, Zahlen brauche, gieß ich in Matritzenform. So hab ich auch begonnen die ersten Figuren zu formen, bevor sie überhaupt existierten, in Tabellen, auch nach Vorbildern, aber das funktionierte nicht. Die Personen haben sich irgendwann selbstständig gemacht. Was immer geblieben ist und wo ich den roten Faden stets behalten habe, war die Handlung.

Kriminetz: Wie lief deine Recherche dann, rechcherierst du vor Ort? Hast du Bücher zum Thema gelesen, das Internet benutzt, oder hast du nur Orte genommen, wo du schon mal warst.

Matthias Jösch: Tatsächlich von allem etwas. Zu sagen ich wäre für das Buch extra wohin gereist, wäre gelogen. Ich habe aber Orte genommen, wo ich schon war. Von einer Ausnahme mal abgesehen: Den Ort Villanovo gibt’s gar nicht. Ich hab ihn kreiert, weil dort einfach soviel passiert, das düster und böse ist. In der Gruft in Florenz war ich nicht drin, weil ich das in meinem Buch nicht so genau brauchte für die Szene. Aber Florenz selbst und die Kathedrale hab ich gesehen, New York und alle anderen Orte, die im Buch eine Rolle spielen. Aber es ist natürlich etwas anderes in diesen Orten etwas passieren zu lassen, das garantiert nicht passiert ist, diese Orte also zu verfremden. Und ich muss dann immer daran denken, dass ich dort als Rucksacktourist herum gerannt bin. Und dann passiert dort etwas, das ich frei erfunden habe. Und das macht irgendwie Spaß! (Matthias Jösch lacht)

Kriminetz: Mammon ist sehr historisch, es gibt da diese uralte Hauptstory mit den Messern, die in sehr weiter Vergangenheit beginnt. Wie bist du auf dieses Thema gekommen?

Matthias Jösch: Das ist eine gute Frage, ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung. Dieses späte Mittelalter, diese Renaissance, die für uns heute eine wirklich wichtige Bedeutung hat woltle ich verwenden. Ich wusste, dass ich da was ansiedeln muss, weil die echte historische Bedeutung dieser Zeit eine sehr große Rolle für die Menschheit spielt, für das was wir heute sind. Was da alles umgebrochen wurde: Architektur, Literatur, Musik. Von vielem profitieren wir heute noch. Da musste eine Handlung her, die etwas Mystisches beinhaltet. Und da kam mir dann die Idee mit den Dolchen. Weil niemand will mit einem Dolch ermordert werden, lieber erschossen. Ein Dolch ist schon mal ganz schlecht und ein alter Dolch, der auch noch geheime Zeichen enthält und eigentlich ein Wurfmesser ist ... Und so entwickelt sich das ganze dann weiter...

Kriminetz: Bleiben wir gleich bei diesem Wurfmesser. Du beschreibst in deinem Buch die exakte Fluggenauigkeit des Messers und auch die langwierige Herstellung. Warst du bei einem Waffenspezialisten, der dir alles gezeigt und erklärt hat? Hast du vielleicht sogar Unterrricht genommen, bei einem Messerwerfer?

Matthias Jösch: Nein, es gibt da ein Standardwerk über Messer. Wenn der Experte Wurfmesser hört, dann dreht er durch, denn da gibt es unzählige Unterkategorien, die ich gar nicht weiter analysiert hab. Mir war nur wichtig, dass ein Wurfmesser, was ich vorher nicht wusste, ganz bestimmte Konstruktionsmerkmale aufweisen muss, die es von einem stinknormalen Messer massiv unterscheidet. Besonders die Schwerpunkte gilt es zu beachten, es gibt da verschiedene Ausprägungen. Da hab ich mich natürlich informiert, weil ich dachte das könnte interessant sein. Damit der Leser versteht, dass das nicht ein X-beliebiges Messer sein kann, mit dem man jemanden von Weitem erdolcht. Das funktioniert nämlich nicht. Ich hab also ein Buch darüber gelesen, da war ich extra in der Stadtbibliothek, da hatten die welche darüber. Und so hab ich es quasi gelernt.

Kriminetz: Theoretisch hättest du auch in den Zirkus gehen können.
Matthias Jösch: (lacht) Stimmt genau, da hab ich aber nicht dran gedacht. Ich hab Angst vor Clowns, also würd ich niemals in den Zirkus gehen.

