Interview mit Claudia Platz

Claudia Platz im Interview

Sie haben sich in Ihrem Krimi „Betreff: MORD!“ eingehend mit dem Thema Urheberrecht befasst. Warum?

Claudia Platz: Auslöser war die Debatte über die Aufhebung des Urheberrechts im Internet. Als Autorin halte ich diese Forderung für untragbar. Immerhin handelt es sich um geistiges Eigentum, das nicht durch eine ungezügelte Freigabe und der vermeintlichen Freiheit des Netzes automatisch zum Allgemeingut werden kann. Das gilt für Gedrucktes ebenso wie für Bilder, Inhalten von Websites und Musik. Von Rockstars wird auch nicht verlangt, dass sie ihren neuen Song oder gar ihr ganzes Album kostenlos im Internet zur Verfügung stellten. Warum von Autoren?

Haben Sie selbst schon schlechte Erfahrungen mit einer Urheberrechtsverletzung gemacht?

Claudia Platz: Es kam schon vor, dass Texte von mir auf Veranstaltungen vorgetragen wurden, ohne dass der Verlag oder ich informiert waren. Wenn Dritte auf diese Weise Geld verdienen, halte ich das für sehr bedenklich.

Wie beurteilen Sie die Bemühungen der Politiker um ein faires Urheberrecht?

Claudia Platz: „Bemühungen“ trifft es sehr gut. Ich sehe da insgesamt eher wenig Kompetenz. Manche Politiker fallen leider durch eine gewisse Ahnungslosigkeit auf. Oder sie sind Piraten. Die haben sich ja schon immer genommen, was sie wollten.

„Betreff: MORD!“ ist ein sehr witziger Krimi geworden. Allein die Szene mit Samir Stockwinkel, dem Kommissar, und der Autorin Herlinde von Hachenburg, dem früheren Pornostar, im Hotel ist ein richtiger Gute-Laune-Tipp. Haben Sie bei Ihren Figuren immer jemanden vor Augen?

Claudia Platz: Eine gute Beobachtungsgabe ist Voraussetzung für realistische Figuren. Ich nehme aber nie eine wirkliche Person als Vorlage, sondern separiere individuelle Eigenschaften, die ich dann auf meine Protagonisten übertrage.

„Falsche Caesaren“, „Das Blut von Magenza“ sind spannende historische Krimis: Wie finden Sie eigentlich die Themen für Ihre Bücher?

Claudia Platz: Durch Inspiration wie z. B. der Besichtigung der Überreste des römischen Theaters in Mainz, Berichterstattung in den Medien über die SchUM-Städte Speyer, Mainz und Worms oder aus Gesprächen und persönlichen Begegnungen. Ist die Idee einmal geboren, folgt intensive, konzentrierte Recherchearbeit, bei der ich gern auf den fachlichen Rat von Historikern zurückgreife, damit der geschichtliche Hintergrund auch passt.

Die Angst vor dem leeren Blatt ist der Horror für nahezu jeden Autor. Wie gehen Sie damit um?

Claudia Platz: Da halte ich es mit Douglas Adams: „Don´t panic!“. Ich überstürze nichts, lasse mir erst einmal Zeit, bis ich einen neuen Plot gefunden habe oder er mich. Der bildet den Rahmen. Dann schreibe ich drauflos – auch wenn ich meist nicht weiß, wie die Geschichte endet. Eine gewisse Spontaneität gehört bei mir einfach dazu. Die Story entwickelt sich aus der Interaktion der Figuren.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Claudia Platz: Computer an – Schreiben – Computer aus. Spaß beiseite: Selbstdisziplin, Konzentration und Sitzfleisch sind die Voraussetzungen. Meinen Tag teile ich in geregelte Arbeitszeiten und Pausen wie es in jedem Bürojob auch ist. Läuft es mal nicht so gut, heißt es trotzdem dranbleiben. Selbst wenn ich am nächsten Tag womöglich alles wieder lösche.

Haben Sie einen Tipp, wie gutes Schreiben gelingen kann?

Claudia Platz: Ich tue mich mit dem Begriff „gutes“ Schreiben schwer. Spiegelt sich ein gutes Buch allein in hohen Verkaufszahlen oder den Bestsellerlisten wider? Ich denke nicht. Für mich ist es wichtig, authentisch zu bleiben. Wenn der Stoff dann die Leserinnen und Lesern packt, habe ich gut geschrieben.

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