Interview mit Ostfrieslandkrimi-Autor Andreas Kriminalinski zu »Ostfriesischer Hass«

Ostfrieslandkrimi-Autor Andreas Kriminalinski im Interview zu seinem neuen Buch »Ostfriesischer Hass«

Der sechste Band aus der Serie »Die Krummhörn-Cops ermitteln« ist erschienen. Aus diesem Anlass haben wir dem Autor Andreas Kriminalinski ein paar Fragen gestellt.

»Ostfriesischer Hass« heißt Ihr neuer Ostfrieslandkrimi. Würden Sie uns mit eigenen Worten erzählen, worum es in Ihrem neuen Buch geht?

Dieses Mal wird’s tierisch sportlich – todsicher! Einerseits geht es um den typischen Sport der Ostfriesen, das Boßeln. Andererseits geht es um einen niedlichen Hund, der plötzlich abhaut. Tja, und um ein blutiges Büro. Nicht schön, wirklich. Kein Spaß für denjenigen, der das Blutbad aufwischen muss. Um den geht’s aber gar nicht, noch nicht einmal am Rande. Dafür geht es Petersen mal wieder um einen Klassiker unter den Mordfällen. Dann gibt’s da noch ein Bootsunglück, das Fragen aufwirft. In nahezu columboresquer Art und Weise bringt Morthorst Licht ins Dunkel. Ach so, um ein süßliches ostfriesisches Kraut geht’s auch. Eigener Anbau, hundert Prozent Bio, behauptet ein junggebliebener Altachtundsechziger, um den es irgendwie auch noch geht.

Und es geht um Mutter – Hedda Eilers, eine Mischung aus der Queen von England und Mutter Beimer aus der Lindenstraße, kurz: ein Albtraum von Fürsorge und Dominanz.

Vermutet man alles gar nicht, wenn man den Klappentext liest und erkennt, worum es eigentlich geht: Die Krummhörn steuert auf ihren sportlichen Jahreshöhepunkt zu: Ein Ausscheidungswettkampf im Boßeln zwischen einer heimischen Mannschaft und einem Team aus dem „verfeindeten“ Oldenburg soll den Gewinner ermitteln, der dann in Aurich im Finale antritt. Zu gewinnen gibt es eine stattliche Geldsumme. Doch so weit soll es gar nicht kommen. Denn am Vorabend des Wettkampfes wird Johann Hagena, der Kapitän der Krummhörner Mannschaft, der als ihr bester Werfer Garant für den Sieg ist, erschlagen aufgefunden. Neben Hagena liegt eine blutverschmierte Boßelkugel. Und zwar genau die, die er extra für diesen Wettkampf gekauft hat. Auf dem Teppichboden neben der Leiche finden die Krummhörn-Cops einen mit Blut geschriebenen Buchstaben. Der Zeigefinger des Opfers ist blutverschmiert – hat Hagena noch einen Hinweis auf seinen Mörder gegeben? Natürlich gerät der Kapitän der Boßelmannschaft aus Oldenburg unter Tatverdacht. Hat er versucht, das gegnerische Team zu schwächen? Immerhin geht es um eine Menge Geld.

Der typische »Friesensport« Boßeln ist in einigen Regionen Norddeutschlands und Nordrhein-Westfalens populär, in anderen Bereichen Deutschlands dagegen kaum bekannt. Worum geht es bei der Sportart?

Kaum zu glauben, aber Boßeln ist hier wirklich unglaublich populär. Vor einigen Jahren schrieb der stern:
»Boßeln ist in Friesland populärer als Fußball. Tausende Sportler werfen Kugeln, mitten auf der Straße, oft bei bitterer Kälte, neben Gräben und Kuhfladen. Einige Touristen verschreckt die Tradition, andere kommen deswegen extra angereist.

