Kerstin Mohr lebt als freie Autorin im Hunsrück. Als passionierte Krimileserin stellte sie irgendwann fest: Der Hunsrück ist in Sachen Mord und Totschlag definitiv unterrepräsentiert. Höchte Zeit, dass zu ändern, denn die friedliche Mittelgebirgslandschaft ist perfekt geeignet, um zwischen verschlafenen Dörfern und tiefen Wäldern eine Leiche verschwinden zu lassen.
Daher schickt Kerstin Mohr die unerschrockenen Freundinnen Loni und Anneliese im fiktiven Hunsrückdörfchen Mühlbach auf Mörderjagd. Mit Charme, Witz und Scharfsinn lösen
Mit Charme, Witz und Scharfsinn lösen die beiden jeden Fall.
1980 in Koblenz geboren und im Hunsrück aufgewachsen, zog Kerstin Mohr nach dem Abitur nach Mainz. Nach dem Studium der Publizistik, Buchwissenschaft und Politikwissenschaft arbeitete sie als Mediendokumentarin bei einem Fernsehsender, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie absolvierte das Vom Schreiben Leben Studium bei Annika Bühnemann und veröffentlichte nach zwei Ratgebern 2023 ihren ersten Krimi.
Carmen Vicari von CarmensBücherkabinett.de hat Kerstin Mohr einige Fragen gestellt:
Carmen Vicari: Liebe Kerstin, vielen Dank für Deine Zeit, ein kleines Interview mit mir zu machen. In Deinem neuen Buch „Eierlikör und Todesschüsse: Ein Fall für Loni und Anneliese“ schickst Du zwei ältere Damen auf Mörderjagd. Magst Du kurz erzählen, um was es in Dem Krimi geht?
Kerstin Mohr: Im malerischen Mühlbach im Hunsrück wird eine junge Frau erschossen auf einem Wanderweg gefunden. Die Tat sorgt für reichlich Aufregung in dem kleinen Dörfchen, die Polizei tappt im Dunkeln. Zum Glück gibt es die unerschrockenen Freundinnen Loni und Anneliese, die auf eigene Faust ermitteln und mit Humor, Insiderwissen aus dem Dorf und Scharfsinn die Tat aufklären.
Carmen Vicari: Wieso hast Du gerade den Hunsrück als Schauplatz für Deine Geschichte ausgesucht? Was verbindet Dich damit?
Kerstin Mohr: Der Hunsrück ist meine Heimat. Hier bin ich aufgewachsen und hier lebe ich mit meiner Familie wieder, nachdem ich viele Jahre in Mainz gewohnt habe.
Ich bin selbst eine leidenschaftliche Krimileserin und lese sehr gerne Regio-Krimis. Der Hunsrück ist, was literarische Verbrechen angeht, noch ein wenig unterrepräsentiert in der deutschen Krimilandschaft. Das wollte ich ändern, denn der Hunsrück eignet sich perfekt, um zwischen tiefen Tälern und stillen Wäldern eine Leiche verschwinden zu lassen.
Da ich hier lebe, kenn ich das typische Dorfleben und die Eigenarten der Hunsrücker recht gut und kann es authentisch in meinen Krimis unterbringen. Natürlich ist manches mit einem Augenzwinkern zu lesen. Ich hoffe, dass ich den Leser*innen mit meinen Krimis die schöne Region, in der ich lebe näher bringen kann. Der Hunsrück ist immer einen Besuch wert.
Carmen Vicari: Woher kam die Idee für Deinen Krimi?
Kerstin Mohr: Vor über zehn Jahren war auf einmal die Figur von Loni in meinem Kopf: eine ältere Dame, verwitwet, die in einem kleinen Dorf lebt und mit ihrer besten Freundin Mordfälle löst. Inspiriert hat mich dazu sicherlich auch Miss Marple. Ich bin großer Agatha-Christie-Fan und sie hat in mir nicht nur die Liebe zum Krimigenre geweckt, sondern auch den Wunsch, irgendwann selbst einmal einen Krimi zu schreiben.
Loni ist mir all die Jahre nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Heimlich, still und leise, hat sie sich in meinem Kopf immer weiterentwickelt und in der Elternzeit dachte ich, jetzt ist es an der Zeit, sie und ihre Geschichte endlich einmal zu Papier zu bringen.
Anfangs war Anneliese nur der Sidekick, doch im Schreibprozess hat sie plötzlich immer mehr Raum eingenommen. Typisch Annelieses eben. Schließlich habe ich nachgegeben und sie zu einer gleichberechtigten Protagonistin neben Loni gemacht habe.
Auch das Mordopfer, Maja, stand ziemlich schnell fest. Was fehlten waren noch Täter*in und Motiv. Hier habe ich ein wenig länger überlegt, mögliche Mordmotive im Internet recherchiert und wieder verworfen. Die Figur der Maja habe ich parallel immer weiter ausgearbeitet und letztendlich hat mich ihre Persönlichkeit zum Täter / zur Täterin geführt.
Carmen Vicari: Wie sehen Deine Recherchearbeiten aus? Läufst du die Wege Deiner Protagonisten ab?
Kerstin Mohr: Da mein Krimi zwar im Hunsrück spielt, aber nicht in einem echten, sondern in einem fiktiven Dorf, kann ich hier leider keine Wege ablaufen. Aber ich gehe oder fahre mit offenen Augen durch meine Heimat. Manchmal sehe ich ein Fachwerkhaus und denke: dort könnte Loni wohnen. Oder ich fahre an einer Dorfkirche vorbei, die genauso auch in Mühlbach stehen könnte. Hin und wieder fotografiere ich die Gebäude oder Plätze und hänge sie als Inspiration über meinen Schreibtisch. So ist Mühlbach zwar ein fiktives Dorf, dass sich aber aus vielen realen Gegebenheiten echter Hunsrückdörfer zusammensetzt.
Natürlich tauchen im Buch auch echte Städte oder Dörfer auf. Im zweiten Band, den ich gerade schreibe, versuche ich auf Wunsch der Leser*innen mehr reale Orte einzubauen. Die meisten kenne ich aus meinem Privatleben, aber ich habe demnächst mal eine kleine Hunsrücktour geplant, um alle realen Orte, die im zweiten Band vorkommen abzufahren, um zu überprüfen, ob mich meine Erinnerung nicht trügt. Es soll ja möglichst authentisch sein.
Für die Polizeiarbeit greife ich auf Polizeibeamte aus meinem Bekanntenkreis zurück. Zum Glück habe ich nette Freunde, die ich jederzeit löchern kann. Für den ersten Band habe ich außerdem einen befreundeten Bestatter ausgequetscht. Zum Beispiel um zu erfahren, wie lange es im Durchschnitt dauert, bis ein Mordopfer für die Beerdigung freigegeben wird. Der Mann einer Freundin, der Jäger ist, hat mir meine Fragen zur korrekten Aufbewahrung von Waffen beantwortet.
Und natürlich ziehe ich immer wieder das Internet zu Rate. Ich glaube, wenn man sich meinen Suchverlauf anschauen würde, könnte man es mit der Angst zu tun bekommen, wenn man nicht weiß, dass ich Krimiautorin bin.
Carmen Vicari: Hast du Rituale beim Schreiben? Wie sieht ein ganz normaler Tag bei Dir aus?
Kerstin Mohr: Ich bin ein absoluter Morgenmensch, daher schreibe ich am liebsten morgens. Dafür stehe ich auch gern extra früh auf. Der Nachmittag gehört in der Regel der Familie. Einmal die Woche arbeite ich vormittags in der örtlichen Bücherei. Samstags morgens versuche ich meist noch ein oder zwei Stunden zu schreiben, danach ist Familienzeit angesagt. Das klappt leider nicht immer. Besonders in den heißen Phasen vor Abgabe des Manuskripts ins Lektorat oder kurz vor der Veröffentlichung muss ich öfter Nachtschichten oder Wochenenddienste einlegen.
Beim Schreiben brauche ich eine gewisse Struktur. Daher setze ich mir gern Ziele: eine gewisse Wortzahl, die ich am Tag schaffen will oder bestimmte Szenen, dich ich zu Papier bringen möchte. Einfach drauflosschreiben funktioniert bei mir meist nur ganz am Anfang eines Buches. Später brauche ich dann etwas mehr Struktur. Mit am Schreibtisch ist immer eine Tasse Tee.
Einmal die Woche schreibe ich mit einer befreundeten Autorin über Zoom. Das motiviert, sich überhaupt an den Schreibtisch zu setzen und vor allem auch dranzubleiben und sich nicht ablenken zu lassen. Da ich die meiste Zeit von zu Hause schreibe, ist das meine größte Herausforderung: fokussiert und konzentriert am Schreibtisch zu bleiben und nicht zwischendurch mal schnell ein bisschen Hausarbeit zu machen oder den Instagram-Account zu pflegen.
Ein Notizbuch ist mein ständiger Begleiter, für die spontanen Ideen, die einem im Alltag so zufliegen.
Carmen Vicari: Was ist bis jetzt der schönste Moment in Deiner bisherigen Zeit als Autorin gewesen?
Kerstin Mohr: Puhhh. Ganz schwierige Frage. Es sind seither so viele schöne Dinge passiert.
Ein Highlight war sicherlich, das gedruckte Buch zum ersten Mal in den Händen zu halten. Da ist für mich ein großer Traum wahr geworden.
Und dann mag ich sehr den Kontakt zu den Leser*innen und die direkten Rückmeldungen. Bei meinen Lesungen haben sich schon viele tolle Gespräch ergeben. Überhaupt machen mir Lesungen sehr viel Spaß und ich freue mich, dass viele sehr aufgeschlossen sind für verschiedene Lesungskonzepte und ich schon viele spannende Lesungen hier im Hunsrück halten durfte.
Sehr schön finde ich auch den Kontakt zu anderen Autor*innen. Aus einigen sind mittlerweile gute Freunde geworden. Buchmenschen – egal ob Leser*innen, Autor*innen, Blogger*innen,… – sind einfach eine tolle Spezies. Meistens sehr nett und freundlich und die Gesprächsthemen gehen einem nie aus.
Carmen Vicari: Und zu guter Letzt: Wird es eine Fortsetzung geben?
Kerstin Mohr: Auf jeden Fall. In meinem Kopf schlummern noch ganz viele Ideen für spannende Mordfälle, die Loni und Anneliese lösen können. Bei Band 2 bin ich gerade kurz davor, die Rohfassung zu beenden. Geplant ist eine Veröffentlichung im April/Mai 2024.
Carmen Vicari: Liebe Kerstin, vielen Dank für Deine Zeit und das interessante Interview.