Jan Olsen im Interview zu »Die Leiche auf dem Gulfhof«

Ostfrieslandkrimi-Autor Jan Olsen im Interview zu seinem neuen Buch "Die Leiche auf dem Gulfhof".

»Die Leiche auf dem Gulfhof« heißt Ihr neuer Ostfrieslandkrimi. Würden Sie uns mit eigenen Worten erzählen, worum es in Ihrem neuen Buch geht?

Jan Olsen: Ein Feuer in der Scheune eines Gulfhofes bringt den Stein ins Rollen. Die sterblichen Überreste eines Menschen (das Skelett) werden durch den Brand freigelegt, und damit beginnt für die beiden Kommissare Ruth Fasan und Hagen Reese das Rätselraten um die Identität der Leiche. Die Familiengeschichte der Besitzer des traditionellen Gulfhofes spielt dabei eine wichtige Rolle.

Die bisherige Geschichte der Familie Gerod besagt, dass der Ehemann sich vor 20 Jahren mit dem Vermögen aus dem Staub gemacht hat. Das klingt nicht so, als wäre bei der Familie damals alles in Ordnung gewesen …

Jan Olsen: Nein, das klingt wirklich nicht so. Es gibt dunkle Familiengeheimnisse, die die Ermittler nun ans Tageslicht bringen und bewerten müssen. Und natürlich ist es für die Betroffenen nicht leicht, über diese Angelegenheiten zu sprechen. Dabei kommt Erstaunliches zutage, und dann scheint plötzlich alles nicht mehr so wie von den Kommissaren anfangs vermutet.

Leichen im Schlick, im Sielftief oder auf dem Gulfhof – es fällt auf, dass die Titel Ihrer Krimis gut nach Ostfriesland passen. Wie planen Sie als Autor einen neuen Krimi? Was steht zuerst, der Titel oder die Geschichte dazu?

Jan Olsen: Das geht meist ineinander über. Sobald ich mir Gedanken über den Plot mache, geht das mit Überlegungen einher, welche Örtlichkeiten bei dem neuen Mordfall eine zentrale Rolle spielen sollen. Dabei orientiere ich mich natürlich an den Greetsieler Gegebenheiten. Es überrascht mich meist selbst, wie gut die fiktive Handlung mit der Location zusammenfindet und beides schließlich untrennbar miteinander verbunden ist.

Wer schon einmal Urlaub in Ostfriesland gemacht hat, weiß, dass hier tatsächlich alles noch anders ist. Weite Felder, Einfamilienhäuser, Landwirtschaft; vielerorts gibt es Milchtankstellen am Hof, »direkt von der Kuh«. Doch dass Gulfhölfe – wie in Ihrem neuen Krimi – anderweitig genutzt werden, ist keine Seltenheit, die Landwirte haben es immer schwerer. Glauben Sie, dass die typisch ostfriesische landwirtschaftliche Lebensweise eine Zukunft hat?

Jan Olsen: Ich habe den Eindruck, dass die Ostfriesen es sehr gut verstehen, ihre Traditionen mit den Gegebenheiten des modernen Lebens in Einklang zu bringen. In Greetsiel zum Beispiel weiß man um die herausragende Bedeutung der alten Bausubstanz des kleinen Fischerdorfes. Es gibt ein paar sehr engagierte Personen, die viel Mühe, Zeit und Geld darin investieren, die alten Gebäude in ihrer ursprünglichen Form zu erhalten. Das geht manchmal sogar so weit, dass keine modernen Heizungen in die Gemäuer eingebaut und die Räume mit dem traditionellen Mobiliar ausgestattet werden, und dies alles zum Selbstzweck, also ohne mit der Absicht, irgendwelche Gewinne zu erzielen. Andere versuchen, die alten Gebäude zu erhalten, indem sie ihnen eine neue Bestimmung geben, wie zum Beispiel Unterkünfte für Touristen bereitzustellen. Auf diese Weise verfahren einige Besitzer der historischen Gulfhöfe ebenso wie die Eigner der kleinen niedlichen Friesenhäuser. Es wird einiges getan, um das Alte zu bewahren. Dies gilt auch für die Traditionen, die in der Krummhörn gepflegt werden, wozu eben auch die landwirtschaftliche Lebensweise zählt. Man wird vieles tun, damit sie erhalten bleibt, aber man wird wohl auch schauen müssen, wie sie den modernen Gegebenheiten angepasst werden muss, damit sie überdauern kann. Und darin sind die Ostfriesen ganz gut.

Das Interview wurde geführt auf www.ostfrieslandkrimi.de.