»Hinauf, hinauf zum Schloss!« – Buchvorstellung des 15. Palzki-Krimis im Hambacher Schloss

Harald Schneider. Foto: © Carmen Vicari

Während über der Pfalz ein wahrlich schauriger Regenguss herunterkommt, nähere ich mich meinem Ziel. Am heutigen Freitag, 09. März 2018, lud Harald Schneider zur Buchpräsentation an einem ganz ungewöhnlichen, historisch bedeutenden Ort ein – den Tatort seines 15. Palzki-Krimis.

Und so quäle ich mich über Serpentinen immer weiter den Berg hinauf, ständig auf der Suche nach dem Hambacher Schloss, das irgendwo in den Wolken auf dem Berg vor mir thronen muss.

Schließlich geht es nicht mehr weiter, das Ende des Weges ist erreicht, aber über mir sitzt eine trutzige Festung auf einem Hügel und wartet darauf, dass ich dort vor dem Regen Zuflucht suche. Der Aufstieg hat es in sich, mit Gepäck und schneller Gangart, um doch einigermaßen trocken oben anzukommen.

Doch kaum hat man den Burghof betreten, muss man kurz innehalten, um den Anblick der alten Kästenburg in sich aufnehmen zu können. Stolz thront sie da auf ihrem Hügel, links das 2015 eröffnete neue Besucherhaus, das sich an die alte Ringmauer schmiegt, links lassen sich die Mauern des 2011 errichteten Restaurantgebäudes erahnen und über allem weht die prächtige Deutschlandfahne als Zeichen, dass sich hier die „Wiege der deutschen Demokratie“ befindet.

Der Siebenpfeiffer-Saal im vierten Stock ist mein Ziel, hier ist schon alles aufgebaut und vorbereitet, so dass ich mir nur schnell einen Platz suche und schon kurze Zeit später Ulrike Dittrich den Beginn der Buchpräsentation einläutet. Mit ihr am Tisch nehmen Petra Wendler vom Gmeiner Verlag, der Autor Harald Schneider und Theo Wieder Platz. Dazwischen der Weimaraner-Rüde Edgar, der ganz treu und neugierig in die Runde blickt, nicht ahnend, dass ihm an diesem Tag noch eine besondere Rolle zuteilwerden wird.

Ulrike Dittrich richtet das Wort zunächst an den Autor Harald Schneider, der erklärt, dass er, seit der im dritten Palzki-Krimi Erfindergeist mit realen Personen und Orten angefangen hat, immer mehr reale Personen in seine Krimis einfließen lässt und dieses Mal sogar mehr reale als fiktive Personen mitspielen. Die Verwendung von realen Personen bzw. Handlungsorten habe den Vorteil, dass der Krimi nicht nur authentischer wirkt, sich die Leser auch viel mehr mit dem Krimi identifizieren, da ihnen die eine oder andere Person auf dem Krimi im realen Leben begegnet ist. Aber auch bei den fiktiven Figuren scheint der Autor die Leser bewegen zu können, werde doch der Lebensweg akribisch von Palzki und seiner Familie verfolgt.

Vorstandsmitglied der „Stiftung Hambacher Schloss“ Theo Wieder bekennt sich als Krimifreund, vor allem, wenn die Protagonisten skurrile Typen umfassen. Der Bitte des Autors, in seinem Krimi eine Rolle einzunehmen, stand er offen gegenüber, sofern er weder Mörder noch Opfer wäre, denn dies „wäre einem Politiker nicht zuträglich“. Dass im neuen Palzki-Krimi das Hambacher Schloss als Tatort gewählt wurde, begrüßt Theo Wieder. Immerhin handele es sich beim Hambacher Schloss um ein „großes Kulturdenkmal der Demokratiebewegung“.

Alleine die Fahne auf den Zinnen spiegle dieses wieder, bedeuten sie für ihn doch:

„Aus der Schwärze der Knechtschaft
durch blutige Schlachten
ans goldene Licht der Freiheit.“

– Entstehung der deutschen Flagge –

Ganz klar ist für Theo Wieder das Hambacher Schloss ein touristisches Ziel, in dem auch viele Veranstaltungen (Hochzeiten, Feiern, Events, Workshop, …) abgehalten werden, doch ist für ihn das Schloss so viel mehr. Durch einen regionalen Krimi wird dem Schloss gewiss ein weiterer Anreiz verliehen werden.

