Die Nachricht hat Fans des Fernsehkrimis erst vor wenigen Stunden erreicht: Das ZDF hat sich dazu entschlossen, die beliebte TV-Krimireihe »Der Kommissar und das Meer« abzusetzen. Für die treuen Anhänger des Schwedenkrimis ist diese Nachricht ebenso überraschend wie unbegreiflich, denn an Popularität schien die Reihe in den letzten Jahren nicht verloren zu haben.
Nur noch wenige Folgen, dann ist Schluss
Auch wenn »Der Kommissar und das Meer« an echte TV-Krimilegenden wie den Tatort nicht heranreicht, gehört die Reihe doch zum festen Programm im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Seit 13 Jahren dürfen Krimifans den Fällen rund um Schauspieler Walter Sittler (67) in der Hauptrolle nun schon folgen. Der beliebte TV-Star selbst stand sogar kurz davor, die 30. Folge und damit ein bedeutendes Fernsehjubiläum zu feiern.
Dazu soll es nun nicht mehr kommen, denn schon bald werden Zuschauer beim Blick in das TV-Programm am Samstagabend vergeblich nach den altbekannten Gesichtern Ausschau halten. Der Abschied kommt nicht nur überraschend, sondern auch schnell. Nur noch zwei weitere Folgen sollen ausgestrahlt werden, dann ist endgültig Schluss mit dem Schwedenkrimi. Der 28. Fall von Kommissar Robert Anders ist bereits abgedreht, die 29. und letzte Folge soll im Herbst gedreht werden. Das Finale soll den Titel tragen »Woher wir kommen – wohin wir gehen«. Ein Sendetermin für Folge 28, die den Titel »Der Kommissar und das Meer – Aus glücklichen Tagen« tragen wird, ist bislang nicht bekannt. Was allerdings bereits unweigerlich fest steht, ist die Entscheidung des ZDF, die Sendereihe nach Folge 29 komplett aus dem Programm zu nehmen.
Für echte Fans der deutsch-schwedischen Produktion dürfte dieses Ende ein herber Verlust sein. Ob ein Revival der Erfolgsreihe in der Zukunft möglich ist, eventuell mit einer verjüngten Besetzung, blieb bislang offen.
Wie kommt es zum plötzlichen Abschied?
Die Frage, die sich sicher nicht nur den treuen Zuschauern von "Der Kommissar und das Meer" aufdrängt, lautet: Wie konnte es so plötzlich zu dieser unerwarteten Entscheidung kommen? Die Reihe wurde seit langem am Samstagabend ausgestrahlt, auf dem Top-Sendeplatz. Die Einschaltquoten waren gleichbleibend hoch. Bei der letzten Folge von "Der Kommissar und das Meer", die am 13. Juni ausgestrahlt wurde, waren rund sechs Millionen Zuschauer dabei. Auch frühere Fälle des beliebten Ermittlerteams durften sich über eine ähnlich gute Einschaltquote freuen. Auf ein mangelndes Interesse der Zuschauer kann das Aus also kaum zurückzuführen sein.
Frank Zervos, der als Leiter der Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie beim ZDF tätig ist, hielt sich in einem Kommentar eher vage: "Dieser Schritt ist uns nicht leichtgefallen, aber um Neues entwickeln zu können, müssen wir uns auch immer wieder von etablierten Reihen verabschieden", sagte er im Gespräch mit der Gießener Allgemeinen. Welche Sendungen konkret den Platz der langjährigen Krimireihe einnehmen könnten, wurde bislang nicht bekannt. Auch bleibt die Frage offen, ob ein anderes Krimiformat den begehrten Sendeplatz des Schwedenkrimis beerben soll, oder ob der öffentlich-rechtliche Sender für den Samstagabend einen ganz neuen Weg einschlagen möchte.
