Interview mit Ostfrieslandkrimi-Autor Andreas Kriminalinski

Ostfrieslandkrimi-Autor Andreas Kriminalinski im Interview zu seinem neuen Buch »Ostfriesischer Matjesmord«

Der vierte Band aus der Serie »Die Krummhörn-Cops ermitteln« ist erschienen. Aus diesem Anlass haben wir dem Autor Andreas Kriminalinski ein paar Fragen gestellt.

»Ostfriesischer Matjesmord« heißt Ihr neuer Ostfrieslandkrimi. Würden Sie uns mit eigenen Worten erzählen, worum es in Ihrem neuen Buch geht?

Na klar. Es geht um Matjes. Und um Mord. Und um Familie. Familie ist ja so wichtig. Familie bedeutet Geborgenheit, Zusammenhalt, Zukunft. Gut, es soll auch Ausnahmen geben. Hier und da. Familie kann auch Ärger, Zerrissenheit, Neid bedeuten. Aber Mord? Das sicher nicht. Obwohl … da war doch was in der Bibel über zwei Brüder zu lesen. Ging’s da nicht unter anderem um Eifersucht? Na ja, ist lange her. Jedenfalls geht es im Matjesmord auch irgendwie um Plato, aber nicht um Platini. Es geht um Lauschangriffe, krachende Türen und kreischende Kräuterhexen. Aber mystisch ist der Krimi nicht, versprochen! Der ist eher von reeller Natur. Also, Natur kommt auch drin vor. Aber nicht nur, weil der Mensch ja von Natur aus gut und böse ist. Sie finden das verwirrend? Kann ich gut verstehen, ging mir nicht anders. Aber wenn Sie den Matjesmord erst einmal gelesen haben, dann werden Sie verstehen. Todsicher!

Also, um’s kurz zu machen: Es geht um eine angesehene ostfriesische Häuptlingsfamilie, um ein erfolgreiches Familienunternehmen, welches der Patriarch und Firmenlenker an die nachfolgende Generation übergeben möchte, um Neid und Missgunst, um sonderbare Zufälle, eindeutige Absichten und niedere Beweggründe und – sagte ich es schon? – um Mord.

Welche Schauplätze erwarten die Leser in Ihrem neuen Buch?

Da muss ich als Erstes natürlich die über fünfhundert Jahre alte Osterburg in Groothusen nennen, hier wohnt – im fiktiven Kriminalroman – die ostfriesische Familie Ewinga. Auch im wirklichen Leben ist die Burg auf jeden Fall einen Besuch wert. Historische Häuptlingsburg, wunderschöner, kleiner Park sowie Café und Restaurant – alles an einem Fleck!

Die historische Anlage liegt umgeben von einer Graft inmitten eines Parks mit einer alten Lindenallee. Sie befindet sich zwar in Privatbesitz, aber man kann sie, jedenfalls den öffentlichen Teil, besichtigen. Es gibt Kultur- und kunsthistorische Sehenswürdigkeiten wie antike Möbel, Waffen, eine Bibliothek sowie eine außergewöhnliche Gemäldesammlung von Ahnenbildern aus fünf Jahrhunderten zu bestaunen. Darüber hinaus kann man in Burgcafé & Bistro entspannt verweilen und genießen. Übrigens: Aus gesicherter Quelle weiß ich, dass auch Matjes auf der Speisekarte zu finden ist. Und wer weiß, vielleicht findet »nach Corona« auch mal ein Krimi-Dinner statt …

Auch Greetsiel spielt eine Rolle in der Geschichte. Ich mag das malerische Fischerdorf mit seinem wunderschönen kleinen Hafen sehr! Wie es im Krimi heißt: Hier atmet man Seefahrerromantik. Von dort startet, wer will, mit dem Fahrgastschiff »Graf Edzard I.« unter anderem in das Naturschutzgebiet Leyhörn und weiter durch die Schleuse Leysiel hinaus auf hohe See. Kreischende Möwen und der Duft der Nordsee lassen den Alltagsstress schnell vergessen
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Die im Klappentext genannte »Rücksichtslosigkeit« Röttgers klingt noch nicht nach einem ausreichenden Mordmotiv. Steckt da noch viel mehr dahinter?

