Interview mit Ostfrieslandkrimi-Autor Hans-Rainer Riekers zu »Dreescher Mord«

Ostfrieslandkrimi-Autor Hans-Rainer Riekers im Interview zu seinem neuen Buch »Dreescher Mord«

Hans-Rainer Riekers hat jetzt seinen neuen Ostfrieslandkrimi »Dreescher Mord« im Klarant Verlag veröffentlicht. Zu dem elften Fall mit den Kommissaren Stefan Grote und Stine Lessing haben wir dem Autor ein paar Fragen gestellt.

Ihr neuer Ostfrieslandkrimi trägt den Titel »Dreescher Mord«. Wer oder was verbirgt sich dahinter?

Viele Menschen glauben, in Ostfriesland gäbe es lediglich grüne Wiesen, die ab und zu von Kanälen und Gräben unterbrochen werden, bis die Deiche der Nordsee am Horizont auftauchen. Das stimmt so nicht! Es gibt sehr wohl Waldgebiete, teilweise von beachtlichem Ausmaß. Hier allerdings geht es um den ›Dreescher Forst‹, ein winziges Wäldchen oberhalb von Arle und nur sechs Kilometer vom Meer entfernt. Gerade einmal einen Kilometer lang und kaum 400 Meter breit schien es mir doch groß genug, um in meinem neuen Krimi eine bedeutende Rolle zu spielen. Denn genau dort findet ein passionierter Jäger einen grässlichen Tod.

Sie betonen immer wieder, dass alle Ihre Ostfrieslandkrimis aus einem Bild in Ihrem Kopf heraus entstehen. War das auch hier wieder so?

Selbstverständlich. Wir haben in unserem Freundeskreis eine Jägerin. Sie geht nachts ganz allein auf die Jagd, was ich ziemlich mutig finde. Auf meine Frage, ob sie dabei keine Angst verspüre, verwies sie darauf, dass sie ja bewaffnet sei. Dann, nach kurzem Überlegen, fügte sie hinzu, dass es aber doch einen Moment gäbe, in dem sie sich unsicher und angreifbar fühle. Schließlich müsse sie irgendwann zu ihrem Auto zurückkehren, welches über Stunden am Waldrand geparkt stand und jemandem aufgefallen sein könnte, der nichts Gutes im Schilde führt. In den Minuten, wo sie ihre Waffen im Auto verstaue, fühle sie sich nicht wohl. Genau diese Worte lege ich Hinnerk Weerts in den Mund, dem allseits beliebten Schulmeister und Jäger und exakt diese Situation wird ihm zum Verhängnis.

Wer Ihre bisherigen Ostfrieslandkrimis gelesen hat, wird bemerken, dass es bei Ihnen den eiskalten Killer, der seine Taten mit Kalkül begeht, nur selten gibt. Oft geht es um eine Verkettung unglücklicher Umstände, die dramatisch endet.

Ist es im wahren Leben nicht auch so? Wenn man Gerichtsprozesse aufmerksam verfolgt, wird man feststellen, dass es immer eine ›Geschichte hinter dem Fall‹ gibt, wie ich es mal bezeichnen möchte. Das soll Straftäter keineswegs entschuldigen, doch zumindest verstehen helfen, warum jemand zum Mörder werden konnte. Auch beim ›Dreescher Mord‹ ist das der Fall. Es passieren Dinge, die vermutlich keiner der Protagonisten vorausgesehen hat. Keiner von ihnen wollte zum Mörder werden, doch dann entstand eine Eigendynamik. Am Ende hat jeder seinen Teil zu der unheilvollen Entwicklung beigetragen und es starben Menschen. Diese Schuld muss getragen werden.

Grote und Stine geraten dieses Mal in eine äußerst problematische Situation. Irgendwann wissen sie, wer der Hauptschuldige ist, kommen aber nicht an ihn heran, weil die Beweislage nicht ausreicht. Da kommt eine ›kreative Idee‹ von Stine ins Spiel, die rechtlich äußerst fragwürdig zu sein scheint.

Allerdings! Es hat mich gereizt, dieses Dilemma, welches echten Ermittlern nicht fremd ist, aufzuzeigen. Manchmal steckt das Verfahrensrecht Grenzen ab, die nicht überschritten werden dürfen. Tun die Ermittler es dennoch, unterliegen die dadurch gewonnenen Beweise einem gerichtlichen Verwertungsverbot. Genau darum geht es hier. Ganz am Ende des Romans, während des üblichen ›Darttreffs‹ in der Auricher Hafenkneipe, wird das erläutert. Interessant ist dabei, dass dieses möglicherweise vorliegende Verwertungsverbot nur dann relevant ist, wenn der Verteidiger es ins Spiel bringt. In diesem Fall würde mich tatsächlich interessieren, wie ein Richter in der Realität über Stines Plan urteilen würde. Aber so weit kommt es nicht, denn es gibt ja noch Theda Siefken. Die Staatsanwältin weiß um die Gefahr und handelt einen Deal mit dem Verteidiger aus, der beiden Seiten nützt.

Apropos Theda Siefken. Diese ziemlich außergewöhnliche Staatsanwältin wird am Ende selbst zur Straftäterin, habe ich das richtig gelesen?

Pssst! Bitte nichts verraten. Theda ist auch nur ein Mensch und nicht immer frei von Rachegedanken. Ich mag es nun mal, ab und an lustige Episoden einzustreuen. Die ›Straftat‹ der Siefken ist eine davon. Sie begeht natürlich kein echtes Verbrechen, zeigt aber auf, was für ein Unikum diese Frau ist. Natürlich sind auch Skipper, der Kripo-Kollege aus Emden, Professor Hellinghaus, der Pathologe des LKA sowie Frauke Hattinga und Sören Gueres von der Polizei Leer wieder mit von der Partie.

Das Interview wurde geführt auf www.www.ostfrieslandkrimi.de.