Es grünt so grün rund um Frankfurt

Die Filmcrew von „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“ auf dem roten Teppich des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Der Hessische Rundfunk hat mit seinen beiden TATORT-Reihen Fernsehgeschichte geschrieben. Nun geht eine Ära zu Ende – nicht nur, weil der Sender keine Eigenproduktionen mehr macht, sondern weil das beliebte Ermittlerduo einer der beiden Reihen aussteigt. Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n ist der letzte TATORT mit Margarita Broich und Wolfram Koch in ihren Rollen als Anna Jannike und Paul Brix und gleichzeitig ihr 19. Fall. Seit 2014 standen Wolfram Koch und Margarita Broich für den Frankfurter TATORT vor der Kamera. "Kälter als der Tod" war der Titel ihres ersten Falles, bei dem Florian Schwarz Regie führte.

Just am Tag von Goethes 275. Geburtstag war die Premiere von „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“ beim Festival des deutschen Films auf der Ludwigshafener Parkinsel und so beginnt denn dieser stilvoll mit einem Zitat des in Frankfurt am Main geborenen deutschen Dichters. Auch die beiden Drehbuchautoren des Films, Michael Proehl und Dirk Morgenstern sind in derselben Stadt geboren und kennen sich seit früher Jugend. Die erneut in Busstärke angereiste Film-Crew versammelte sich zum Teil auf der Bühne im Festivalzelt und wartete mit dem Beginn der Vorstellung, bis Wolfram Koch einlief. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn der Schauspieler hatte einen weiten Weg hinter sich, war er doch in der Bretagne mit seinem Auto aufgebrochen und um Paris herum gab es viel Stau. Aber er schaffte es dennoch, so gut wie pünktlich zu sein!

Die Hauptrolle in „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“ hat Matthias Brandt inne und es ist eine Freude, ihm in seiner Rolle als Tristan Grünfels zuzusehen, seines Zeichens Psychologe und Opferbetreuer für die Frankfurter Polizei. Dabei hat Tristan selbst größte psychische Probleme und schlittert rasch in einen Mord, als er ein Bild vom Sperrmüll rettet. Er hat nämlich ein Faible für Gemälde aus der Epoche der Romantik. So ist auch der gesamte Film gespickt mit Zitaten aus dieser Epoche und Tristan agiert sogar in einer digitalen Adaption eines Gemäldes von Caspar David Friedrich. Nichts in Tristans Leben ist so, wie er es sich wünscht und so entgleitet er sich schließlich selbst immer mehr und legt sich am Ende mit der Rotlichtgröße Muller an, bei dem sein Bruder Spielschulden hat. Außerdem hat seine Frau eine Affäre und der Nachwuchs tanzt auch nicht nach seiner Pfeife. Das kann natürlich alles nicht gut ausgehen. Tristan räumt auf und es kommt zum großen Show-Down. Die Handlung im Film wird von einer Stimme aus dem Off begleitet, die nicht nur Tristans Abgleiten verdeutlicht, sondern auch an die Aufgaben eines Chors in einer antiken Tragödie erinnert.

Während zum Ende Fanny (Zazie de Paris) ihr letztes Lied singt, fahren Jannike und Brix wohin, wo sie für immer vereint sind. Wie zu erwarten war, gerät auch der letzte Fall der beiden leicht schräg. Der Film ist sehr unterhaltsam und ein würdiges Ende der Reihe mit Jannike und Brix.

In weiteren Rollen sind Patrycia Ziolkowska, Ronald Kukulies, Andreas Schröders, Niko Jungmann, Maja Bons, Soufiane El Mesaudi sowie Isaak Dentler zu sehen und als Gast: Timothy Chandler.

Für die Umsetzung des Stoffes sorgten Philipp Sichler (Kamera), Ralph Ganswindt (Ton), Manfred Döring (Szenenbild), Nathalie Mischel (Casting), Lore Tesch (Kostümbild), Stefan Blau (Schnitt) sowie Ulrich Dautel (Produktion). Die Redaktion hatten Jörg Himstedt, Marie Wolters, Erin Högerle (alle hr) und Birgit Titze (ARD Degeto).

Zum von Julia Teichmann moderierten Filmgespräch nahmen auf der Gesprächsbühne im Zelt auf der Wiese neben dem Rhein Platz: Die beiden Drehbuchautoren Dirk Morgenstern und Michael Proehl, Regisseur Till Endemann, HR-Redakteurin Erin Högerle, HR-Redakteur Jörg Himstedt, Schauspieler Wolfram Koch und Filmmusiker Raffael Seyfried.

Jörg Himstedt beantwortete die Frage Julia Teichmanns nach der Änderung der Reihe damit, dass der HR etwas Neues machen will. Und zwar gibt es demnächst ein Team, welches Cold Cases bearbeitet. Der erste Teil wird schon in einem Monat gedreht. Melika Foroutan und Edin Hasanović ermitteln künftig gemeinsam im neuen Frankfurt-„Tatort“ des Hessischen Rundfunks.

Wolfram Koch erzählte, er und Margarita Broich, die gerade auf Norderney dreht und deshalb nicht kommen konnte, hatten keine Lust auf einen leisen Abschied. „Ich bestehe wirklich auf einen Abgang, auf einen Effekt. Das Ende hat mir tatsächlich sehr gut gefallen. Irgendwann ist es auch mal gut.“

Für Drehbuchautor Michael Proehl schließt sich mit dem Ende der Reihe mit Jannike und Brix ein Kreis, da er zur Startfolge mit den beiden 2014 „Kälter als der Tod“ schon das Drehbuch schrieb. Es entspannt sich eine lebhafte Diskussion um die vielen Zitate im Film, an der sich auch das Publikum beteiligt. Für alle Nichtfussballfans wird die kleine Rolle des Putzmannes erklärt: Der beliebte Spieler Timothy Chandler von Eintracht Frankfurt hat dies mit viel Freude übernommen.

Der Film ist für den Rheingold Publikumspreis 2024 nominiert und auf dem Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein nochmals am 29. und 31. August sowie am 1. September 2024 zu sehen.

Sendetermin im ERSTEN: 29.09.2024, 20.15 Uhr.

Das Gesamtprogramm des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein ist online lesbar.

Wir haben unsere Sonnenbrillen auf und wir fahren nach Ludwighafen! Die beiden Schauspieler Sascha Nathan & Isaak Dentler auf dem roten Teppich. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Till Endemann, der Regisseur des HR-TATORTs „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“, auf dem roten Teppich des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Dirk Morgenstern & Michael Proehl schrieben gemeinsam das Drehbuch zum HR-TATORT „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“, dessen Premiere beim Festival des deutschen Films an Goethes 275. Geburtstag stattfand. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Wolfram Kochs Ankunft beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein erfolgte "Just in Time" zum Filmbeginn! Via Telefon gab er ab dem Parken seinen Standort durch und lief direkt ins Filmzelt. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Schauspielerin Patrycia Ziółkowska ist die Film-Ehefrau von Schauspieler Matthias Brandt. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Schauspielerin Franziska Brandmeier auf dem roten Teppich des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Silke Franken und Stefan Blau besorgten den Schnitt des HR-TATORTs „Es grünt so grün, wenn Frankfurts Berge blüh’n“, dessen Premiere beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein stattfand. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz