Klimalesung mit Wolfram Fleischhauer bei der Bundesgartenschau

Bestsellerautor Wolfram Fleischhauer mit seinem Roman »Das Meer« auf der Seebühne des Luisenparks in Mannheim. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Es gab eine Unwetterwarnung von NINA für diesen August-Abend. Was hätte besser zur letzten Klimalesung im Rahmen der Bundesgartenschau 23 auf der Seebühne im Mannheimer Luisenpark gepasst?

Yilmaz Holtz-Erşahin, Leiter der Stadtbibliothek Mannheim, hatte Wolfram Fleischhauer mit seinem Roman »Das Meer« zur Lesung eingeladen.

Auszug aus dem Klappentext: »Drei Männer auf einer verzweifelten Suche, zwei Frauen in Todesgefahr – und zwischen ihnen der brutale Apparat der globalen Fischereimafia, eine gleichgültige Öffentlichkeit und eine handlungsunfähige Politik: Wolfram Fleischhauer entwirft ein erschreckend realistisches Katastrophenszenario und erzählt zugleich von den Grenzen der Liebe und unserer Sehnsucht nach einem neuen Umgang mit der Natur.«

Der gebürtige Karlsruher Wolfram Fleischhauer war bis vor kurzem sehr viele Jahre lang als Konferenzdolmetscher in Brüssel tätig und ist nun hauptberuflich Autor – einer, dessen Bücher sehr viel gelesen werden und viel Beachtung erfahren. Trotz des sich dramatisch gebenden Himmels über der Seebühne und Gewittergrummelns in der Ferne hatten sich etliche Besucherinnen und Besucher eingefunden.

Er erzähle Geschichten, weil sie ihn heimsuchen, so der Schriftsteller im Gespräch mit Moderatorin Viktoria Helene Ong. Er ordnet sich selbst ein zwischen »hoher Literatur, die die Beziehung des Autors zur Welt darlegt« und der Literatur, die im Parterre des großen Hauses Literatur angeboten wird. Am Ende seiner Romane gibt es die Sinnstiftung sowie eine Auflösung, die einen reicher mache. Die Leserschaft solle nicht bedrückt nach Hause gehen. In früheren Jahren habe er bis zu sieben Jahre für einen Roman gebraucht, heute verwende er in etwa zwei Jahre auf die Recherche und ein Jahr für die Niederschrift. Dann erfolgt die Nacharbeit gemeinsam mit seiner Agentur und dem Verlag.

Zwischen Lesungen einzelner hoch informativer und spannender Passagen aus seinem Roman erzählt Wolfram Fleischhauer immer wieder. »Wir alle wissen, es kann so nicht weitergehen. Es geht aber so weiter. In all den Konferenzen wird nur beschlossen, aber geändert hat sich nichts. Corona war ein wake up call, der schnell wieder verpufft ist. Meine Protagonisten haben die Schnauze voll.« In »Das Meer« wird durch ein synthetisches Mittel eine lebenslange Fischallergie ausgelöst. Aktivisten setzen es weltweit ganzen Chargen von Fischlieferungen bei. »Wir werden der Nachfrage einen biologischen Riegel vorschieben.«

Wolfram Fleischhauer war oft in verschiedenen Ausschüssen als Übersetzer tätig und konnte so vielfache Eindrücke gewinnen. Lebensmittelkontrolle sei ein gigantischer Aufwand. Fischerei sei nur deshalb so rentabel, weil der Treibstoff subventioniert wird und weil vielfach Arbeiter nicht bezahlt würden. Es handele sich um ein barbarisches Sklavensystem, dies ist für Interessierte im Internet nachzulesen. In der Realität würden Fischereibeobachter zusammengeschlagen und auch ermordet. Laut dem Schriftsteller leben wir in einem komplexen Zusammenwirken von Gruppen, deren Interessen kollidieren. Die Politik versuche, das irgendwie zusammenzubringen.

Die Hauptrolle in dem überaus lesenswerten Roman »Das Meer« ist von einer radikalen Frau besetzt. Öko-Aktivistin Ragna geht unerbittlich ihren Weg, ohne Rücksicht auf sich selbst und lässt sich von ihrer eigenen, begünstigten Herkunft nicht korrumpieren. Eine Verfilmung des hochaktuellen Stoffes ist geplant. Erschienen ist der Roman bei Droemer.

Und dann kam er schließlich noch, gegen Ende der Lesung. Der angekündigte Regen versprühte ein paar wenige Tropfen, die verdampften, bevor sie den Boden erreichten. Das Donnern hatte sich wohl hin zu den Ausläufern des nahen Odenwaldes entfernt. Die Warn-App NINA sandte für diesen Abend eine Entwarnung für Mannheim. Die heftigen Unwetter fanden woanders statt und legten etwa in Frankfurt teilweise den Flugverkehr lahm.

Zum Interview mit Wolfram Fleischhauer zu seinem Roman »Schweigend steht der Wald«: Sieben Fragen an Wolfram Fleischhauer.

Zur Website von Wolfram Fleischhauer hier klicken.

Yilmaz Holtz-Erşahin, Leiter der Stadtbibliothek Mannheim, mit Moderatorin Viktoria Helene Ong und Bestsellerautor Wolfram Fleischhauer bei der Klimalesung im Rahmen der Bundesgartenschau 23 in Mannheim. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz