Krimi-Bestenliste September 2019

Image of Kaltes Licht: Kriminalroman
Platz 1 (Vormonat: 1)
Garry Disher: Kaltes Licht
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Unionsverlag, 314 Seiten, 22 €
Melbourne. Nach fünf Jahren Langeweile als Pensionär ist Alan Auhl zurück im Polizeidienst. Mit der Lässigkeit der Erfahrung lotet er die Grenzen des Gesetzes aus, packt zu, wo Solidarität fehlt. Heiteres Lob eines coolen Alten, der menschliche Bosheit stellt, wie immer sie getarnt sei. Brillant.
Image of Wenn Engel brennen (Ariadne)
Platz 2 (Vormonat: 8)
Tawni O’Dell: Wenn Engel brennen
Aus dem Englischen von Daisy Dunkel
Ariadne im Argument-Verlag, 350 Seiten, 21 €
Pennsylvania. Leicht mit Problemen umgehen kann Chief Carnahan. Seien es verschreckte Mütter, renitente Redneckfamilien oder Mädchen, die in brennenden Minen stecken. Hat sie doch selbst ihr Gewaltpotential nicht immer kontrolliert. Feministisch, realistisch: Matriarchat kann Elend verschärfen.
Image of Klare Sache: Deutscher Krimi-Preis, International 2020 (3. Platz) (Ariadne)
Platz 3 (Vormonat: - )
Denise Mina: Klare Sache
Aus dem Englischen von Zoë Beck
Ariadne im Argument-Verlag, 352 Seiten, 21 €
Schottland, Île de Ré. Als sich Annas Gatte mit Töchtern und neuer Frau davonmacht, hört sie gerade im geliebten True-Crime-Podcast vom Tod eines alten Bekannten. Anlass, mit einem magersüchtigen Popstar die wahren Verbrechen ihrer Vergangenheit zu durchforsten. Scharfer Glamour-Cocktail, geschüttelt.
Image of Morduntersuchungskommission
Platz 4 (Vormonat: 3)
Max Annas: Morduntersuchungskommission
Rowohlt, 352 Seiten, 20 €
DDR, 1983. Ermittlungen im geschlossenen System. An der Bahnstrecke zwischen Jena und Saalfeld liegt der Leichnam eines afrikanischen Vertragsarbeiters, zerfetzt, geköpft. Otto Castorp, MUK Gera, lässt nicht los, trotz politischen Ermittlungsverbots. Und entdeckt, was es in der DDR nicht geben kann: Nazis.
Image of Drei: Roman
Platz 5 (Vormonat: - )
Dror Mishani: Drei
Aus dem Hebräischen von Markus Lemke
Diogenes, 336 Seiten, 24 €
Tel Aviv, Bukarest. Drei Frauen – immer derselbe Mann. Über ein Dating-Portal für Geschiedene kommen Orna und Gil zusammen. Bis sie mitkriegt, dass er sie getäuscht hat. Emilia und Ella queren auch seinen Weg. Der Rest ist Kritikers Schweigen und Bewunderung. Vivisektion der Alltagsbösartigkeit.
Image of Der die Träume hört: Kriminalroman
Platz 6 (Vormonat: - )
Selim Özdoğan: Der die Träume hört
Edition Nautilus, 288 Seiten, 18 €
Westdeutsche Großstadt. Nizar Benali ist Cyber-Detektiv und fahndet im Darknet nach dem Dealer mit dem tödlichen Stoff. Und hat unverhofft selbst einen Sohn auf dem Sofa, der auf Stress aus ist, jedenfalls schlecht erziehbar, mit Drogenschulden. Dem er den Rücken stärken muss. Soundcheck: Passt.
Image of Cold Water: Thriller (Sean-Duffy-Serie)
Platz 7 (Vormonat: 7)
Adrian McKinty: Cold Water
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Suhrkamp Nova, 378 Seiten, 15,95 €
Carrickfergus, Stranraer 1990. Frau und Kind sind schon in Schottland, Duffy arbeitet an seinem letzten Fall. Er will das Verschwinden eines 15-jährigen Travellermädchens aufklären – verdächtig sind Männer der Oberschicht. Doch so sozialpathetisch geht es nicht aus. Komplex, schlau: die Duffy-Serie.
Image of Hitze (Pulp Master)
Platz 8 (Vormonat: - )
Garry Disher: Hitze
Aus dem Englischen von Ango Laina und Angelika Müller
Pulp Master, 278 Seiten, 14,80 €
Queensland. Wyatt soll ein Gemälde stehlen. Nazi-Raubkunst, die wieder aufgetaucht ist. Ob die Story stimmt? Wyatt ist nicht der einzige Dieb an der Goldküste. Und hat zudem abgehängte Komplizen auf den Fersen. Da passt es prima, dass seine Auftraggeberin Ex-Soldatin ist. Cool, cooler, Wyatt.
Image of Prisoners: Roman
Platz 9 (Vormonat: 10)
George Pelecanos: Prisoners
Aus dem Englischen von Karen Witthuhn
Ars Vivendi, 230 Seiten, 18 €
Washington, D. C. Michael Hudson, Leseratte dank Knastbibliothek, glaubt an ein besseres Leben. Privatdetektiv Ornazian lotst ihn raus. Dafür soll Michael die Fluchtwagen steuern, wenn er und sein Kumpel Ward Kriminelle ausnehmen. Mann auf der Kante unter Dealern, Neonazis und Überlebenskämpfern.
Image of All die unbewohnten Zimmer: Roman
Platz 10 (Vormonat: 2)
Friedrich Ani: All die unbewohnten Zimmer
Suhrkamp, 495 Seiten, 22 €
München. Die Augenzeugen stumm, die Täter glauben sich im Recht, die besorgten Rassisten bereiten den nächsten Schritt vor. Zwei tote Polizisten, verdächtigte Flüchtlingskinder, da braucht es alle Ermittler: Tabor Süden, Polonius Fischer, neu Fariza Nasri. Der Irrsinn nimmt zu, Ani hält dagegen.
An jedem ersten Sonntag des Monats geben 19 Literaturkritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben. Die Krimibestenliste ist eine Kooperation der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mit Deutschlandfunk Kultur.
 
Die Jury: Tobias Gohlis, Sprecher der Jury | Volker Albers, »Hamburger Abendblatt« | Andreas Ammer, »Druckfrisch«, BR | Gunter Blank, »Rolling Stone« | Thekla Dannenberg, »Perlentaucher« | Hanspeter Eggenberger, »Tages-Anzeiger« | Fritz Göttler, »Süddeutsche Zeitung« | Jutta Günther, »Radio Bremen Zwei« | Sonja Hartl, »Zeilenkino«, »Polar Noir« | Hannes Hintermeier, »Frankfurter Allgemeine Zeitung« | Peter Körte, »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« | Kolja Mensing, »Deutschlandfunk Kultur« | Marcus Müntefering, »Spiegel Online« | Ulrich Noller, WDR, „Deutschlandfunk Kultur“, SWR | Frank Rumpel, SWR | Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin | Ingeborg Sperl, »Der Standard« | Sylvia Staude, »Frankfurter Rundschau« | Jochen Vogt, »NRZ«, »WAZ«