Interview mit Ostfrieslandkrimi-Autor Andreas Kriminalinski

Ostfrieslandkrimi-Autor Andreas Kriminalinski im Interview zu seinem neuen Buch »Ostfriesischer Schuss«

»Ostfriesischer Schuss« heißt Ihr neuer Ostfrieslandkrimi. Würden Sie uns mit eigenen Worten erzählen, worum es in Ihrem neuen Buch geht?

Andreas Kriminalinski: Um Wind. Kurz gesagt: Es geht um Wind. Und wenn der plötzlich nicht mehr bläst, entsteht eine Flaute. Also Wind, der nicht mehr da ist – darum geht’s. Und um die Folgen dieser Flaute.

Unter anderem wäre da der titelgebende Schuss zu nennen. Quer durch die Krummhörn. Hochenergetisch. Mit Überschallgeschwindigkeit und höchster Präzision abgefeuert. Wenn der sein menschliches Ziel trifft, wird’s richtig ekelig. Für die Hinterbliebenen. Für das Opfer geht es schnell, sehr schnell. Es ahnt nichts, sieht nichts, hört nichts. Tot.

Ja gut, es handelte sich bei Johannes Urban um einen Zugezogenen mit angeborener Integrationsunwilligkeit in Tateinheit mit Weltverbesserungszwang und Besserwisserei. Man soll die Ostfriesen auch nicht für dumm halten und ihnen die Welt erklären, ihre eigene Welt. Urban jedenfalls wird vorgehalten, an der Flaute in der ostfriesischen Energiepolitik eine Mitschuld zu tragen. Eine Flaute, die dramatische Auswirkungen hat – ein ehemaliges Vorzeigeunternehmen aus der Windkraftanlagen-Branche gerät in wirtschaftliche Schwierigkeiten und muss eine Menge Mitarbeiter entlassen. Die Realitätsnähe sorgt (hoffentlich) für zusätzliche Spannung. Menschen reagieren unterschiedlich auf solche Schicksalsschläge. Das wollte ich an einigen Beispielen zeigen.

An welche Schauplätze führt der »Ostfriesische Schuss« die Leser?

Andreas Kriminalinski: Wir haben es wieder mit einem „Tatort Pewsum“ zu tun. Allerdings folgen wir der Handlung bis nach Aurich und blicken dort in das „Auge des Sturms“. Darüber hinaus nehmen uns Ferdi Morthorst und Kalle Petersen auf einer heiteren Autofahrt mit nach Emden. Industriehafen. Für mich ziehen solche Schauplätze das Böse förmlich an. Gut, man kann auch einfach mal zum nahe gelegenen Discounter fahren, um Kekse und Wasser zu kaufen. Wann haben Sie zuletzt Kekse und Wasser gekauft? Also nur Kekse und Wasser? Gell, Sie merken es selber: Wer kauft schon ausschließlich Kekse und Wasser. Sie jedenfalls nicht. Ich auch nicht. Und persönlich würden Sie es auch niemandem aus Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis zutrauen. Sehen Sie, da haben wir etwas gemeinsam …

Wer ist denn der »fiese Friese«?

Andreas Kriminalinski: Gute Frage. Ich mag solche Wortspielchen. Ich mag Nicknames. Ich mag Verschleierung, falsche Verdächtigung, Täuschung, Tarnung und Verpissen. Bitte sehen Sie mir die Bundeswehrsprache an dieser Stelle nach. Der »fiese Friese« verkörpert all dies und vor allem Kalles Kiez-Vergangenheit. Ich erinnere kurz: Vor seiner Versetzung ins Fegefeuer der Frühpension war Kalle ja Undercover-Bulle im Hamburger Rotlicht- und Rocker-Milieu. Mehr möchte ich gar nicht sagen, aus Angst, ich rede (schreibe) mich in Rage und verplappere mich. Und dann haben wir den – zeichnet Gänsefüßchen in die Luft – Spoileralarm. Lol. Hashtag: Lies lieber das Buch.

Wie läuft es bei dem ungleichen Ermittler-Duo? Ist die Sie-oder-Du-Frage zwischen Ferdi Morthorst und Kalle Petersen mittlerweile geklärt?

Andreas Kriminalinski Es läuft, würde ich sagen. Es läuft immer … wie bisher. Zwei Silberrücken eben, die sich nichts schenken, aber gegenseitig akzeptieren. So wollen sie gern gesehen werden. Aber ich denke mir, die Leserinnen und Leser machen sich im vorliegenden dritten Band ihr eigenes Bild von dem ungleichen Ermittler-Duo. Denn Ferdi Morthorst bietet Kalle Petersen das Du an. Ganz offiziell. Und dann geschieht etwas Seltsames: Kalle will unbedingt die Hierarchie zwischen ihnen beiden geklärt wissen: Wer ist der Häuptling, wer der ihm folgende Indianer? Morthorst ist schlau genug, ihm, Kalle, den Häuptlingsschmuck zu gönnen. Kann er sich doch noch an den Spruch aus alten Bundeswehrzeiten erinnern: Auf die Oberen schießt man zuerst.

Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de.