Kriminetz: Auf den Wurfmessern sind Symbole, Zeichen und Wörter auf lateinisch eingeritzt. Sprichst du Latein? Wieso musste es Latein sein?
Matthias Jösch: Ich hatte Latein in der Schule, kann aber eigentlich kein Wort mehr, es ist zu lange her. Aber Latein musste es sein, es konnte nicht französisch, griechisch spanisch oder was weiß ich sein.

Kriminetz: Arämäisch wär gut, ist auch alt.
Matthias Jösch: (lacht) Nein, es musste eine Sprache sein, die per se schon eine gewisse Ausstrahlung hat, und heutzutage versteht diese Sprache kaum mehr jemand. Lateinische Worte, die in der Summe einen Satz ergeben, das fand ich einfach gut und geheimnisvoll.

Kriminetz: Und weil man als Leser/in unbedingt wissen will, welcher Satz entsteht und was er bedeutet, bleibt man ja auch dran. Da passt meine nächste Frage dazu Du erwähnst immer wieder ins Interviews, wie schwer du es findest Text „loszulassen“, sprich zu kürzen und zu streichen. Warum ist das so? Bist du generell ein Mensch der gern an alten Dingen festhält?
Matthias Jösch: Das ist auch eine gute Frage, die ich mir selbst noch gar nicht gestellt habe. Deine Analyse stimmt aber. Ich habe nicht nur Schwierigkeiten mit dem Loslassen von Text, sondern überall. Da gibt es einen schönen Satz: Das Alte bewahren und trotzdem dem Neuen gegenüber offen sein. Also in dem Alten bewahren bin ich hervorragend, dem Neuen gegenüber offen nur teilweise.

Kriminetz: Aber man kann doch nur Neues schaffen, wenn man Altes loslässt, bzw. Neues ins Leben lassen, wenn man Altes gehen lässt.
Matthias Jösch: Ist das wirklich so?

Kriminetz: Ich bin der Meinung, wenn man sich mit Gedanken, Dingen vollstopft, dass dann kein Platz mehr ist für Neues und Innovatives. Aber erzähl einfach mal wie das war, als du den Text streichen musstest.
Matthias Jösch: Also Mammon hatte ungefähr 250 Seiten Text mehr. Ja, jetzt im Nachhinein kann ich sagen, es ist wirklich besser geworden, nach dem Kürzen. Aber als ich die Sachen geschrieben habe, da hab ich mir ja was dabei gedacht. Also nicht nach dem Motto: Ich will das längste Buch der Welt schreiben, sondern einfach, weil ich dachte, das muss jetzt auch noch gesagt werden, das muss noch mit rein. Da muss ich einfach lernen knapper zu schreiben, das seh ich ein.

Kriminetz: Welchen Berufswunsch hattest du eigentlich als Kind?
Matthias Jösch: Das früheste, woran ich mich erinnere war Busfahrer. Aber das ist etwas, das vollkommen überholt war und niemals Realität werden durfte, aber das war mal so. Dann Konzertpianist, da ist ein Teil auch geblieben, da ich auch Musik studiert habe. Was ich eigentlich nie machen wollte war was mit Zahlen, und genau das hab ich getan: Mathematik und Betriebswirtschaft. Das ist dann mein Beruf geworden.

Kriminetz: Eine interessante Antwort.
Matthias Jösch: Aber sie ist wahr! Genauso ist es gewesen.

Kriminetz: Hast du schon immer viel geschrieben? Also Tagebuch, Gedichte oder vielleicht für die Schülerzeitung?
Matthias Jösch: Nein, überhaupt nichts davon. Ich habe noch nie zuvor ein Wort geschrieben, abgesehen von den Schulaufsätzen, dem Abitur und der Diplomarbeit. Aber das zähle ich nicht dazu. Bis vor ungefähr 10 Jahren. Da war so eine Hi-Fi Zeitschrift, über deren Artikel ich immer geschimpft habe, bis meine Frau dann gesagt hat: „Hör auf zu meckern. Mach es doch selbst.“, was ich nie ernst genommen habe, bis sie dann wirklich den Kontakt zur HI-FI Zeitschrift hergestellt hat, da hab ich dann Artikel dafür geschrieben. Da war ich aber schon 35 Jahre alt. Vorher hab ich nie etwas geschrieben.

Kriminetz: Das ist sehr selten, dass man so etwas von einem Autor hört.
Matthias Jösch: Ja, aber es ist die Wahrheit. Und rede da auch Klartext. Ich hab nie etwas geschrieben und wollte auch nie was schreiben

Kriminetz: Wenn du dein Leben nochmals zurückdrehen könntest würdest du früher beginnen zu schreiben?
Matthias Jösch: Nein, ich würde was ganz anderes machen. Ich würde einen Moment in meinem Leben ändern wollen. Das war als im Alter von 14 Jahren meine linke Hand gebrochen wurde und meine Idee eines Konzertpianisten dahin war. Ich wollte immer Pianist werden.

Kriminetz: Was ist passiert?
Matthias Jösch: Meine kleine Schwester hat den Klavierdeckel zugeworfen, als ich gespielt habe, dabei ist mein linker Zeigefinger gebrochen, und das war´s. Damit war meine Karriere als Pianist beendet. Ich spiele immer noch gut, aber nicht auf dem Niveau, das man als Pianist braucht. Die Flüssigkeit der linken Hand ist schlechter geworden und das ist das Ende für ein wirklich niveauvolles Spiel.

Kriminetz: Aber du spielst hobbymäßig noch Klavier?
Matthias Jösch: Hier im Hintergrund steht sie, ich weiß nicht, ob du das sehen kannst. (Er rückt mit dem Stuhl vom Bildschirm weg und zeigt in eine Ecke.) Ich hab mir eine Sakralorgel gekauft. Klavier spiel ich nicht mehr so, ich hab mich eher auf Orgel konzentriert.

Kriminetz: Lieber Matthias, du liest gern Biografien. Was fasziniert dich daran? Würdest du selbst gern eine Biografie schreiben und wenn ja, welche Person würde dich da reizen?
Matthias Jösch: Auf jeden Fall würde ich nicht meine eigene Biografie schreiben wollen, das auf gar keinen Fall. Warum ich gern Biografien lese, ist eine schwierige Frage. Die letze Biografie, die ich gelesen habe, war die von Steve Jobs, dem Apple Gründer, die war zwar schlecht geschrieben, aber inhaltlich für mich gut. Ich lese immer nur Biografien von Leuten, die auf irgendeinem Gebiet sehr gut, wenn nicht sogar herausragend waren.

Kriminetz: Warum?
Matthias Jösch: Ich lerne gerne und ich glaube man kann nur von wirklich guten Leuten lernen, egal auf welchem Gebiet. Ich habe von sämtlichen Musikern die Biografien gelesen, die man gelesen haben sollte. Die Autoren verstehen, was der Künstler sagen wollte und sie erläutern das anhand von Beispielen mit denen man zum Kern vordringt. Und daraus ziehe ich unheimlich viel. Ich könnte aber, glaube ich, keine schreiben, aber wenn ich eine schreiben würde, würde ich vielleicht Harry Mulisch nehmen. Für mich ist er ein Gott. Das erste Buch, das mich so richtig tief berührt hat, sodass ich Tränen in den Augen hatte, weil ich nicht wollte, dass es zu Ende ist, war „Die Entdeckung des Himmels“. Da war ich schon ziemlich alt und hatte ganze Bibliotheken ausgelesen. Vielleicht hätte dieser Mann es mal verdient, dass man eine Biografie über ihn schreibt. Kein Mensch kümmert sich um ihn. Ich glaub das würde ich machen.

Kriminetz: Du liebst auch Kunst. Hinter dir an den Wänden kann ich Gemälde entdecken. Hast du einen Lieblingsmaler.
Matthias Jösch: Ja, Salvador Dali. Ich hab keinen echten Dali hier hängen, nur ein paar Reprints.
Aber ich versteh nicht viel von Malerei, das muss ich fairerweise sagen. Aber diese Fantasie mit der Handwerkskunst gepaart ist einfach genial.

Kriminetz: Malst du selbst auch?
Matthias Jösch: Nein, ich kann nur Strichmännchen. Das war schon in der Schule so, Kunst und Sport war nicht meins.

Kriminetz: Somit hätten wir meine Sportfrage, die ich noch gar nicht gestellt habe auch abgehakt.
Matthias Jösch: Ja, das bin ich in guter Gesellschaft, wie Winston Churchill sagte: No sports!

Kriminetz: Hast du neben dem Lesen, Schreiben und Orgelspielen noch Zeit für etwas anderes.
Matthias Jösch: Nein, überhaupt nicht. Ich arbeite ja tagsüber als Prokurist, schreibe unter der Woche von 23 bis 24 Uhr und am Wochenende. Da bleibt nicht mehr viel Zeit dazwischen.

Kriminetz: Gibt es Autor/innen in deinem Genre, die du bewunderst, oder dir vielleicht sogar als Vorbild dienen. Ich weiß du magst John Katzenbach und Dan Brown.
Matthias Jösch: Scott Mcbain, Jussi Adler-Olsen würden diese Liste ergänzen.

Kriminetz: Wenn du einen Krimi liest, was würde dich am meisten stören?
Matthias Jösch: Wenn er schlecht recherchiert ist, ich auf Fehler drauf komme, oder wenn irgendwelche Rätsel aufgeworfen werden, die dann nie aufgelöst werden, bzw. lose Fäden übrig bleiben, so wie bei einem der letzten Bücher, die ich gelesen habe. So etwas würde ich mich als Autor nie trauen. Und ich würde dafür zurecht vernichtet.

Kriminetz: „Mammon“ ist hat ein historisches Grundthema. Liest du selbst gern historisch? Magst du generell alte Kulturen und guckst gern alte Ausgrabungsstätten an?
Matthias Jösch: Aber ja, sehr gern. Speziell ARTE schau ich gern, denn da werden richtig gute fundierte historische Dokumentationen gezeigt, weil zum Reisen komm ich nicht so oft.

Kriminetz: „Mammon“ beginnt in einem Opernhaus, eine deiner Figuren heißt Violetta. Das ist angelehnt an die Hauptperson in Verdis „La Traviata“. Bist du ein Opernfan? Wenn ja, welche Komponisten bevorzugst du?
Matthias Jösch: Ja, absolut. Ich liebe Opern. Verdi gar nicht so, eigentlich nur „La Traviata“ und zwei andere. Meine Nummer 1 ist Mozart, und da vor allem „Don Giovanni“, darum kommt auch diese Oper am Anfang meines Romans vor. „Don Giovanni“ und „Figaros Hochzeit“ sind einfach Opern die musikhistorisch gesehen ihrer Zeit voraus waren und dazu noch so schön anzuhören sind. Mozart hat das alles in kürzester Zeit geschrieben, denn das Genie ist nicht alt geworden. Dann kommt Wagner, der eigentlich keine Opern geschrieben hat, sondern Gesamtkunstwerke, sodass es dafür eigentlich ein eigenes Wort geben sollte. Und dann kommt alles andere.

Kriminetz: Hast du Lieblingssänger/innen?
Matthias Jösch: Hans Hotter, Elisabeth Grümmer, Renata Tebaldi, Jussi Björling, Cesare Siepi, Fritz Wunderlich, Brigitte Fassbaender, Christa Ludwig, Siegfried Jerusalem, Rene Kollo, Gundula Janowitz, Elisabeth Schwarzkopf, Dietrich Fischer Dieskau ... das ist die Kurzliste meiner Allerliebsten.

Kriminetz: Welche Musik nebst Opern und Klavierkonzerten magst du noch?
Matthias Jösch: Orgel, Kammermusik (Trios, Quartette ...)

Kriminetz: Es gibt in Mammon einen Graupapagei namens Mummatz, der sehr beliebt bei den Leser/innen ist. Das reale Vorbild lebt angeblich in Dubai? Stimmt das? Habt ihr sonst noch Haustiere?
Matthias Jösch: Nein wir haben keine Haustiere. Da wir so oft weg sind, geht das gar nicht. Ja, der Papagei lebt wirklich in Dubai, bei Verwandten meiner Frau.

Kriminetz: Seid ihr oft dort?
Matthias Jösch: Nein, ich vertrag die Sonne schlecht, und in Dubai ist es ja sehr heiß. Ich mag es grundsätzlich nicht gern zu warm. In der Sonne zu liegen ist auch nicht mein Ding. Der Winter ist mehr meine Jahreszeit. Ich bin aber grundsätzlich eher so ein Stubenhocker. Meine Frau hat da einen Spitznamen für mich: Grottenolm.

Kriminetz: Was sind deine Ziele für 2014?
Matthias Jösch: Ich hab erstens in meinem Hauptjob einiges zu tun, Buch 2 muss fertig werden und ich möchte große Fortschritte mit Buch 3 machen.

