HR-Tatort erhält Medienkulturpreis 2015

Liane Jessen und Jörg Himstedt vom HR erhielten den Medienkulturpreis für »Wer bin ich?«. Foto: © Jürgen Schmid Kriminetz

Bereits zum zweiten Mal wurden die beiden HR-Redakteure Liane Jessen und Jörg Himstedt auf dem Filmfestival des deutschen Films mit dem Medienkulturpreis ausgezeichnet. Und wieder für eine Tatort-Produktion. In diesem Jahr erhielten Sie den Preis für die Folge »Wer bin ich?« von Regisseur und Drehbuchautor Bastian Günther.

Nachdem sie den Medienkultupreis 2014 für den furiosen, mehrfach preisgekrönten Tatort »Im Schmerz geboren« (Regie: Florian Schwarz, Drehbuch: Michael Proehl) erhalten hatten, waren alle gespannt, was als Nächstes käme. Und sie haben sich in der Tat etwas Bemerkenswertes einfallen lassen. Frei nach »Wer bin ich und wenn ja wie viele?« spielt Ulrich Tukur nicht nur den Ermittler Felix Murot, sondern auch noch den Schauspieler Ulrich Tukur, der gar noch des Mordes verdächtigt wird. Und so entstand eigentlich ein Film über eine Tatort-Produktion, in der sich die Schauspieler selber spielen - und auch wieder nicht, weil ja auch die Schauspieler ihrer Rolle als Schauspieler zu folgen haben und nicht die realen Personen verkörpern. Es ist das Verdienst der Redaktion, dass sie es ermöglichen, dass solche Filme produziert werden, denn die Fernsehredaktionen heißen zwar »Redaktion«, doch sie redigieren nichts, sie produzieren. Und so entscheiden sie auch, was produziert wird. Dr. Michael Kötz in seiner Laudatio zum Buch von Bastian Günther: »Er hat einen „Tatort“ in die Welt gesetzt, der dieselbe Frage nach der Position und Geltung dieser Serie stellt, dies aber auf eine Weise, die die Welt des Fernsehens in Deutschland noch nicht gesehen hat – nämlich als eine Komödie der Eitelkeiten mit einem sozusagen hilflos hinter seiner Rolle als Kommissar herlaufendem Inspektor Murot, und zwar am Tatort des Tatort-Machens. So etwas muss man erst einmal schreiben. Weshalb der Regisseur Bastian Günther irgendeinen Preis auf jeden Fall kriegen muss, wenn nicht durch unsere Jurys dann irgendwo anders.«

Neben der HR-Redaktion wurden außerdem die WDR-Redakteure Gebhard Henke und Nina Klamroth für Ihre Produktion »Ich will dich« ausgezeichnet. In »Ich will dich« verliebt sich die verheiratete Marie in Ayla. Die beiden Frauen versuchen anfangs, gegen ihre Gefühle anzukämpfen.

Rainer Kaufmann, mit dessen wunderbaren Film Blaubeerblau das Festival im Jahr 2012 eröffnet wurde, führte Regie bei »Ich will dich«, das Drehbuch stammt von Kathrin Richter und Jürgen Schlagenhof. Die beiden Hauptdarstellerinnen werden von Ina Weisse und Erika Marozsán gespielt, deren Männer von Ulrich Noethen und Marc Hosemann. Redakteurin Nina Klamroth nahm den Preis für die Redaktion entgegen. In seiner Laudatio begründete Festivaldirektor Dr. Michael Kötz die Preisvergabe für den Film folgendermaßen: »Der Punkt ist aber: es gibt gar nichts zu sehen, nicht jedenfalls auf die erwünschte Weise. Stattdessen erlaubt es sich dieser großartige Film, dieses Ereignis eigentlich mehr zum Vorwand zu nehmen, um etwas ganz Anderes, etwas viel Wichtigeres zu erzählen. So entsteht ein Film über Liebe, oder sagen wir Verliebtsein – aber als ein Ereignis vollständiger Verrücktheit – machen Sie eine Trennungsstrich in das Wort, dann verstehen Sie es: Verrückt-Heit. Nichts geht mehr, jeder Sinn für Realismus ist dahin … Großartig. Wirkliche Filmkunst.«

Große Bühne bei der Vergabe des Medienkulturpreises 2015 für die Tatort-Folge »Wer bin ich?«. Foto: © Jürgen Schmid Kriminetz