In den Lokalzeitungen in Ostfriesland gibt es zwei, drei Seiten Boßeln und eine Seite Fußball-Bundesliga. Eltern schicken ihre Kinder nicht zum Bolzen nach draußen, sondern zum Kugelwerfen auf die Nebenstraßen.«

Beim Boßeln treten wenigstens zwei, nicht selten auch mehrere Mannschaften gegeneinander an, um eine Kugel mit möglichst wenigen Würfen über eine zuvor festgelegte Strecke zu treiben. Im Laufe der Boßeltour treten die Teams in wechselnden Paarungen gegeneinander an, sodass am Ende des Tages das Siegerteam feucht-fröhlich geehrt werden kann.

Die Technik des Boßelns ist vergleichbar mit dem Bewegungsablauf beim Kegeln. Neben einer hohen Abwurfgeschwindigkeit ist auch die Genauigkeit sehr entscheidend. Gilt es doch, die Kugel auf teilweise recht engen Wegen so weit wie möglich zu werfen beziehungsweise zu rollen. Da es nicht nur auf die Kraft, sondern auch auf das Geschick ankommt, haben – ähnlich wie beim Kegeln – nahezu alle Teilnehmer sehr schnell ihre Erfolgserlebnisse.

Der Klappentext verrät kaum etwas über mögliche Motive für den Mord an Johann Hagena. Wen haben die Krummhörn-Cops in Verdacht?

Ja, das haben gute Klappentexte so an sich (Autor zwinkert mit dem Auge). Dafür verrät der Titel sehr viel über das Opfer (Autor hebt verschwörerisch die Brauen).

Ich möchte nicht zu viel verraten, aber: Johann Hagena war alles, nur nicht beliebt. Im „sich Feinde machen“ bleibt er wohl unübertroffen. Und bei der Frage nach dem Mordmotiv erkennen die Krummhörn-Cops sehr schnell: Dieses Riesenarschloch wurde fast von seinem kompletten Umfeld gehasst. Also nehmen sich Petersen und Morthorst jeden Einzelnen der Reihe nach vor, denn an Motiven mangelt es ihnen nicht. Ich möchte meinen: Bis auf Oma Schwidden und den Papst sind so ziemlich alle verdächtig, die privat oder beruflich mit Johann Hagena zu tun hatten. Ich will nicht behaupten, dass der fiese Möpp den Tod verdient hätte, aber schad ist es nicht um ihn.

Sie erwähnten Oma Schwidden. Mischt sich die ostfriesische Kultfigur auch wieder in die Ermittlungen ein?

Aber sowas von! Oma Schwidden leitet diesmal die SOKO Struppi. Sie hilft einer guten Freundin, deren ausgebüxten Hund – Muttis Liebling – wiederzufinden. Sicherlich kennen auch Sie jemanden, der oder die mit dem eigenen Hund spricht. Er gehört ja praktisch zur Familie, und hey, manchmal sind Hunde einfach die besseren Menschen. Herrlich, diese Klischees. Sind ja nur Klischees, oder? Ich selbst bin auch ein Hundemensch. Nach fast 15 Jahren musste ich meine liebe Milka über die Regenbogentreppe gehen lassen und ich gestehe: In zahlreichen Gesprächen habe ich ihr so einiges anvertraut. Ich bin sicher, sie hat mich immer verstanden.

Aber zurück zu Oma Schwidden, die sich über die „Kultfigur“ sehr freut, auch wenn sie es nicht so recht zeigen kann. Die schrullige ältere Dame betätigt sich nur allzu gern als scharfsinnige Amateurdetektivin. Sie ist quirlig, forsch, laut und redselig, aber nie arrogant oder unangenehm. Und sie ist für ihre Lieben da. Einen ausgebüxten Hund zu finden, ist doch eine Kleinigkeit, wenn man die richtigen Leute kennt und ein bisschen wach in der Birne ist. Und ganz nebenbei ermittelt unsere „Schwiddi“, deren Näseln ihr Markenzeichen ist, auch noch in der unmittelbaren Nachbarschaft. Sie sieht, was andere nicht sehen, und steckt ihren rhinophonischen Riechkolben gerne in Dinge, die sie eigentlich nichts angehen.

Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de.