Interview mit Ostfrieslandkrimi-Autor Andreas Kriminalinski

Ostfrieslandkrimi-Autor Andreas Kriminalinski im Interview zu seinem neuen Werk »Ostfriesische Lösung«

»Ostfriesische Lösung« heißt Ihr neuer Ostfrieslandkrimi. Würden Sie uns mit eigenen Worten erzählen, worum es in Ihrem neuen Buch geht?

Die Ostfriesen, jedenfalls die in meiner Fantasie, haben für alles eine Lösung. Auch für einen Immobilienmakler, der sich sehr schnell unbeliebt macht in der Krummhörn. Klaus Pelzer, ein Auswärtiger, der vom Urlauber zum Einheimischen werden möchte, macht seinen Traum von der Selbstständigkeit wahr und eröffnet in Pewsum ein Immobiliengeschäft. Er kooperiert dabei mit einem Franchisesystem, das ihm in der Anfangszeit sehr viel Unterstützung anbietet. Die penetrante Werbung – Aussage seines zugewiesenen Marketing Managers: »Sie müssen erst sichtbar und bekannt werden, ehe Sie das Vertrauen der Bevölkerung erlangen.« – geht leider nach hinten los. Die Bevölkerung versteht anstatt Franchise nur Fremdscheiß und organisiert sich gegen den Neuankömmling. Gut, vielleicht ein klein wenig zu radikal, findet Oma Schwidden und kann die selbst ernannte Anführerin des neu gegründeten Syndikats der Immobilienbesitzer, Katja Randahl-Jost (auch »Randale-Katja« genannt), gerade noch von ihrem Plan, den Makler zu lynchen, abbringen. Dennoch marschiert ein Trupp von Eigentümern gegen Pelzer. Was ist passiert? Nun, was soll ich sagen? Blöd gelaufen? Es kam, was kommen musste? Beides hat so seine Berechtigung. Denn: Bei einer Hausbesichtigung stolpert Pelzer mit seinem Kaufinteressenten über die Leiche von Katja. Schnell wird eins und eins zusammengezählt und als Ergebnis kommt Pelzer heraus. Und der soll verschwinden.

Früher kannte man für solche Gelegenheiten die Ostfriesische Lösung … »Wat(t)«, fragen sich auch die Krummhörn-Cops. »Wat(t) ist hier los?« Sie ermitteln zunächst in alle Richtungen. Denn die Befragung des privaten Umfelds von Katja ergibt, dass die ehemalige Linksradikale neben Pelzer noch andere Feinde hat. Nachdem eine zweite Leiche auftaucht, nimmt der Fall eine dramatische Wendung. Geliebte Krummhörner geraten unter Mordverdacht, die Frage kommt auf: Haben beide Fälle etwas miteinander zu tun? Es wird nach einer unbekannten Person gefahndet und ausgerechnet ein Fahrradtourist aus Düsseldorf, der fast blinde Ingo, behauptet, diese Person am Tatort gesehen zu haben. Doch dann gerät auch er in akute Lebensgefahr und Kalle Petersen und Ferdi Morthorst müssen wieder alles geben.

Im Klappentext ist die Rede vom »drohenden Ausverkauf der Heimat«. Was genau hat es damit auf sich?

Das sind nicht meine Worte, aber sie treffen den Nagel auf den Kopf. Die Immobilieneigentümer, die Katja Randahl-Jost um sich herum zu einem kleinen, aber feinen Syndikat italienischen Vorbilds organisiert, befürchten, dass durch Pelzers Aktivitäten noch mehr Auswärtige zu Immobilienbesitzern werden. Und ganz von der Hand zu weisen ist diese Befürchtung nicht. Einzig ist fraglich, wie schlimm diese Entwicklung wäre. Über eine Bekannte, die für ein vergleichbares Immobilien-Franchisesystem in Pewsum arbeitet, weiß ich, dass sehr viele Hauseigentümer eben nicht gebürtig aus der Krummhörn sind. Unter den Eigenheimbesitzern sind viele Zugezogene, die die Region über den Urlaub kennengelernt und sich dann entschieden haben, ein Ferienhaus zu kaufen. Für den eigenen Urlaub, aber auch zur Vermietung an weitere Feriengäste. Insofern erscheint der »drohende Ausverkauf der Heimat« nicht ganz so schlimm, wohnen die Eigentümer ja weiter in ihrer Region, zum Beispiel Nordrhein-Westfalen. Aber später, im Rentenalter, würden sie dann ihren Lebensmittelpunkt in die Krummhörn verlegen. Die »Randale-Katja« ist jedenfalls dagegen. Veränderungen sind nicht ihr Ding, sie hat es gern, wenn alles beim Alten bleibt. Dafür kämpft sie und schießt gerne mal über das Ziel hinaus. In einer regionalen Tageszeitung habe ich gelesen, dass die Region sogar von der Zuwanderung profitiert. In meiner Fiktion ist das Süppchen gern mal etwas schärfer, als es das Rezept vorsieht.

Welche Schauplätze erwarten die Leser in »Ostfriesische Lösung«?

Ich mag es ja, wenn ein Ostfrieslandkrimi auch immer ein kleines bisschen Reiseführer für den wunderschönen Mordwesten ist. Und gerade die Krummhörn hat so einiges zu bieten. Für diesen Aspekt habe ich mir die Figur des fast blinden Ingos von meinem hochgeschätzten Autorenkollegen Klaus Stickelbroeck ausgeliehen. Stickel schreibt Düsseldorf-Krimis, Ermittler ist Hartmann, ein Privatdetektiv. Und eine dort immer wiederkehrende Figur ist eben der fast blinde Ingo, den Stickel zu mir in die Krummhörn auf Urlaub schickt. Und der schaut sich bei schlechtem Wetter verschiedene Museen in Pewsum an und ist bei trockenem Wetter in Greetsiel und Umgebung unterwegs. Dort erkundet er unter anderem das Naturschutzgebiet Leyhörn, unternimmt eine Kutterfahrt und schaut sich die Zwillingsmühlen an.

Für den Showdown habe ich den Pilsumer Leuchtturm als Kulisse gewählt. Was dort an einem stürmischen Tag passiert, wird aber nicht verraten …

In Buch 1 der Reihe, »Ostfriesische Revanche«, waren die Ermittler Morthorst und Petersen so ein bisschen wie Katz und Maus. Haben sich die Krummhörn-Cops mittlerweile aneinander gewöhnt?

Selbstverständlich. Nicht. »Haha«! Ich muss jetzt noch lachen, wenn ich an die eine oder andere Szene denke. Das sind ältere Herren, Rentner-Cops – die brauchen etwas Zeit, um sich aneinander zu gewöhnen. Altherren-WG ist eine echte Herausforderung für die beiden. Mir gefällt das gut, ich glaube, ich lasse die beiden auch noch ein wenig auf engstem Raum ihr Zusammenleben ausleben. Obwohl, Ferdi sucht ja nach seinem kleinen Ostfriesenhäuschen mit Seele. Passenderweise lernt er auch einen Immobilienmakler beruflich kennen. Da müsste sich doch etwas machen lassen …

Aber Kalle Petersen hat sich mittlerweile zu einem ganz passablen Kripoermittler entwickelt. Sein Vorgesetzter lässt ihm immer mehr Freiheiten. Und doch kann und will er nicht auf die Zusammenarbeit mit Mister Stock-im-Arsch verzichten. Katz und Maus eben. Sie lieben sich, sie necken sich.

Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de.