Kriminetz: Der zweite Roman ist wieder historisch nehme ich an.
Matthias Jösch: Ja, aber dieses Mal wird es nicht ganz so mystisch und generell viel böser. Das wird sehr hart. Nicht auf der blutigen Ebene sondern eher Richtung Psychothriller und das mach ich bewusst so. Über Buch 2 soll man reden. Ich bin schon dabei den dritten Roman zu entwickeln, der wieder einen historischen Aspekt beinhalten wird.

Kriminetz: Für Buch 3 recherchierst du schon?
Matthias Jösch: Nein, das nicht, aber die Idee ist gerade in der Entwicklungsphase und das muss ich noch voran treiben, aber dieses Buch wird auch wieder historisch.

Kriminetz: Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Matthias Jösch: Es gibt genau zwei Möglichkeiten. Entweder nirgendwo, das ist die mathematisch unwahrscheinlichere Variante. Die andere Möglichkeit: Ich werde alles dafür tun, vier in meinem Genre sehr gut lesbare, vielleicht sogar beliebte Bücher zu schreiben. Schön wäre, wenn sich ein paar mehr als jetzt verkaufen würden, dann mach ich auch weiter.

Kriminetz: Wie bist du überhaupt zu deinem Verlag dotbooks gekommen?
Matthias Jösch: Das war wie immer. Ich mit meinen nichtvorhandenen sozialen Kontakten hab nichts gemacht. Gemacht hat das meine Frau Inka wieder. Über Facebook ist sie durch Zufall, genau weiß ich es gar nicht, an die Frau Kuckertz gekommen. Da kamen sie ins Gespräch und da war die noch bei einem anderen Verlag und gerade erst dabei einen neuen Verlag zu gründen, da gab es dotbooks noch gar nicht. „Mammon“ war halb fertig. Da hab ich ihr die Seiten geschickt und sie fand die Idee gut, und circa ein Jahr später war der Vertrag fertig.

Kriminetz: Mammon ist vorerst nur als E-Book erschienen. Dotbooks bemüht sich aber um Printlizenzen. Was sagst du zu Leuten, die keine Ebooks lesen wollen?
Matthias Jösch: E-Books sind wirklich sehr bequem und praktisch. Man hat nicht viel zu schleppen, man kann viel schneller blättern. Man kann generell alles machen, was man auch mit einem gedruckten Buch machen kann, nur noch viel mehr. Ich denke auch, dass es die Zukunft sein wird. So wie es im Musikgeschäft auch passiert ist. In Amerika machen Downloads schon 60% des Umsatzes aus, in Deutschland ist es noch nicht so. Ich habe gehört, dass der Taschenbuchmarkt in Amerika, seit den E-Books so gut wie überhaupt nicht mehr existiert und das wird bei uns auch so kommen, es dauert einfach etwas länger. Hier sollte man sich einfach drauf einstellen. Auch ich hatte Vorurteile, aber sobald ich die abgelegt hatte, konnte ich mich prima damit anfreunden.

Kriminetz: Du wirst mittlerweile schon einige Autorenkollegen kennen gelernt haben. Gibt es da welche, mit denen du dich so gut verstehst, dass du dich auch privat mit ihnen triffst?
Matthias Jösch: Katja Piel ist sehr nett und sympatisch. Sie ist auch bei dotbooks mit der Hunter-Serie. Ich hab ihre Bücher leider noch nicht gelesen, aber der Mensch Katja Piel ist extrem nett. Mit der hab ich mich in Düsseldorf auch mal privat getroffen.

Kriminetz: Bist du bei Autorenvereinen wie das Syndikat Mitglied?
Matthias Jösch: Nein, mit Autorenverbänden oder Vereinen hab ich wirklich gar nichts am Hut. Es gibt hier schon so ein Autorentreffen, aber ich schaff das von der Zeit her nicht. Dem Syndikat beizutreten hab ich nicht vor, ich bin auch nicht so der Gesellschaftstiger.

Kriminetz: Aber Lesungen machst du schon.
Matthias Jösch: Wenn ich darf. Ich hab sogar extra bei einem Schauspieler eine Ausbildung gemacht, bevor ich in Frankfurt auf der Messe gelesen habe.

