Krimi-Bestenliste Juli 2021

Image of Berlin Heat: Thriller (Berlin Noir)
Platz 1 (Vormonat: 3)
Johannes Groschupf: Berlin Heat
Suhrkamp, 254 Seiten, 14,95 €
Berlin 2021 nach Corona. Tom Lohoff, Tausende Euro Wettschulden, vermietet seine Plattenbauwohnung an zwei Typen, die darin einen AfD-Politiker gefangen halten. Desaster vorprogrammiert. Wie decouvriert man Braune? Zieh’ ihnen parodistisch die Farbe ab. Showdown Reichskanzlei. Heißer Berlin-Roman.
Image of Letzte Ehre: Roman
Platz 2 (Vormonat: 6)
Friedrich Ani: Letzte Ehre
Suhrkamp, 270 Seiten, 22 €
München. »Verhämmerung« – unvorstellbar zugerichtet ist die Frau eines Polizeikollegen. Verschwunden ist die 17-jährige Finja. Kommissarin Fariza Nasri hilft einer gequälten Frau, ihre Stimme zu finden. Und Fariza selbst? Männergewalt, Frauenzerstörung. So komplex, so herznah wie Ani schreibt keiner.
Image of Nur die Tiere: Roman (Lenos Polar)
Platz 3 (Vormonat: 2)
Colin Niel: Nur die Tiere
Aus dem Französischen von Anne Thomas
Lenos, 286 Seiten, 22 €
Massif Central, Côte d’Ivoire. Verschwunden: die freizügige Frau eines wohlhabenden Mannes. Ein Schafzüchter findet zeitweilig bei ihr großes Glück. Der Mörder ist verknallt in die Fiktion einer Geliebten. Ein armer Mann macht Euros im Netz. Globalisierung: Sehnsucht ist Einsamkeit. Noir vom Land.
Image of Saint X: Roman | Die literarische Entdeckung aus USA
Platz 4 (Vormonat: - )
Alexis Schaitkin: Saint X
Aus dem Englischen von Wibke Kuhn
Ullstein, 476 Seiten, 24 €
New York, »Saint X«. Der ungeklärte Tod der 18-jährigen Alison auf einer Karibikinsel lässt die jüngere Schwester Claire nicht ruhen. Obsessiv will sie die Wahrheit wissen, stalkt einen der Verdächtigten. US-Panorama: Coming-of-Age, Klassismus, Rassismus, all die Leere der weißen Mittelschicht.
Image of Alle kleinen Tiere (Ariadne)
Platz 5 (Vormonat: - )
Anne Goldmann: Alle kleinen Tiere
Ariadne im Argument Verlag, 302 Seiten, 18 €
Wien. »Alle kleinen Tiere werden von den großen gefressen“, glaubt Tom. Sekretärin Marisa, auf Suche nach Anerkennung ihrer männlichen Kollegen, Rita, kognitiv eingeschränkt, Kroatin Ela, Erbin eines Hauses – widerlegen sie gemeinsam Toms Fatalismus? Vorstadt-Drama um Erbschaft, Gier und Immobilien.
Image of Die Idealisten: Roman
Platz 6 (Vormonat: - )
Viet Thanh Nguyen: Die Idealisten
Aus den Englischen von Wolfgang Müller
Blessing, 496 Seiten, 24 €
Paris 1981. Als »Niemand, der nichts glaubt« ist der Spion aus Vietnam über die USA in die Heimat seines Priestervaters und dort unter Drogendealer geraten. Zwischen Action, Groteske und Philosophie jonglierender »Abschiedsbrief eines Selbstmörders«. Sequel des hochgelobten »Der Sympathisant«.
Image of Weiter Himmel: Roman (Jackson-Brodie-Reihe, Band 5)
Platz 7 (Vormonat: 4)
Kate Atkinson: Weiter Himmel
Aus dem Englischen von Anette Gruber
DuMont, 476 Seiten, 24 €
Yorkshire, Küste. Vier Golffreunde, drei davon Gentlemen mit Vergangenheit und üblen Geschäften. Dazu die Frauen: Mitwisserinnen, Aufgestiegene, brave Mütter – nordenglischer Mittelstand und seine Finsternisse. Dazwischen – immer noch clever – Privatdetektiv Jackson Brodie, leiser Held großer Romane.
Image of Tokio, neue Stadt: Roman
Platz 8 (Vormonat: 1)
David Peace: Tokio, neue Stadt
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Liebeskind, 432 Seiten, 24 €
Tokio 1949, 1964, 1988. Rätsel bis heute: Wie kam Shimoyama, Präsident der Nationalen Eisenbahngesellschaft, unter den Zug? Sie zerbrechen daran: Spione, Detektive, Schriftsteller. Neu sind nur die Machtverhältnisse. Alt ist die Macht, undurchschaubar. Sprachgewaltig, Totenklage aus dem Diesseits.
Image of Es gibt keine Wiederkehr: Ein Klassiker des Polit-Thrillers
Platz 9 (Vormonat: - )
John Mair: Es gibt keine Wiederkehr
Aus dem Englischen von Jakob Vandenberg
Elsinor, 264 Seiten, 18 €
London 1940. Boulevardjournalist Desmond Thane erwürgt seine Geliebte, nicht ahnend, dass sie Agentin einer internationalen Verschwörung von eingebildeten »Entrechteten« ist. Nicht das Empire oder den Weltfrieden, nur seine zarte Haut will Thane retten. Entdeckung eines verschollenen Politthrillers.
Image of Das Meer von Mississippi: Roman
Platz 10 (Vormonat: 9)
Beth Ann Fennelly, Tom Franklin: Das Meer von Mississippi
Aus dem Englischen von Eva Bonné
Heyne Hardcore, 384 Seiten, 22 €
Große Mississippiflut 1927. Fennelly und Franklin erzählen von Scharmützeln zwischen Schwarzbrennern und Prohibitionsagenten, Mord und Sabotage. Dazwischen einsam, kinderlos Dixie Clay, der unverhofft ein Baby überlassen wird. Bis die Naturkatastrophe die Verhältnisse durcheinander wirbelt.
An jedem ersten Freitag des Monats geben 18 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane, die ihnen am besten gefallen bekannt. Die Krimibestenliste wird präsentiert von Deutschlandfunk Kultur.
 
Die Jury: Tobias Gohlis, Sprecher der Jury | Volker Albers, »Hamburger Abendblatt« | Andreas Ammer, »Druckfrisch«, BR | Gunter Blank, »Rolling Stone« | Thekla Dannenberg, »Perlentaucher« | Katrin Doerksen, »Frankfurter Allgemeine Zeitung«, »Kino-Zeit« | Hanspeter Eggenberger, »Tages-Anzeiger« | Fritz Göttler, »Süddeutsche Zeitung« | Jutta Günther, »Radio Bremen Zwei« | Sonja Hartl, »Zeilenkino«, »Culturmag«, »Deutschlandfunk Kultur« | Hannes Hintermeier, »Frankfurter Allgemeine Zeitung« | Alf Mayer, »Culturmag«, »Strandgut« | Kolja Mensing, »Deutschlandfunk Kultur« | Marcus Müntefering, »Der Spiegel« | Ulrich Noller, »Deutschlandfunk Kultur«, »Deutschlandfunk«, SWR, WDR | Frank Rumpel, SWR | Ingeborg Sperl, »Der Standard« | Sylvia Staude, »Frankfurter Rundschau« | Jochen Vogt, »NRZ«, »WAZ«