Vor einigen Tagen erschien der fünfte Fall der Serie »Grote und Lessing ermitteln« Gibt es schon erste Reaktionen der Leser, die Sie erreicht haben?
Ja, die gibt es in der Tat. Und diese Rückmeldungen überraschen mich ein wenig, denn sie erfolgen teilweise, obwohl die Menschen den neuen Roman noch gar nicht gelesen haben. Sie freuen sich einfach darüber, dass sie wieder etwas von Stefan Grote und Stine Lessing hören.
Ich hätte niemals gedacht, dass die beiden doch sehr unterschiedlichen Charaktere auf so breite Zustimmung treffen. Grote, der etwas starre, kopfgesteuerte und sportorientierte Typ scheint eigentlich gar nicht zu der feinsinnigen, emotionalen und logisch-strukturiert arbeitenden Stine zu passen. Zudem ist sie auch noch notorische Anti-Sportlerin. Doch das stimmt nur auf den ersten Blick. Wenn man genau hinschaut, harmonieren die beiden menschlich wie dienstlich perfekt. Die beiden Polizisten haben ihre kleinen Macken, aber sie sind aber letztlich ganz normale Menschen, mit Schwächen und Stärken.
Ich beobachte seit langer Zeit einen skurrilen Trend. Es scheint momentan angesagte zu sein, polizeiliche Ermittler als völlig durchgeknallte Protagonisten darzustellen. Dadurch soll vermutlich eine besondere Spannung erzeugt werden. Dies gilt sowohl für Kriminalromane als auch für Kriminalfilme. Da tauchen schon mal Alkoholiker oder von Hirntumor geplagte Ermittler auf. Gerne auch Psychopathen, die grundsätzlich das tun, was im Moment gerade nicht angebracht ist. Sie stürzen ihre Kollegen damit in Verwirrung und hinterlassen am Ende ein Schlachtfeld. Dienstvorgesetzte sind grundsätzlich charakterschwach und »die vom BKA« stets suspekt.
All das ist nicht mein Ding. Natürlich hat ein Kriminalroman wenig mit polizeilicher Realität zu tun, deshalb sollte man die Polizeiarbeit jedoch nicht konterkarieren. Ich ziehe es vor, so nah wie möglich an der Realität zu bleiben. Lieber verwende ich meine Anstrengung darauf, die Spannung aus dem Fall heraus zu beziehen. Der große Zuspruch, den Grote und Lessing erfahren, bestätigt mich auf diesem Weg.
Wie in all ihren Romane führt die Ermittlungsarbeit Stefan Grote und Stine Lessing quer durch Ostfriesland. Wohin dürfen die Leser die Ermittler diesmal begleiten?
Die beiden sind wieder einmal viel unterwegs. Auch Skipper, ihr Kollege und Freund von der Kripo Emden, ist mit von der Partie. Die Handlung beginnt mit Skippers Segeltörn von Helgoland aus und führt über das Watt bei Baltrum auf das Festland. Dort spielen Norddeich, Rysum, Emden und später Borkum eine Rolle. Sogar einen kleinen Ausflug nach Delfzijl in den Niederlanden unternehmen sie im Zuge ihrer Ermittlungen.
Im »Sandbankmord« taucht für die Leser ein alter Bekannter auf, Gero Bakker, der Inselpolizist aus Juist. Er spielte im ersten Roman der Serie, dem »Dünenhausmord« eine tragische Rolle. Schade, schließlich wäre es fast zu einer Liebesbeziehung mit Stine Lessing gekommen. Nun, vier Romane später, spielt er wieder eine Rolle. Ist Ihnen die Idee, Bakker wieder einzubeziehen, spontan gekommen?
Oh nein, gewiss nicht. Als das Manuskript zum »Dünenhausmord« fertig war, wusste ich sofort, dass Gero irgendwann wieder in Erscheinung treten würde. In den folgenden Romanen habe ich ihn gelegentlich kurz auftauchen lassen. Mal in Stines Erinnerungen, mal ertappt Grote seine Kollegin dabei, dass sie auf ihrem Laptop nach Gero recherchiert. Schließlich war er ja nach ihrem ersten Zusammentreffen aus dem Polizeidienst ausgeschieden und untergetaucht. Diesen dünnen Faden habe ich gezielt gesponnen, um Gero Bakker nachvollziehbar ins Spiel zu bringen. Es wäre für den Leser nicht logisch gewesen, ihn plötzlich wie „Phönix aus der Asche“ zu präsentieren.
Aber ich weise immer wieder darauf hin. Es ist für den Leser sicherlich interessant, wenn man den »Dünenhausmord« gelesen hat. Voraussetzung ist es jedoch nicht, auch so lässt sich die Handlung bestens nachvollziehen.
Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de.