Kein einfacher Mord

Sebastian Ko, der Regisseur von »Kein einfacher Mord«. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Die Eingangsszene von Kein einfacher Mord wirkt zunächst harmonisch. Nina und Viktor, dargestellt von Laura Tonke und Felix Klare, machen sich fertig für ihre Gäste, die Szenerie ist mit sanfter Musik unterlegt. Sie haben ein malerisches Traumhaus erworben und werden nun im Garten zur Einweihungsfeier erwartet. Während Viktor eine Rede hält, fällt ihm seine Frau mehrfach ins Wort und dann taucht auch noch sein Chef auf. Denn der Chirurg hat ein Problem: Er ist medikamentensüchtig.

Die Handlung springt zwei Jahre nach vorne. Der Traum hat Risse bekommen. Viktor hat seine Approbation verloren, das zweite Kind haben sie durch eine Fehlgeburt verloren. Um das Haus halten zu können, haben sie eine anstrengende Mieterin aufgenommen. Nina findet Aufmerksamkeit beim Hockeytrainer ihres Sohnes. Doch das Tête-à-Tête verläuft völlig anders als von ihr geplant und Nina greift zu einem der herumstehenden Pokale, um einer Vergewaltigung zu entgehen.

Wie bei den Ripley-Romanen von Patricia Highsmith entwickelt man auch hier beim Zusehen Sympathie für die Täterin, die gemeinsam mit ihrem Mann alles daran setzt, den Todesfall zu vertuschen.

Die Bilder des Films erzählen für sich, in einigen Szenen sind keine Worte nötig, um zu verstehen. Immer wieder steigt Nina hinab in den Keller und sitzt vor ihrer Waschmaschine. Verloren beobachtet sie die Drehbewegungen der Trommel. Ist sie selbst auch verloren? Die frühere Profi-Sportlerin hatte bereits einen Termin beim Scheidungsanwalt und jobbt in einer Reinigung als Hilfskraft, wo sie demütigende Begegnungen mit Frauen der sozialen Schicht hat, aus der sie gefallen ist. Nach der Tat, bei der auch ihr Mann anwesend war, finden sie beide wieder zueinander. Den Schein, den sie mit dem Kauf des Hauses aufpolieren wollten, verlassen sie für ein Sein, in das sie wieder hinein finden.

Eine Kommissarin – wunderbar gespielt von Barbara Philipp – lauert den beiden permanent auf. In einer humorvollen Sequenz baumelt vor dem Souterrainfenster des Schlafzimmers zunächst eine überdimensionierte Handtasche, bevor die Kommissarin ihr Gesicht davor schiebt und an die Scheibe klopft. Sie und ihr Kollege lassen dem Paar keine Ruhe. Spannung pur – will man als Zuschauende wirklich, dass die beiden überführt werden?

Eine andere gerät ins Visier der Polizistin. Werden Nina und Viktor zulassen, dass der Frau, von deren Unschuld sie beide wissen, ein Indizienprozess gemacht wird? Die Frage, wie weit würdest du gehen, um deine Familie zu schützen, zieht sich durch das Werk des Regisseurs Sebastian Ko, der bereits mit Wir Monster und mit Geborgtes Weiß auf der Parkinsel zu Gast war. Er hat außerdem bereits bei mehreren Folgen für die ARD-Reihe TATORT als Regisseur gewirkt.

Schauspielerin Laura Tonke gewann für ihre Rollen mehrfach den Deutschen Filmpreis, Schauspieler Felix Klare ist vielen bekannt als »Tatort«-Hauptkommissar Bootz aus Stuttgart. Das Drehbuch schrieb Grimme-Preisträger Stefan Rogall. Die weiteren Darstellerinnen und Darsteller sind Barbara Philipp (Kommissarin Mertesheimer), Tyler Worbs (Tim), Charlotte Bohning (Sylvia), Bernd-Christian Althoff (Kripobeamter Koschinski), Sebastian Becker (Viktor), Vanida Karun (Helen), Till Demtröder (Florian), Imke Büchel (Frau Hansen), Christoph Edenharter (Moritz), Sara Fazilat (Frau Kwell), Maik Reinhardt (Leon), Rainer Furch (Hannes Körner), Verena Wolfin (Alexandra) und Melanie Adler (Frau Walter).
Produzentin ist Iris Kiefer, Producerin: Annette Köster, Kamera: Andreas Köhler. Die Redaktion hat Daniela Mussgiller/NDR.

Zur Vorführung von »Kein einfacher Mord« beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen war mit Regisseur Sebastin Ko auch Producerin Annette Köster auf die Parkinsel gereist. Moderator Rüdiger Suchsland führte mit beiden ein Filmgespräch.

Anette Köster vergleicht den Mord im Film mit einer Therapie für das Paar. Auf die Frage des Moderators, weshalb nach der Eingangsszene zwei Jahre »vorgespult« wurde, antwortet Regisseur Sebastian Ko, dass das Paar »im Guten« gezeigt werden sollte, ohne die Tablettensucht des Mannes und damit auch zu zeigen, wohin sie fallen. Im weiteren Verlauf des Gespräches erzählt er, dass er die Figuren für ihre Ambivalenz liebt. Es sei sehr selbstgerecht, zu sagen, man wäre zu irgendetwas nicht in der Lage. Sein Blick ist kein sentimentaler Blick auf Dinge, sondern ein ehrlicher auf die Figuren, die er liebt.

Beim 17. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein wird Kein einfacher Mord nochmals am 15., 18. und 19. September gezeigt. Das gesamte Programm findet ihr hier: festival-des-deutschen-films.de.

Anette Köster, die Producerin von »Kein einfacher Mord«. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Barbara Philipp, hier bei der Ankunft auf dem Roten Teppich auf der Ludwigshafener Parkinsel zum neuen Murot-TATORT, spielt in »Kein einfacher Mord« mit Bravour die Kommissarin Mertesheimer. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Producerin Anette Köster und Regisseur Sebastian Ko im Filmgespräch mit Moderator Rüdiger Suchsland zu »Kein einfacher Mord«. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz