Ein neuer Fall mit dem typischen Ostfriesen Kommissar Steen aus Emden ist nun in dem Ostfrieslandkrimi »Die Tote an der Schilfkante« von Alfred Bekker erschienen. Aus diesem Anlass haben wir dem Autor ein paar Fragen gestellt.
Ihr neuer Ostfrieslandkrimi »Die Tote an der Schilfkante« ist gerade erschienen. Worum geht es?
Am Großen Meer zwischen Emden und Aurich wird eine tote Frau im Schilf gefunden. Kommissar Steen geht am Großen Meer immer segeln, dort hat er einen Katamaran liegen. Eigentlich hat er Feierabend, aber Mörder richten sich leider nicht nach seinen Bürozeiten, also muss er sofort ermitteln. Der Fall erweist sich als rätselhaft. Die Tote ist eine Arztfrau aus Emden-Constantia, die offenbar von ihrem Mann gar nicht vermisst wurde, deren Stiefsohn den Kontakt zu ihr abbrach und deren Neffe auf Grund der Besonderheiten eines Testamentes ein sehr gutes Mordmotiv hat. Je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto mehr Rätsel tun sich auf.
Kommissar Steen ermittelt am Großen Meer. Da denken Nichteingeweihte ja erst mal an die Nordsee …
Das kann in der Tat verwirrend sein! Wenn man die Landstraße von Emden nach Aurich entlangfährt, kommt irgendwann ein Schild an einer Einfahrt. ›Zum Großen Meer‹ steht da. Allerdings in östliche Richtung. Nun weiß eigentlich jeder, dass Ostfriesland von zwei anderen Seiten vom Meer umgeben ist: Norden und Westen. Die Nordsee heißt ja nicht umsonst so - und die Ostsee liegt ganz woanders. Der Hintergrund ist einfach der: In Ostfriesland ist ›Meer‹ die übliche Bezeichnung für einen Binnensee. Umgekehrt nennt man das richtige Meer stattdessen ›die See‹. Das ›Große Meer‹ ist also nicht die Nordsee, sondern ein Binnensee zwischen Emden und Aurich. Es gibt auch noch ein paar andere, kleinere Binnenseen: Das Kleine Meer, das Loppersumer Meer und so weiter.
Dieser Binnensee ist ja extrem flach, teilweise nur einen halben Meter tief. Ist da Wassersport überhaupt richtig möglich?
Ich selbst habe als Zehnjähriger auf dem Großen Meer segeln gelernt. Das Tolle ist: Es ist völlig ungefährlich. Ein Zehnjähriger kann das Große Meer nämlich komplett durchwaten. Kippt man mit dem Boot um, zieht man es notfalls einfach mit sich und geht zum Ufer. Auch für Surfer ist das ein Paradies. Bei Booten mit niedrigem Tiefgang ist das auch alles kein Problem. Kommissar Steen hat zum Beispiel einen Katamaran, die gleiten über das Wasser. Allerdings kann ich mich auch an folgendes Erlebnis erinnern: Im Yachthafen wurde eine Yacht mit feststehendem Kiel zu Wasser gelassen. Tiefgang: Mindestens 1,50 Meter. Am Hafenbecken stand ein Schild, das besagte, dass das Becken 3 Meter tief sei. Dass das aber nur für das Hafenbecken und nicht für das Meer galt, hatte den Leuten niemand gesagt, woraufhin die ziemlich sauer waren. Und fragen Sie mich bitte auch nicht, wie sinnvoll es ist, ein Hafenbecken 3 Meter tief auszubaggern, wenn das dazugehörige Meer nicht mal halb so tief ist.
Dass das Große Meer relativ schnell zufriert und dann Schlittschuhlaufen möglich ist, stimmt übrigens. Allerdings sind die kalten Winter in Ostfriesland seltener geworden. Mein Vater (er wurde in Rysum geboren und ist Jahrgang 1925) erzählt oft davon, bei zugefrorenen Kanälen mit Schlittschuhen zum Gymnasium nach Emden gefahren zu sein.
Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de