Die Heidelberger Literaturtage 2022

DIe 28. Heidelberger Literaturtage finden wieder im schönen Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz statt! Foto: © Claudia Schmid

Lesungen, Vorträge, Workshops und Mitmachangebote sowie innovative digitale Formate: Das internationale Literaturfestival »Heidelberger Literaturtage« hält von Mittwoch bis Sonntag, 1. bis 5. Juni 2022, über 60 Programmpunkte bereit. Nach zwei Jahren Pandemie-Exil kehren die 28. Heidelberger Literaturtage endlich wieder an ihren angestammten Platz zurück: das historische Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz. Gleichzeitig nutzt das Festival seine Erfahrungen aus den vergangenen beiden Jahren und ergänzt das Veranstaltungsangebot digital – etwa mit einem Live-Stream der Veranstaltungen online sowie über eine Leinwand auf dem Uniplatz. Das vollständige Programm ist ab Samstag, 7. Mai 2022, auf der Webseite Heidelberger-Literaturtage.de verfügbar. Zur gleichen Zeit startet dort der Ticketverkauf. Parallel dazu sind gedruckte Exemplare des Programm-Flyers in Heidelberger Buchhandlungen und öffentlichen Einrichtungen, wie beispielsweise in der Stadtbücherei, verfügbar.

»Wir alle freuen uns sehr, nach zwei Jahren endlich wieder ins historische Spiegelzelt zurückkehren zu können«, sagt Dr. Andrea Edel, Leiterin des Kulturamts der Stadt Heidelberg: »Nichtsdestotrotz haben wir einiges über die Einbeziehung der digitalen Welt gelernt, die unser Programm weiter bereichern soll. Das internationale Literaturfestival Heidelberger Literaturtage ist ein unverzichtbarer Bestandteil der UNESCO-Literaturstadt Heidelberg und möchte jedem die Möglichkeit geben, seinen Zugang zur Literatur zu finden.«

An jedem der fünf Festivaltage stehen abends zwei bis vier Lesungen und Veranstaltungen auf dem Programm; für Schulen und Familien gibt es ab Donnerstag, 2. Juni 2022, verschiedene Angebote. Das Spektrum umfasst sowohl die deutschsprachige als auch die internationale Literatur. Mit dabei sind bekannte Namen wie Lutz Seiler und Ursula Krechel, aber auch Neuentdeckungen wie Minu Tizabi. Das jüngere Lesepublikum kann sich unter anderem auf Marco Sonnleitner freuen. Er ist seit 2003 im Autorenteam der »drei ???« und liest aus dem Buch »Der Fluch der Medusa«.

Die australische Kinderbuchautorin und Illustratorin Judith Rossell, die kürzlich den zweiten Teil ihrer Künstlerresidenz im Kommandantenhaus der mittelalterlichen Burgfeste Dilsberg aufgenommen hat, liest aus »Stella Montgomery und die magischen Bilder von Wakestone Hall«. Ein literarischer Spaziergang mit Claudia Schmid, die Führung »Dichter und Denker in der Kurpfälzischen Residenz« und der Rundgang »Gäste aus Russland und der Ukraine in Heidelberg 1856 bis 1931« mit Hans-Martin Mumm laden zu Entdeckungsreisen durch Heidelberg ein.

Eröffnung am 1. Juni mit Eliza Reid

Das Festival wird am Mittwoch, 1. Juni 2022, um 18 Uhr offiziell eröffnet. Die Auftaktlesung der 28. Heidelberger Literaturtage ist mit Eliza Reid besetzt, die aus ihrem 2022 erschienenen Buch »Secrets of the Sprakkar« liest. »Islands First Lady« – Reid ist mit Präsident Guðni Th. Jóhannesson verheiratet – lenkt darin den Blick auf außergewöhnliche Frauen des Landes und setzt sich mit der Frage auseinander, warum die Gleichstellung der Geschlechter in Island so gut funktioniert und was der Rest der Welt davon lernen kann. Im Anschluss stellt Julia von Lucadou ihren neuen Roman »Tick Tack« vor, der sich mit der Verschmelzung der analogen und der digitalen Welt in den Sozialen Medien und Verschwörungstheoretikern auseinandersetzt.

Beim Mahgrebtag am Donnerstag, 2. Juni 2022, sprechen Amin Khan, Mohamed Khoudir und Claus Leggewie über Algerien, das »Land zwischen Aufbruch und Arabian Blues«. Naïla Chikhi und Sabah Outasse ergründen die Frage: »Empowerment für junge Musliminnen, wie geht das?«. In »Der Stern von Algier«, einer Literaturverfilmung nach dem Roman von Aziz Chouaki, träumt der Protagonist Moussa vom großen Erfolg als Musiker. Doch während er sein Ziel verfolgt, versinkt Algerien immer weiter im Bürgerkrieg. An die Vorführung schließt ein Skype-Interview mit Regisseur Rachid Benhadj an.

Der pakistanische Autor Mirza Athar Baig liest am Freitag, 3. Juni 2022, aus seinem Roman »Von null bis eins. Abenteuer eines Gutsverwalters im Cyberspace« und gibt in einem anschließenden Gespräch tiefere Einblicke. In seinem Roman erzählt der Autor, wie die Aneignung von Herrschaftswissen einen jungen Mann aus einfachen Verhältnissen befähigt, sich gegen Herabwürdigung und Drangsalierung zur Wehr zu setzen.

Eine Kooperation mit der UNESCO City of Literature Grenada befasst sich am Samstag, 4. Juni 2022, mit der bekanntesten Untergattung der mittelalterlichen Liebeslyrik, dem Tagelied. Nach Schreibenden aus Melbourne 2020 und sieben Dichtenden aus Deutschland im vergangenen Jahr, sind nun sechs Lyrikerinnen und Lyriker aus Granada und anderen Regionen Spaniens der Einladung gefolgt, eigene neue Versionen des Tagelieds zu verfassen. Im Gespräch von Kurator Tristan Marquardt mit der Kuratorin der spanischen Seite, Azucena G. Blanco, werden diese Texte vorgestellt.

Bereits zum fünften Mal würdigt der »Preis der Heidelberger Autorinnen und Autoren« in diesem Jahr herausragende Leistungen von Literaturschaffenden der UNESCO City of Literature Heidelberg. In einer Lesung stellen die fünf für die Shortlist Nominierten am Sonntag, 5. Juni 2022, sich und ihre Werke vor.
Digitale Formate werden auch im Spiegelzelt weiter genutzt

Der Ausbruch der Corona-Pandemie hatte die Heidelberger Literaturtage 2020 vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Das bereits fertig geplante Festival musste in Windeseile von der gewohnten Präsenzveranstaltung in ein Online-Format umgewandelt werden. Bereits im Folgejahr hatte das Literaturfestival aus der Not eine Tugend gemacht und ein hybrides Programm auf die Beine gestellt, welches das Erlebnis vor Ort geschickt mit den Möglichkeiten der digitalen Welt verband. Ein vom Kulturamt in Kooperation mit externen Partnern für die Digitalisierung der Heidelberger Literaturtage entwickeltes partizipatives Projekt mit dem Titel »Bühne frei für digitale, interaktive Lese-Erlebnisse« soll die gewonnenen Erkenntnisse ausbauen und verstetigen. Es wurde entwickelt im Rahmen von »dive in. Programm für digitale Interaktionen« der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR. Die Heidelberger Literaturtage erhalten daraus einen Zuschuss von bis zu 168.700 Euro.

Begleitend zu den kostenfreien Lesungen für Schulkassen werden kostenlose digitale Workshops auf der Plattform »Padlet« angeboten, die von den Schülerinnen und Schülern individuell gestaltet und gelöst werden können. Beispielsweise „Immer cool bleiben« mit Jochen Till, der mit den Schülerinnen und Schülern darüber spricht, wie heftige Gefühle sich nicht nur in kurze Texte hineinformulieren lassen, sondern auch beim Lesen wieder hervorgerufen werden können. Arne Rautenberg bietet eine Lyrik- und Illustrationswerkstatt an und möchte den Kindern den spielerischen Umgang mit Sprache näherbringen und Spaß am Dichten vermitteln. Außerdem wird ein Großteil des Programms im Festzelt online live übertragen werden. Auf dem Universitätsplatz werden alle Veranstaltungen im Spiegelzelt zudem über eine große Leinwand gezeigt. Wer mithören möchte, kann an der Kasse Funk-Kopfhörer mieten, über die der Ton übertragen wird.

Die Heidelberger Literaturtage werden von diesen Förderern und Unterstützter ermöglicht:

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg
Klaus Tschira Stiftung
Stadtwerke Heidelberg GmbH
Sparkasse Heidelberg
Darmstädter Hof Centrum
Heidelberger Volksbank

Zuschussförderung durch »dive in. Programm für digitale Interaktionen« der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.

Blick auf Heidelberg von der Scheffelterrasse aus. Foto: © Claudia Schmid