Absolut! Fast könnte man sagen, mit Röttger muss genau der Richtige dran glauben. Oder: Jeder bekommt im Leben das, was er verdient. Aber ich will auf gar keinen Fall den moralischen Zeigefinger erheben oder gar eine Predigt halten – obwohl, etwas Biblisches hat der Krimi auch. Beim Schreiben wollte ich mich einfach nur kriminalistisch austoben und ein wenig durch die Sippe morden. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten, nur so viel: Röttger ist alles, nur kein Unschuldslamm. Denn er hütet seit Jahren schon ein düsteres Geheimnis, was längst keines mehr ist. Außerdem hat er alles dafür getan, sich richtig unbeliebt zu machen. Und damit kommen wir zu den Ewingas, eine ehrwürdige ostfriesische Häuptlingsfamilie und gleichzeitig ein traditionsreiches Krummhörner Familienunternehmen. Der Denver-, äh Matjes-Clan besteht auch nicht nur aus Heiligen, was eine von den Krummhörn-Cops vollzogene Familienaufstellung ans Licht bringt. Morthorst und Petersen haben danach alle Hände voll zu tun, denn sie knöpfen sich einen nach dem anderen vor.

Das Thema Matjes könnte für einen Ostfrieslandkrimi kaum passender sein. In Emden zum Beispiel dreht sich während der »Matjestage« sogar einmal im Jahr alles um die kleinen Heringe. Sind Sie selbst auch ein Fan des salzigen Fischgerichts?

Oh ja! Ich würde vielleicht nicht so weit gehen und wie das Opfer in meinem Krimi behaupten, dass Matjes meine Leibspeise wäre, aber ein Urlaub in der Krummhörn ohne ein leckeres Matjesbrötchen wäre für mich undenkbar. Und so wie ich beim Schreiben nicht auf den Ostfriesentee verzichten kann, habe ich dieses Mal eben einige Portionen Matjes vertilgt. Entweder als Brötchen oder aber mit Pellkartoffeln, grünen Bohnen und Speckstippe. Jedes Mal, wenn ich das Wort Matjes getippt habe, habe ich Appetit bekommen. Da kommt mir gerade ein Gedanke: Nach dem Matjesmord könnte ich den Ostfriesentortenmord schreiben. Oder den Kluntjekiller. Wattwurmwut? Letzteres eher nicht, oder?

An kreativen Roman-Ideen mangelt es Ihnen offensichtlich nicht. Nach dem 3. Band der Krummhörn-Cops-Reihe, »Ostfriesischer Schuss«, mussten Ihre Leser sich allerdings ein Dreivierteljahr bis zum nächsten Krimi mit Morthorst & Petersen gedulden. Können Sie uns schon einen Ausblick für dieses Jahr geben? Wie oft gehen die beiden Kommissare im Jahr 2021 auf Verbrecherjagd?

Für die aufgebrachte Geduld möchte ich mich bei allen Leserinnen und Lesern von ganzem Herzen bedanken! Toll, dass Sie mir die Treue halten! Nach einer krankheitsbedingten Schreibpause – sagen wir einfach, dass Morthorst und Petersen in der Zeit ihren Jahresurlaub genommen hatten – geht es mit neuem Elan weiter. Nach dem fangfrischen Matjesmord sind noch vier weitere »Krummhörn-Cops«-Bände für das Jahr 2021 geplant. Zwei Ideen sind schon skizziert. Da geht es einmal um Hochwürden, der womöglich auf der dunklen Seite wandelt, ein anderes Mal stibitzt ein flippiger, aber sehr sympathischer Bursche einem hartgesottenen, cholerischen Berufsganoven das Diebesgut und bringt sich damit in akute Lebensgefahr. Ich wusste zunächst gar nicht, womit ich zuerst loslegen sollte. Bei beiden Geschichten hat das Ideenentwickeln schon so viel Spaß gemacht, dass ich es kaum abwarten konnte, wieder in die Tasten zu hauen. Kaum lag der Matjesmord auf dem Tisch von unserem hochgeschätzten Lektor, da hatte ich schon … Nein, ich bin jetzt mal still. Sie werden es in Kürze selbst lesen können. Todsicher!

Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de.