Petra Wendler vom Gmeiner-Verlag erläutert, dass Regionalkrimis nicht nur Leser ansprechen, die sich mit der jeweiligen Region identifizieren, sondern auch jene, die sich für eine bestimmte Gegend interessieren oder diese sogar besuchen. Die Palzki-Krimis bringen es derzeit immerhin zu einer Gesamtauflage von mehr als 90.000 Exemplaren.

Ein pfälzer Parodiekrimi, der polarisiert? Nun, immerhin wird nun eingeladen, an Facetten des Schlosses zu besuchen, die man als „normaler“ Besucher so nicht sehen wird. Und so begeben wir uns mit dicker Jacke dem Autor hinterher, der den Spuren seines Ermittlers folgt und nicht nur im und auf dem Schlossturm liest, sondern sich sogar in schwindelerregender Höhe aus dem Fenster wagt.

Bei diesem Rundgang musste ich dem Autor übrigens insgeheim zustimmen. Das ganze Schloss wird mit einem extrem hohen technischen Equipment betrieben, um den Besuchern den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.

Die Buchpräsentation klang langsam aus, jedoch, was war mit dem Weimaraner-Rüden, der auf den Namen Edgar hört? Dieser war immer dabei, spielt er doch eine sehr entscheidende Rolle in dem Buch. Getreu dem Motto: „Jede Flucht ist zwecklos, Edgar findet alle!“

Im Anschluss an die Buchpräsentation nutze ich die Gelegenheit, mir das Schloss und die im obersten Geschoss befindliche Ausstellung „Hinauf, Hinauf zum Schloss!“ – Das Hambacher Fest 1832 anzusehen.

Die Mitmach-Ausstellung verteilt sich auf die Grundfläche des Schlosses und bietet viele Stationen (thematisch in 5 Schwerpunkte eingeteilt), an denen der Besucher selbst tätig werden kann. Man kann zusammen mit einem frei wählbaren Begleiter über Audio durch die Ausstellung gehen, Exponate begutachten, die Deutschlandfahne von 1832 begutachten oder sich selbst mal in einen historischen Gewand fotografieren.

Auch für Kinder dürfte die Ausstellung interessant sein, denn es ist auch auf Kinder zugeschnitten, bietet nicht nur die Möglichkeit, zusammen mit einem Kind via Audioerklärung durch die Ausstellung zu gehen, auch gibt es einen speziell für Kinder ausgelegten Katalog zur Ausstellung und viele Mitmachaktionen, so dass Kinder spielerisch das Hambacher Fest und seine Folgen und Auswirkungen bis zur heutigen Zeit kennenlernen können.

Für mich war dies eine Buchpräsentation der ganz besonderen Art. Nicht nur wurde mir der neue Palzki-Krimi vorgestellt, ich konnte den Autor mit Fragen löchern, sondern ich durfte zudem noch mit die Tatorte ansehen und dabei sogar einiges zum Hambacher Schloss und dem Hambacher Fest sowie seine Auswirkungen auf die heutige Zeit kennenlernen.

(c) carmensbuecherkabinett.de

Petra Wendler, Schlosshund Edgar, Ulrike Dittrich, Harald Schneider, Theo Wieder. Foto: © Carmen Vicari
Schlosshund Edgar, Ulrike Dittrich, Harald Schneider. Foto: © Carmen Vicari
Hambacher Frühling. Foto: © Carmen Vicari
Harald Schneider. Foto: © Carmen Vicari
Deutschlandfahne auf dem Hambacher Schloss. Foto: © Carmen Vicari
Harald Schneider. Foto: © Carmen Vicari
Hambacher Schloss. Foto: © Carmen Vicari
Harald Schneider. Foto: © Carmen Vicari
Harald Schneider mit Schlosshund Edgar. Foto: © Carmen Vicari
Harald Schneider mit Schlosshund Edgar. Foto: © Carmen Vicari