John Katzenbach in Mannheim

Das Foto zeigt von links Günter Keil, John Katzenbach und Rainer Strecker bei Thalia in Mannheim. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Ein wütender Sturm reißt energisch die letzten Blätter von den Bäumen, Regen prasselt nieder auf die Quadratestadt. Beinahe wirkt das Wetter an diesem November-Abend wie bestellt zur Thriller-Lesung bei Thalia in Mannheim. John Katzenbach stellt seinen Thriller „Der Wolf“ vor. Der Autor wird begleitet von Günter Keil und Rainer Strecker.
Günter Keil, Journalist und Moderator, führt durch den Abend, er übersetzt die Antworten John Katzenbachs und leitet über zu den Passagen, die Rainer Strecker liest, den Prolog liest John Katzenbach selbst vor. Günter Keil hat schon viele internationale Bestsellerautoren bei ihren Lesungen in Deutschland begleitet, u.a. Jussi Adler-Olsen, Simon Beckett und Joy Fielding.
Der Schauspieler Rainer Strecker spielte selbst schon einen Kommissar, und zwar den Kommissar Volker Brehm in „Einsatz in Hamburg“. Ungezählte Hörbuchstunden flirren beim Hören seiner Stimme im Zeitraffer durch den Kopf. Streckers Lesestimme ist rau und wenn er mag, auch knarzig. Stellenweise klingt seine Stimme wie über ein Rasiermesser gezogen. Besonders wenn sie leise wird, klingt sie gefährlich. Er kann den Zuhörer aber auch einlullen mit dieser Stimme, aber Vorsicht! Das, was er mit dieser Stimme transportiert, kann den Schlaf rauben! Still und gebannt lauscht das Publikum, nur der Regen ist zu hören, wenn Strecker gekonnt seine Pausen setzt. John Katzenbach meint spontan: „Thriller sounds better in German.“
Für Rainer Strecker ist eine Lesung mit Theaterspielen vergleichbar: man erlebe das Publikum live, man kann sich hinter nichts verstecken: weder hinter Kostüm, noch einer Wahnsinnshandlung, noch Kollegen.

John Katzenbach braucht für einen Roman zwölf bis vierzehn Monate, jedes Mal nimmt er sich vor, schneller zu sein, aber es klappt nicht. Zwei große Tage gibt es für ihn beim Schreiben: Den Tag, an dem er beginnt und der, an dem er das Manuskript beendet. Zu Beginn seines Schreibens konnte er sich nicht vorstellen, dass seine Frau die Bücher liest, und nun wird er weltweit gelesen. Er meint, wenn es gelingt, eine Person zu begeistern, dann funktioniert es auch bei einer Million. Die Frage, wann sein Interesse für Psychologie begann, beantwortet er damit, dass er mit sechzehn Jahren anfing, Dostojewski zu lesen.
Am wichtigsten sind John Katzenbach die Beziehungen und die Freundschaften in seinem Buch. Die Zuneigung zwischen dem Killer und seinen Opfern ist der Motor des Buches. Im Märchen Rotkäppchen baut der Wolf eine Beziehung zu Rotkäppchen auf, er spielt mit ihr. Das wollte John Katzenbach auf sein Buch übertragen. In allen psychologischen Thrillern treibt der Killer die Handlung voran, ganz wichtig ist, dass eine Verbindung zwischen dem Killer und dem Leser besteht.
Beim Schreiben seien die Figuren, die er entwickelt, bei ihm im Raum. Er denke beim Schreiben aber auch schon an die Leser seines Buches, ohne Leser wäre das für ihn alles ohne Bedeutung.

Der Abend klingt aus mit dem Signieren vieler Bücher.

Mehr zum Thriller "Der Wolf" im Interview mit John Katzenbach, das der Autor vor der Lesung für Kriminetz gab. Es wird in den nächsten Tagen zu lesen sein.

Günter Keil moderiert die Veranstaltung mit John Katzenbach in Mannheim, Rainer Strecker liest aus der deutschen Übersetzung. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Der Schauspieler Rainer Strecker hat viele Hörbucher eingesprochen und auch selbst schon einen Kommissar gespielt. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz