Mit seiner souveränen, gelassenen Erzählweise und seinen schönen Bildern ist Klandestin ein Film für die große Leinwand. Die bekam er beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein geboten. Regisseurin und gleichzeitig Drehbuchautorin Angelina Maccarone war zur Vorführung auf die Parkinsel angereist, ebenso die beiden Produzentinnen Claudia Schröter und Martina Haubrich.
Zu Beginn ertönt zu den Bildern der Skyline von Frankfurt eine Detonation. Schnell ist von einem Terroranschlag mit Toten die Rede.
Im Film wird die Geschichte jeweils aus den verschiedenen Perspektiven der darstellenden Personen erzählt und so entstehen einfühlsame Porträts. Barbara Sukova brilliert als EU-Politikerin Mathilda, von Freunden Tilda genannt, die für einen harten Kurs gegenüber Immigranten bereits an den EU-Außengrenzen eintritt. Seit ihrer Jugendzeit ist sie mit dem Künstler Robert (Lambert Wilson) befreundet. Obwohl ihre jeweilige Entwicklung kaum unterschiedlicher sein könnte, verbindet die beiden über alle Meinungsverschiedenheiten hinweg eine tiefe Zuneigung. Der Brite lebt in Tanger. Als er mit seinem Transporter Bilder für eine Ausstellung nach Frankfurt fährt, schmuggelt sich der 17jährige Malik (Habib Addazu) ins Auto. Der überrumpelte, verknallte Robert holt ihn nach dem Überqueren der Grenze auf den Beifahrersitz, wo Malik „Ich bin König Klandestin“ rappt. Der Name ist ein Ausdruck für etwas Heimliches. In Frankfurt angekommen, weiß Robert nichts Besseres, als seinen illegalen Passagier bei Tilda, die ihm die Ausstellung besorgt hat, in ihrer stylischen Wohnung einzuquartieren. Die riskiert freilich viel, wenn das auffliegt.
Malik, alleingelassen in Tildas Wohnung, verlässt diese entgegen einer strikten Anweisung. Er will unbedingt mit seinem Onkel telefonieren, der ihn nach Berlin holen soll, damit er dort Geld für seine Familie zuhause verdienen kann. Beim Streifen durch die Stadt trifft er zufällig auf die beiden Terror-Brüder, die für die Detonation zu Beginn verantwortlich sind. Überwachungskameras halten das verhängnisvolle Treffen fest.
Und dann ist da noch Tildas Assistentin Amina (Banafshe Hourmazdi), die aus persönlichen Gründen zu ihr gewechselt hat. Die Tochter marokkanischer Einwanderer, die in Frankfurt geboren wurde, steht als Juristin am Beginn ihrer Karriere. Mit ihrer vorherigen verheirateten Chefin verbindet die offenbar alleinerziehende Mutter eine On-Off-Beziehung.
Bewirkt die Bekanntschaft mit Malik und seiner fragilen Existenz etwas bei Hardlinerin Tilda? Wird sie ihm helfen, als er, obwohl unschuldig, in den Fokus der Ermittler gerät, auch wenn sie dabei ihre eigene Position als Politikerin gefährdet? Oder hat sie innerlich eine Wand hochgezogen? Eine Wand, gegen die ihre Assistentin pocht.
Klandestin ist ein großartiger Film, der ohne zu moralisieren verschiedene Lebensläufe zeigt, die miteinander in Berührung kommen. Es ist auch ein Film über Liebe in ihren verschiedenen Facetten. Und einer über Begegnungen von Menschen, Blickkontakte zwischen ihnen werden mit langen Einstellungen gezeigt.
Angelina Maccarone erhielt 2017den Deutschen Filmpreis Lola für das beste unverfilmte Drehbuch für ihren Kinofilm Klandestin. Seit 2014 ist sie Professorin für Regie – Spielfilm und Dokumentarfilm an der Filmuniversität Babelsberg.
„Klandestin“ ist beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen noch mal am 23., 25., 27. sowie am 28. August zu sehen. Das Gesamtprogramm des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein ist online einsehbar.