Krimi-Bestenliste Dezember 2019

Image of Federball: Roman
Platz 1 (Vormonat: 4)
John le Carré: Federball
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Ullstein, 352 Seiten, 24 €
London. Nat und Ed, alternder Spion und radikal junger Remainer, ein wenig Vater und Sohn, bei 15 Badmintonspielen. MI6 und Bruderdienst CIA in Zeiten von Brexit und Trump: wenig Verstand, politisch konfus, dreist korrupt. Le Carré mit 88: liebenswürdig, klar, elegant. Verficht Jugendtraum Europa.
Image of Die Alte: Ausgezeichnet mit dem Deutschen Krimi-Preis, International 2020 (1. Platz) (Ariadne)
Platz 2 (Vormonat: 10)
Hannelore Cayre: Die Alte
Aus dem Französischen von Iris Konopik
Ariadne im Argument Verlag, 203 Seiten, 18 €
Paris. Madame Portefeux übersetzt seit 25 Jahren Arabisch für die Polizei. Ihr Verdienst geht für das Altenheim der Mutter drauf. Als sie auf einen Berg Haschisch stößt, greift sie zu. Alle leben vom Drogenhandel – warum nicht sie? Nieder mit der Heuchelei, die Frechheit an die Macht!
Image of Fliege fort, fliege fort: Roman
Platz 3 (Vormonat: 3)
Paulus Hochgatterer: Fliege fort, fliege fort
Deuticke, 286 Seiten, 23 €
„Furth am See“. Mehr Provinzstadtanalyse als Kriminalroman: Opfer von Kinderheimgewalt nehmen sich das Recht zur Vergeltung, kommentiert und observiert von Kripomann Kovacs und Psychiater Horn. Rassistenautos brennen, Kinder werden entführt. Offen in alle menschlichen Richtungen, Lob der Erzählfreiheit.
Image of Bitterer Zorn: Kriminalroman - Ein Steiger-Krimi 4
Platz 4 (Vormonat: 8)
Norbert Horst: Bitterer Zorn
Goldmann, 320 Seiten, 13 €
Dortmund. Im Krieg zweier Clans wird ein Mädchen entführt. Ein junger Einbrecher ist auch verschwunden. Steiger behält im Dauerstress klaren Kopf und hat Ideen. Das Gesetz (des Handelns) halten andere in der Hand. Straßenrealistisch, seelengenau: Bei Norbert Horst wird Polizeialltag Literatur.
Image of Die Putzhilfe: Thriller
Platz 5 (Vormonat: - )
Regina Nössler: Die Putzhilfe
Konkursbuch, 402 Seiten, 12,90 €
Senden, Berlin-Neukölln. Klassenwechsel: Die promovierte Soziologin Franziska lässt in der Münsterländer Provinz Mann und Haus hinter sich, taucht in Berlin unter und verdingt sich als Putzhilfe. Raffiniertes Spiel mit Krimi- und Sozialklischees. Ganz aus der Perspektive dreier verstörter Frauen.
Image of Der Revolver: Roman
Platz 6 (Vormonat: - )
Fuminori Nakamura: Der Revolver
Aus dem Japanischen von Thomas Eggenberg
Diogenes, 186 Seiten, 22 €
Tokio. Wer einen Revolver hat, schießt auch. Nishikawa hat einen gefunden, bei einem Mann, der sich vermutlich damit umgebracht hat. Jetzt übernimmt der Revolver den Mann. Nishikawas Inneres macht alles durch, was der Revolver will, dieses Symbol des Todes, der Macht und der amerikanischen Kultur.
Image of Mein Name ist Robicheaux: Ein Dave-Robicheaux-Krimi, Band 21
Platz 7 (Vormonat: - )
James Lee Burke: Mein Name ist Robicheaux
Aus dem Englischen von Jürgen Bürger
Pendragon, 600 Seiten, 22 €
New Iberia. Männerrivalität: Politiker Nightingale und Schriftsteller Broussard ringen um den wahren Süden, einer als Kandidat, einer als Filmemacher. Dazwischen Robicheaux, der nicht weiß, ob er im Suff den Mann umgebracht hat, der seine Frau tötete. Abgründe der Gewalt, vom Epiker aus Louisiana.
Image of Hotel Cartagena: Kriminalroman (Chastity-Riley-Serie)
Platz 8 (Vormonat: 6)
Simone Buchholz: Hotel Cartagena
Suhrkamp, 230 Seiten, 15,95 €
Hamburg, Cartagena. Henning ist der Seemann, der nie wieder nach Hamburg zurückkommen will. Sein Glück findet er im kolumbianischen Cartagena, sein Unglück auch, das kommt aus der Hansestadt. Chastity und Freunde werden Geiseln eines großen Racheakts. „Überall schwarze Löcher.“ Blow out.
Image of Trüb (Ariadne)
Platz 9 (Vormonat: - )
Sarah Schulman: Trüb
Aus dem Englischen von Else Laudan
Ariadne im Argument-Verlag, 270 Seiten, 20 €
New York 2017. Suchtkranke verstehen was von Sucht. Maggie Terry nutzt ihre zweite Chance. Als Privatermittlerin eines Anwalts quält sich die Ex-Polizistin, nach dem Entzug geschüttelt von Flashbacks und Versuchungen, ermittelnd zurück ins Soziale. Vereinsamt, verraten, in einer kranken Stadt.
Image of Drei: Roman
Platz 10 (Vormonat: 5)
Dror Mishani: Drei
Aus dem Hebräischen von Markus Lemke
Diogenes, 336 Seiten, 24 €
Tel Aviv, Bukarest. Drei Frauen – immer derselbe Mann. Über ein Dating-Portal für Geschiedene kommen Orna und Gil zusammen. Bis sie mitkriegt, dass er sie getäuscht hat. Emilia und Ella queren auch seinen Weg. Der Rest ist Kritikers Schweigen und Bewunderung. Vivisektion der Alltagsbösartigkeit.
An jedem ersten Sonntag des Monats geben 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Die Krimibestenliste ist eine Kooperation der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit Deutschlandfunk Kultur.
 
Die Jury: Tobias Gohlis, Sprecher der Jury | Volker Albers, »Hamburger Abendblatt« | Andreas Ammer, »Druckfrisch«, BR | Gunter Blank, »Rolling Stone« | Thekla Dannenberg, »Perlentaucher« | Hanspeter Eggenberger, »Tages-Anzeiger« | Fritz Göttler, »Süddeutsche Zeitung« | Jutta Günther, »Radio Bremen Zwei« | Sonja Hartl, »Zeilenkino«, »Crimemag«, »Deutschlandfunk Kultur« | Hannes Hintermeier, »Frankfurter Allgemeine Zeitung« | Peter Körte, »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« | Kolja Mensing, »Deutschlandfunk Kultur« | Marcus Müntefering, »Spiegel Online« | Ulrich Noller, „Deutsche Welle“, WDR | Frank Rumpel, SWR | Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin | Ingeborg Sperl, »Der Standard« | Sylvia Staude, »Frankfurter Rundschau« | Jochen Vogt, »NRZ«, »WAZ«