Vom Harz bis nach Hollywood

Andreas Gruber hielt die Laudatio für Thomas Köhler und Konstantin Zorn. Foto: © Christian Dolle

Mordsharz-Eröffnungsgala mit Ane Riel, Uve Teschner, Christof Weigold und dem Harzer Hammer! Am späten Abend stand es dann fest: Der Harzer Hammer 2019 geht an Thomas Koehler und Konstantin Zorn. In der mordsharztypisch bunt erleuchteten Kirche des Schlosses Wernigerode konnten sie den Krimipreis aus den Händen des Vorjahressiegers Christof Weigold in Empfang nehmen und die Freude darüber war beiden Newcomern deutlich anzusehen.

„Lambachs letzter Fall“ erzählt von einem erfahrenen Ermittler in Göttingen, der es mit einem äußerst perfiden Fall zu tun bekommt. Ein Körper, dem Arme und Beine abgetrennt wurden, wird in einem von der Decke hängenden Netz gefunden – das Grausame daran: der Mann lebt noch! Lambach muss eststellen, dass das Opfer einst selbst Täter war und muss bald feststellen, dass alle Ermittlungen zunächst einmal keinen Sinn zu ergeben scheinen.

In seiner Laudatio stellte Bestsellerautor Andreas Gruber dann heraus, warum die Geschichte, die auf diesen ersten Schockmoment folgt, tatsächlich preiswürdig ist. Zum einen haben Thomas Koehler und Konstantin Zorn in der geschlossenen Akutpsychiatrie bzw. in der Forensischen Psychiatrie gearbeitet und wissen daher, wovon sie schreiben. Zum anderen bleibt ihr Buch auch für Krimikenner immer nvorhersehbar und hebt sich damit vom Einerlei des Buchmarktes ab, nicht zuletzt deshalb, weil es ihnen gelingt, die Grenzen zwischen Gut und Böse vollkommen verschwimmen zu lassen. Einen Eindruck davon vermittelten die beiden Preisträger in einer kurzen Lesung, die definitiv neugierig auf das gesamte Buch machte.

Neugierig auf seinen Krimi machte im vergangenen Jahr ja auch Christof Weigold, der inzwischen einen zweiten realen Fall aus dem Hollywood der 1920er Jahre literarisch umgesetzt hat. In Der blutrote Teppich“ ermittelt erneut sein Kommissar Hardy Engel und begibt sich in die Glitzerwelt der Stars und Sternchen, hinter deren Fassade es aber mitunter äußerst düster zugeht. Zu seinem Titel kam der Roman übrigens nicht nur, weil ein Mordopfer mitten auf dem roten Teppich gefunden wird, sondern auch, weil der Showdown auf jener Filmpremiere spielt, bei der dieses so symbolträchtige Utensil erstmals verwendet wurde.

In seiner Lesung machte Christof Weigold klar, wie eng er sich beim Schreiben an Fakten hält, auch daran halten muss. Der Mord an Regisseur William Desmond Taylor ist nämlich wirklich bis heute ungeklärt und es gibt mehrere unterschiedliche Theorien, die von einigen Cineasten bis heute diskutiert werden. „Also wissen die Leute auch sehr viel darüber und ich musste viele Details recherchieren“, rklärte der Autor.

Als besonderes Highlight gab es dann noch eine kurze Dialogpassage mit dem Sprecher seines Hörbuches, Uve Teschner, der mehr oder weniger zufällig eben auch bei Mordsharz war. In dieser Szene durfte Uve Teschner den Hardy Engel übernehmen, während Christof Weigold iemand geringerem als Charlie Chaplin seine Stimme lieh.

Uve Teschner war aber eigentlich als deutsche Stimme der dänischen Autorin Ane Riel in Wernigerode, dieser Part war also wirklich spontan, das gibt es eben nur live bei einem Festival. Ganz nach Plan las der Synchronschauspieler aus „Harz“, das beinahe idyllisch von einer recht einsam auf einer Insel lebenden Familie erzählt, bevor es sich geradezu schleichend zu einer wahren Horrorgeschichte entwickelt.

Die Autorin, die zuvor Schulbücher schrieb, hatte es selbst eigentlich gar nicht als Thriller geschrieben, erzählte sie, es entstand aus einer Idee, die sie eines Nachts hatte als sie nicht schlafen konnte und sollte vor allem eine spannende Geschichte über die Angst vor Verlust werden. Als sie dann zunächst in Dänemark und später auch in ganz Skandinavien mehrere Thrillerpreise gewann, gestand sie sich ein, dass es wohl doch ein Thriller ist. Inzwischen ist das Buch aber auch verfilmt worden und gerade jetzt feiert in Toronto ein Horrorfilm zu ihrem Buch seine Premiere.

Auch wenn das Genre somit immer noch nicht ganz klar definiert ist, eindeutig ist, dass sich der Titel nicht auf den, sondern auf das Harz bezieht. „Aber wenn ein Buch 'Harz' heißt“, erläuterte Organisator Christoph Lampert, „dann müssen wir die Autorin zu Mordsharz einladen, anz egal was drinsteht.“ Dass er damit richtig lag, zeigte sich bei der Lesung von Ane Riel und Uve Teschner deutlich, denn mit der außergewöhnlichen Story und den Einblicken in die Lebenswelt eines kleinen Mädchens, das unter unvorstellbaren Bedingungen aufwächst, zogen sie die Zuhörer voll in ihren Bann.

Text: Christian Dolle

Uve Teschner und Ane Riel. Foto: © Christian Dolle