Liebe Andrea, soeben ist dein Krimi „Alles hat ein Ende“ erschienen. Magst du kurz erzählen, worum es darin geht?
Es geht, wie der Titel schon andeutet, um die Wurst. Eine Frau ist beim Genuss von Himmel un Äd (übersetzt: Kartoffelpüree und Apfelmus, in diesem Fall kombiniert mit gebratener Blutwurst) gestorben. Die pensionierte Kriminalkommissarin Frederike Suttner erfährt davon. Um sich ein wenig von privatem Ungemach abzulenken, beginnt sie Fragen zu stellen und sich Gedanken zu machen. Tatsächlich findet sich in der Blutwurst und auch in der Leiche MDMA. Doch wie ist es dahin gekommen?
Und schon sind wir im Eifeler Drogenmilieu angekommen und Leichen pflastern Frederikes Weg …
Ich will jetzt nicht den Klappentext referieren. Frederikes Fälle zeichnen sich dadurch aus, dass sie ganz klein anfangen, wie ein Wollfaden, den die meisten übersehen. Aber Frederike ist der Typ, der gerne an Fäden zieht, und hier kommt ein richtig großes, sehr düsteres Wollknäuel zum Vorschein!
Hast du eine Nichte?
Ja, zwei sogar. Zwei wunderbare Frauen, die ich sehr liebe, aber leider zu selten sehe.
Strickst du gerne?
Ich habe während meiner Studentenzeit in den 80ern viel gestrickt, danach aber Jahrzehnte nicht mehr. Im letzten Jahr ist mir aufgefallen, dass ich viel zu viel Zeit am Handy verbringe. Da habe ich die Stricknadeln wieder ausgepackt. Also ja, ich stricke gerne. Im letzten Jahr habe ich 10 Pullover gestrickt. Ich habe vorher also seeehr viel Zeit mit dem Handy verbracht. Stricken ist toll und ich kann es nur empfehlen!
Du ahnst, weshalb ich dir diese Fragen stelle?
Ja, ein bisschen von mir steckt in Frederike. Und natürlich auch in Willi. Und in Angela. Und Grete. Wobei ich meine Verwandtschaft aus den Büchern raushalte.
Ich glaube, dass man nicht schreiben kann ohne auch Dinge von sich selbst preiszugeben. Aber ich bin nicht Frederike, wenn du das meinst. Nein, die ist ganz eigenständig, hat ihren eigenen Kopf und treibt mich manchmal mit ihren Eskapaden zur Weißglut, wenn sie sich in verrückte Situationen stürzt, aus denen ich sie dann mühsam wieder rausschreiben muss.
Klar bist du nicht Frederike! Ich wollte nur hören, wie viel von dir in ihr steckt. Was macht in deinen Augen Romanfiguren zu gelungenen Figuren?
Authentizität und eine nachvollziehbare Motivstruktur
Braucht ein Krimi deiner Meinung nach sympathische Figuren?
Ja, für mich schon. Das liegt aber wohl auch daran, dass es mir schwerfällt, Menschen unsympathisch zu finden. Natürlich passt nicht jeder in meinen Kram, aber jeder Mensch hat doch auch gute Seiten, weiche Seiten. Deshalb widerstrebt mir Schwarz-Weiß-Malerei. Ich mag Grautöne. Und da darf auch mal der Mörder sympathisch sein. Steckt nicht ein wenig Mordlust in Jedem von uns?
Zumindest gefällt mir deine Antwort sehr, ich mag es ebenfalls nicht schwarz-weiß. Was zeichnet deiner Meinung nach einen gelungenen Krimi aus?
Ein guter Spannungsbogen, Steigerung in der Action und ein fulminanter Showdown. Manche Autoren versemmeln es echt auf den letzten Metern. Da springt plötzlich jemand aus der Hecke, der das ganze Elend verursacht haben soll. Oder der Schluss ist an den Haaren herbeigezogen. Oder mit heißer Nadel gestrickt. Am schlimmsten: Der ist Psychopath, die sind ja sowieso alle irre.
Das Mordmotiv muss nachvollziehbar und im Verhalten logisch sein – so absurd das Motiv sein mag. Ich mag lieber Spannung als Splatter, lieber Andeutung als explizite Beschreibung von Gewalt. Das ist aber letztlich alles Geschmackssache.
Zumindest kann der Leser des Interviews anhand deiner Worte vielleicht einschätzen, ob deine Krimis ihm liegen. Wie sieht ein Tag im Autorenleben der Andrea Revers aus? Wie, wann und wie viel schreibst du? Hast du dabei spezielle Rituale?
Ich schreibe am liebsten morgens, immer an meinem Schreibtisch. Es muss ruhig sein. Jede Unterbrechung nehme ich persönlich (mein armer Mann!). Aber wenn ich richtig im Schreibfluss bin, muss die Welt draußen bleiben. Wenn die Ideen, die sich in der Nacht angesammelt haben, aufgeschrieben sind, atme ich durch und mache für den Tag Schluss. Die besten Ideen habe ich nachts bzw. beim Aufwachen. Deshalb schreibe ich selten mehr als zwei Stunden am Tag. Das werden dann rund 1500 Wörter.
Entstehen deine Geschichten im Voraus »am Reißbrett«, oder schreibst du »drauflos« und lässt den Worten ihren Lauf?
Sowohl als auch. Ich beginne erst zu schreiben, wenn ich einen durchgängigen Plot für die komplette Handlung habe. Und die ersten - sagen wir mal - 100 Seiten halte ich mich auch daran. Aber dann wird es magisch. Die Figuren entwickeln ein Eigenleben und tun Dinge, mit denen ich nicht gerechnet habe, treffen auf Menschen und Situationen, die nicht auf meinem Schirm sind, tja, und dann macht das Schreiben richtig Freude. Weil mich mein eigenes Unterbewusstsein immer wieder überrascht. ;-)
Liebe Andrea, ich danke dir für das Interview und wünsche dir viel Erfolg.






