Darsteller haben ihre eigene Theorie zum Drehschluss
Auch für die Darsteller der deutsch-schwedischen Produktion muss der plötzliche Drehschluss eine Überraschung gewesen sein. Andy Gätjen, der sich ebenfalls als einer der Hauptdarsteller der Reihe in die Herzen der Zuschauer gespielt hat, konnte gegenüber der »Goldenen Kamera« auch nur Vermutungen anstellen. Hohe Produktionskosten könnten seiner Meinung nach der Grund dafür sein, dass sich das ZDF nach vielen guten Jahren von der Erfolgsreihe trennen möchte. Schauplatz der spannenden Kriminalfälle von Kommissar Robert Anders ist die Insel Gotland in der schwedischen Ostsee. Ein Großteil der Schauspieler und des Drehteams lebt allerdings in Deutschland, sodass für jede Folge hohe Logistikkosten entstehen, um das gesamte Team zum Drehort reisen zu lassen und für die Dauer der Dreharbeiten dort unterzubringen.
Auch das sehr vielfältige Angebot an Krimiserien im deutschen Fernsehen hält Gätjen für einen möglichen Grund, der die Entscheidung der Verantwortlichen beim ZDF beeinflusst haben könnte. Möglicherweise möchte man sich im Vergleich mit den privaten Sendern und dem Pay-TV künftig breiter aufstellen und dem Publikum eine weniger vorhersehbare Auswahl an Sendeformaten anbieten. Was auf den letzten Fall des erfolgreichen Ermittlerteams folgen wird, könnte mehr Aufschluss über die Gründe geben, die hinter der Entscheidung des Senders stehen.
Bleiben die Darsteller dem Sender treu?
Auch für die Schauspieler, die der Serie Gesicht und Herz verliehen, geht mit dem Aus eine lange Reise zu Ende. Schauspieler Walter Sittler, der Kommissar Robert Anders spielt, und Co-Star Andy Gätjen, der in der Rolle des Thomas Wittberg an seiner Seite ermittelt, sind ein eingespieltes Team. Allerdings sind die beiden deutschen Schauspieler auch außerhalb der Krimireihe keine unbekannten Gesichter im TV. Sittler ist selbst seit vielen Jahren erfolgreich als Schauspieler und TV-Produzent tätig und konnte sich schon durch eine ganze Reihe erfolgreicher Titel einen Namen machen. Von 1996 bis 2005 spielte er die Hauptrolle in der erfolgreichen deutschen Sitcom »Nikola«. 2003 erhielt er für seine Leistung in der Serie den begehrten Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie bester Schauspieler. Außerdem gewann »Nikola« den Adolf-Grimme-Preis in der Kategorie »Beste Serie«. Darüber hinaus war der 1952 in Chicago geborene Schauspieler als Gastdarsteller in vielen deutschen Erfolgsproduktionen zu sehen, so zum Beispiel im »Traumschiff«, der »Schwarzwaldklinik« und »Polizeiruf 110«. In vielen Filmen aus deutscher und internationaler Feder machte sich der Darsteller auch auf der großen Kinoleinwand einen Namen. Walter Sittler soll bereits mit dem Sender im Gespräch sein, um weitere interessante Projekte zu übernehmen.
Den weiblichen Part im Ermittlerteam übernahm die schwedische Schauspielerin Inger Nilsson, die schon als Kind als Darstellerin von Astrid Lindgrens berühmter Romanfigur »Pippi Langstrumpf« weltweit bekannt und beliebt wurde. In der deutsch-schwedischen Produktion »Der Kommissar und das Meer« übernahm Nilsson die Rolle der schwedischen Rechtsmedizinerin Ewa Svensson.
Die Fälle, mit denen sich das erfolgreiche Ermittlerteam auf der Insel Gotland beschäftigt, sind inhaltlich angelehnt an die Romane von Mari Jungstedt. Die 1962 in Stockholm geborene Autorin legte bereits zahlreiche spannende Romane vor, die vor allem durch ihre dichte Atmosphäre und komplexe Handlungsstränge überzeugen. »Der Kommissar und das Meer« war inhaltlich zwar nur lose an die Erfolgsromane der Autorin angelehnt, konnte durch die geschickt gewählten Drehorte an der schwedischen Ostseeküste die besondere Stimmung immer wieder hervorragend einfangen.
