Jussi Adler-Olsen im Lesezelt der Frankfurter Buchmesse

Das Foto zeigt Jussi Adler-Olsen im Lesezelt der Frankfurter Buchmesse. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz.de

Seit ich zur Buchmesse fahre, und das mache ich seit über zwanzig Jahren, gehören zu meinen Veranstaltungsfavoriten die Lesungen im stimmungvollen Spiegelzelt. Und dort fand am Buchmessenfreitag 2013 ein besonderes Highlight statt: eine Lesung mit Jussi Adler-Olsen aus seinem Thriller Erwartung. Im Regen hatte sich bereits eine große Menge Publikum vor dem Zelt versammelt, als es dann Einlass gab.

Pünktlich betrat ein bestens gelaunter Autor gemeinsam mit Margarete von Schwarzkopf (NDR), die Fragen stellte und als Übersetzerin fungierte, die Bühne. Jussi Adler-Olsen spricht und liest mit großem schauspielerischen Talent. Es ist wirklich ein Erlebnis, ihm zuzuhören. Worum geht es in Erwartung?

Es ist bereits der fünfte Fall für Carl Mørk und trägt den Untertitel „Der Marco-Effekt“. Marco ist fünfzehn Jahre alt und ein hellwaches Bürschchen. Leider hat ihm das Leben äußerst ungünstige Bedingungen zugelost. Er wächst auf in einem Clan, dessen Mitglieder von ihrem durch und durch verdorbenen Anführer Zola in die Kriminalität gezwungen werden. Ähnlich wie in einer Sekte werden die Mitglieder des Clans auf ihren Anführer bedingungslos eingeschworen und pausenlos überwacht, eine Flucht scheint nicht möglich. Marco ist völlig allein und auf sich gestellt. Doch das Schlimmste für ihn ist, dass man ihn von Bildung fernhält. Gerne hätte er eine Schule besucht und etwas gelernt. Und dann gelingt es ihm doch, zu fliehen. Hat die Gesellschaft ein normales Leben für einen wie ihn, der völlig auf dem Boden der Gesellschaft lebt, übrig? Zolas Häscher sind ihm auf den Fersen und sie sind überall.

Jussi Adler-Olsen erzählt, er sei zu Recherche-Zwecken nach Kamerun gereist. Er habe nämlich, da Carl Mørk nicht gerne fliegt, im Roman Afrika nach Dänemark geholt. Ein Freund habe ihn auf seiner Recherche-Reise begleitet. Dabei ging es sehr abenteuerlich zu, so habe sein Freund etwa eine giftige Schlange fotografiert und diese, um spektakuläre Fotos zu erhalten, ein wenig geärgert. Jussi Adler-Olsen fragte den Ranger, ob diese Schlange giftig sei, was dieser bejahte. Die Frage, ob ein Gegengift in greifbarer Nähe sei, verneinte er. Er wies jedoch auf einen Baum und erklärte, dass das Opfer nach einem Schlangenbiss einen kleinen Zweig in den Mund nehmen müsse, dann gäbe es eine kleine Chance, dass das Gift nicht das Herz erreiche. Auf die drängende Bitte hin, schon mal einen Zweig zu holen, meinte der jedoch: „Nein, erst wenn er gebissen wurde. Der Zweig muss frisch sein.“

Es gab im Dschungel auch riesengroße Spinnen, in der Erzählung 500 Gramm schwer. Die mit den behaarten Beinen seien harmlos, so wurde den beiden Freunden erklärt. Die ohne Haare seien jedoch giftig. Als Jussi Adler-Olsen unter einem Baum stand, fiel ihm so ein Tierchen auf den Kopf. Er wischte es instinktiv mit der Hand herunter und stellte fest, als es auf dem Boden lag, dass es sich um ein haarloses Modell handelte.

Jussi Adler-Olsen liest einen Absatz auf dänisch vor, um die Exotik und Erotik der Sprache zu demonstrieren :-)

Auf die Frage, wie er seine Figuren entwickelt, erzählt er von einem Kindheitserlebnis. Er habe mit seiner Schwester seinen Großonkel besucht, der unter anderem Erdbeeren anbaute. Die Kinder wurden aufs Feld geschickt, um die süßen Früchte zu ernten und ihnen wurde gesagt, sie können selbst soviel essen, wie sie möchten. Als die beiden ihre Erträge beim Onkel abgaben, wollte der wissen, aus welcher Reihe sie die gepflückt hätten, die sie gegessen hatten, worauf er ausrief. "Was? Aber die doch nicht! Die haben wir grade mit Gift gespritzt! Ihr werdet gleich sterben." Einiges von diesem Großonkel habe ihn zu dem Bösewicht in Band 5 angeregt.

Carl Mørks Assistent Assad ist von vielen Geheimnissen umgeben. Auf die Frage, wann diese denn mal gelüftet würden, kündigt der Autor an, dass Band 6 der Reihe im nächsten Jahr erscheinen wird. Und in Band 7 würden dann die Geheimnisse von Rose gelüftet, in Band 8 die von Assad und in Band 9 schließlich alle Geheimnisse um Carl. Und im 10. Band würde in einem furiosen Feuerwerk alles offenbart.

Soeben wurde ein Band mit Carl Mørk verfilmt. Der Autor ist nicht ganz zufrieden mit dem Film, alleine schon deshalb, weil aus Zeitgründen vieles herausgenommen wurde, der Film sei völlig anders als das Buch. Worauf er sich jedoch schon jetzt sehr freut, ist die Verfilmung von Alphabethaus, das in Deutschland verfilmt wird, in Freiburg im Schwarzwald.

Viel zu schnell vergeht die kurzweilige Stunde im Spiegelzelt. Rasch reiht sich eine unendlich lange Schlange von Gästen auf, die ein Buch signiert haben möchten. Was Jussi Adler-Olsen nach diesem langen Messetag immer noch bestens gelaunt und sympathisch erfüllt.

Am Nachmittag gab Jussi Adler-Olsen vor der Lesung Kriminetz ein Interview zu seinem neuen Thriller