Interview mit Ostfrieslandkrimi-Autor Hans-Rainer Riekers

Ostfrieslandkrimi-Autor Hans-Rainer Rikers im Interview zu seinem neuen Buch »Springfluttod«

Hans-Rainer Riekers, Polizist im Ruhestand, hat jetzt seinen dritten Ostfrieslandkrimi »Springfluttod« im Klarant Verlag veröffentlicht. Zu dem neuen Band mit den Ermittlern Stefan Grote und Stine Lessing haben wir dem Autor ein paar Fragen gestellt.

Mit dem »Springfluttod« erscheint nun der dritte Krimi aus der Reihe »Grote und Lessing«. Was erwartet die Leser?

Nun, der Klappentext des Buches beschreibt es ja sehr gut. Da geht es um Unfälle, die vielleicht gar keine Unfälle sind. Und es geht um das Verschwinden eines Mannes, was den ganzen Fall in einem neuen Licht erscheinen lässt. Die Ermittlungen führen die Polizisten auf einige Nordseeinseln, dann aber kreuz und quer durch Ostfriesland.

Während Stine Lessing den Fall rational angeht, setzt sich Stefan Grote selbst unter Druck. Er ist es gewohnt, die Fäden in der Hand zu halten, doch hier gelingt ihm das lange nicht. Und es kommt noch schlimmer, denn der Täter beginnt, die beiden Ermittler für seine Zwecke einzuspannen. Insgesamt ist es ein hoch spannender Fall, der die Kommissare psychisch und physisch an ihre Grenzen führt.

Wenn Sie jetzt eine Zwischenbilanz ziehen würden: Sind »Grote und Lessing« bei den Lesern angekommen?

Ich denke, dass die beiden sich inzwischen eine beachtliche Fan-Gemeinde aufgebaut haben. Das lässt sich für mich aus den Rückmeldungen ableiten, die mich in immer größerem Umfang erreichen und sehr positiv sind. Die beiden Hauptpersonen scheinen den Lesern in ihrer Unterschiedlichkeit zu gefallen. Eine Freundin hat mich kürzlich gefragt, warum häufig die Rede von »Stine« ist, aber niemals von »Stefan«. Er bleibt immer nur Stefan Grote. Die Antwort ist für mich klar. Stine ist eben Stine. Jung, nett, schlau, emotional, chic und schlagfertig. Sie soll den Lesern nahe sein. Grote hingegen ist und bleibt Grote. Er hat seine Ecken und Kanten und ist und bleibt bei aller Freundschaft zu Stine ihr Chef. Das ist ihm und ihr klar, und so soll es auch künftig bleiben.

Wie geht es mit den beiden weiter? Haben Sie da schon Pläne?

Oha, das ist eine schwierige Frage! Ich mag die klugen Texte des Liedermachers Heinz-Rudolf Kunze sehr gerne. Er geht brillant mit der deutschen Sprache um. In einem seiner Lieder heißt es »Eigene Wege sind schwer zu beschreiben, sie entstehen ja erst beim Gehen!« Genauso ergeht es mir gerade mit »Grote und Lessing«.

Der »Dünenhausmord« als Auftakt der Serie ist streng genommen ja noch gar kein »echter« Ostfrieslandkrimi. Grote und Lessing arbeiten beim LKA in Hannover und ermitteln in Ostfriesland, ohne einen echten Bezug zu Menschen und Landschaft zu haben. Außerdem ist das Verhältnis zwischen den beiden eher dienstlich-neutral. Erst gegen Ende der Handlung spüren sie, wie gut sie als Team harmonieren.

Im »Emsdeichmord« ändert sich das Bild, die beiden werden fast schicksalhaft miteinander verbunden und finden sich als Sonderermittler in Aurich wieder. Ihr Verhältnis wird enger, vertrauter und Stine legt ihre anfängliche Schüchternheit gegenüber ihrem Chef ab. Sie wird selbstbewusster, fröhlicher und unbekümmerter. Am Ende der Handlung überwindet sie ihr Trauma, das sie seit dem »Dünenhausmord« mit sich herumschleppt.

Erst beim Schreiben des Manuskripts zum »Springfluttod« ist mir selbst klar geworden, dass ich mich gemeinsam mit den beiden auf einen Weg gemacht habe. Grote und Lessing sind nun auch mental in Ostfriesland angekommen. Ihr Verhältnis zueinander ist mittlerweile freundschaftlich und vertrauensvoll, gewissermaßen »ausbalanciert«. Jeder weiß, was er vom anderen zu erwarten hat und was nicht.

Außerdem sind seit dem »Emsdeichmord« mit Skipper, Frauke Hattinga und Sören Gueres ja noch drei Kollegen, inzwischen Freunde, dazugestoßen. Sie geben der Handlung Öffnungsmöglichkeiten, die es bei der Konzentration auf nur zwei Ermittler nicht geben würde.

Einige Leser haben mich wissen lassen, dass sie gerne mehr über das Privatleben von Stefan Grote und Stine Lessing erfahren würden. Ich muss einräumen, dass meine Krimis sehr ermittlungslastig angelegt sind. Da kann ich wohl aus meiner Haut als ehemaliger Polizist nicht heraus. Aber versprochen, auch da tut sich etwas. Die kommenden Krimis werden gewiss nicht zu Familienromanen mutieren, aber ein wenig wird der Vorhang sich doch heben. Im Fall Nr. 4, der gerade in Arbeit ist, bin ich diesen Weg, von dem ich spreche, nämlich weiter gegangen. Da wird es für einen der beiden Protagonisten sehr, sehr persönlich. Doch ich werde mich hüten, etwas zu verraten.

Eines möchte ich aber zum Abschluss anmerken: Natürlich ist es problemlos möglich, jeden der Krimis losgelöst von den anderen zu lesen. In jedem Roman erwartet die Leser eine abgeschlossene Handlung. Wer die Krimis allerdings in der richtigen Reihenfolge liest, wird Grote und Lessing, mich und Heinz-Rudolf Kunze besser verstehen.

Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de.