Kriminetz: Das find ich sehr toll von dir. Das machen ja viele Autor/innen leider nicht, und dann sitzt man bei einer Lesung, wo man kein Wort versteht, oder das Buch so runtergeleiert wird, dass man irgendwann aussteigt.
Matthias Jösch: Ja, das war bei diesem Theatertyp sehr lustig. Schon nach einer Zeile, die ich vorgelesen habe, schlug er die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Das wird schwierig!“ Es wurde auch schwierig, aber am Ende konnte ich das dann so vorlesen, dass es vorzeigbar war. Ich hab dann auf der Messe auch anderen zugehört, die offensichtlich keine Sprechausbildung genossen hatten und das war einfach so grottenschlecht.

Kriminetz: Leider machen diese Ausbildung viele nicht, die sie wirklich dringend bräuchten. Das ist schade, denn dadurch kommt Publikum abhanden, das nach ein bis zwei langweilig vorgetragenen Lesungen nie wieder eine Lesung besucht.
Matthias Jösch: Ja, und ich bin auch sehr froh, dass ich diese Ausbildung gemacht habe. Die Initialzündung kam hierbei wieder von meiner Frau, und schon saß ich in einem Schauspielhaus.

Kriminetz: Dann gehen wir jetzt mal zu Inka über, deiner Frau. Du bist schon lange mit ihr verheitet und wie ich während dieses Interviews bemerkt habe, spielt sie anscheinend eine große Rolle, nicht nur in deinem Privatleben, sondern auch in deinem Leben als Autor. Ich hab so das Gefühl sie ist ein wichtiger Gegenpart.
Matthias Jösch: Ja, also in vieler Hinsicht ist sie mir weit voraus. Sie ist schon wie ich eher eine ruhige Person, aber sie hat diese Qualität nach außen zu gehen, sie hat so eine Art Macherqualität, sie beißt sich rein. Wenn jemand „Nein“ sagt, heißt das für sie im Grunde genommen ja, also macht sie weiter. Sie hat einen unglaublichen Dickkopf, aber postiv gemeint und klug ist sie auch. Einfach toll!

Kriminetz: Ihr ergänzt euch also gut. Sie ist auch die Erstleserin.
Matthias Jösch: Ja, und das macht sie auch gut.

Kriminetz: Wird da auch mal gestritten, über den Plot oder die Figuren?
Matthias Jösch: Bei „Mammon“ ging es teilweise hoch her. Ich war sauer, da ich kürzen musste, sie ist geradezu mit dem Eispickel über den Text gegangen und da hat es richtig gekracht. Es war ein kriegsähnlicher Zustand. Ich wollte auch irgendwann nicht mehr am Text arbeiten und hab sogar zu ihr gesagt: „Komm schreib du es, ich hab keine Lust mehr.“

Kriminetz: Am Ende deines Romans konnte ich keine Danksagung finden. Wem willst du auf diesem Wege endlich „Danke“ sagen?
Matthias Jösch: Also zuallererst auf jeden Fall meiner Frau Inka, ohne sie wäre das Buch nicht so gut. Es würde vielleicht mehr Tote geben, aber von der Geschichte her haben ihre Inputs den Roman unendlich bereichert.
Dann natürlich Frau Kuckertz, die Verlagsleiterin von dotbooks, die an das Buch geglaubt und es veröffentlicht hat. Das ganze Team vom dotbooks Verlag hat von Anfang an hohe Unterstützung geleistet, Werbung gemacht, und so weiter. Alles was im Rahmen eines neuen Verlages möglich war, haben sie zu 100% ausgeschöpft. Einfach Klasse.
Was man dazu sagen muss: Das Medium E-Book hat noch einen sehr geringen Verbreitungsgrad in Deutschland. Ich denke aber, dass das vom Verlag eine sehr kluge Strategie ist mit E-Books anzufangen, zu wachsen und groß zu werden, bevor dieses Medium E-Book überall gelesen wird. Das ist eine sehr kluge Entscheidung, die ich für erfolgsversprechend halte.

Kriminetz: Vielen Dank Matthias Jösch für das ausführliche Interview und ein Dankeschön an deine Frau, weil sie dich so lange entbehren musste. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag und viel Erfolg mit deinen Büchern!
Matthias Jösch: Vielen Dank, ich habe jeden Moment dieses Interviews genossen.
(Dieses Interview wurde von Jennifer B. Wind geführt. ©J-B-Wind 2013)