Kim Småge war die erste „moderne“ Krimiautorin in Norwegen, also eine, die Romane schrieb, in denen die Heldin älter wird, aus ihren Erfahrungen lernt, oder auch nicht, eine heute ganz normale Serienheldin eben. 1983, als Kim Småge ihren Kriminalroma, „Nachttauchen“, veröffentlichte, war das noch etwas ganz Neues, und Krimiautorinnen konnte man im Norden auch noch mit der Lupe suchen. Die Kritik bezeichnete Kim Småge sofort als den „weiblichen Jon Michelet“ (Jon Michelet ist der bedeutendste Krimiautor Norwegens, hierzulande aber so gut wie nicht zur Kenntnis genommen), was sie mit einem gelassenen Lächeln hinnahm. Kein norwegischer Autor ist bisher als „die männliche Kim Småge“ bezeichnet worden, was zeigt, wie richtig sie in ihren Gesellschaftsschilderungen doch liegt. Kim Småges Heldinnen, vor allem die Taucherin Hilke Torhus aus den ersten beiden Krimis, und später die Kriminalkommissarin Anne-kin Halvorsen müssen sich mit den Vorurteilen der männlichen Kollegen herumschlagen, Anne-kin hat zudem noch das Problem, aus sehr kleinen Verhältnissen zu kommen, was die Herren sie im angeblich so klassenlosen und demokratischen Norwegen keine Sekunde vergessen lassen. Andere Heldinnen, wie Lena in „Die weißen Handschuhe“ oder Kjersti in „Wer die Regel bricht“ entstammen der Oberklasse und könnten eigentlich das Familienimperium übernehmen, nur halten die Väter, Patriarchen alter Schule, Töchter grundsätzlich für ungeeignet, und wenn kein Sohn übernehmen kann, dann wird der Laden eben verkauft. Ehe Kim Småge Norwegens erste moderne Krimiautorin wurde, war sie Journalistin und Norwegens erste staatlich geprüfte Tauchlehrerin. Sie lebt heute in Trondheim, wo fast alle ihre Bücher spielen. Wegen gesundheitlicher Schwierigkeiten ist es einige Jahre her, daß ihr letzter Roman erschien (auf Deutsch „Zweitgesicht“ im Ariadne-Verlag. Jetzt aber verspricht sie spätestens für das nächste Jahr zwei neue Titel. Fürs erste hat der Fischer Verlag vier ihrer Krimis neu aufgelegt, eine wahre Freude und schön, um die Wartezeit zu überbrücken.