Krimi made in Düsseldorf

Barbara Steuten begeisterte das Publikum im Takelgarn Theater Open Air im Nordpark. Foto: Karl-Heinz Schultze

STOCKUM. Den Reichtum der einen bezahlen die anderen. Manchmal mit dem Leben. Ein Rechtsanwalt und ein Ahnenforscher werden Opfer eines spektakulären Anschlags, eine alte Frau wird brutal überfallen. Die Miss Marple vom Niederrhein ermittelt wieder. Das Verbrechen hält Einzug in den Nordpark.

Bei der Krimilesung am Samstagabend den 4. Sept. 2021 war das Takelgarn Theater Open Air gut besucht. Theaterdirektor Helge Neuber begrüßte 50 zahlende Gäste. Vier Schriftsteller:innen stellten ihre neuen Kriminalromane vor. Barbara Steuten, Kerstin Lange, Horst Eckert und Jan Michaelis begeisterten das Publikum. Zuschauerin Julia Niemführ sagte nach zwei Stunden: »Schade, dass es vorbei ist, es hätte länger gehen können.«

Die Gäste fühlten sich also nach vier Kriminalromanen in Auszügen lebendig und belebt. Das Ambiente des Open Air Gelände auf der Engländerwiese im Nordpark tat ein übriges dazu. Das atmete den Flair von Festivals. Neuber zeigte sich begeistert: »Da haben wir bei anderen Veranstaltungen weniger Publikum gehabt. Die Menschen mögen Krimis.« Dabei sind die Texte längst nicht mehr trivial. Alle vier Schriftsteller:innen bewiesen dies auf ihre Art.

Die Krimilesung stand unter dem Motto: »Spannung, Cannabis und Sprengstoff«. Jan Michaelis las aus seiner Kriminalkomödie Mordbrücke vier Kapitel, die im Nordpark spielten. Da wurden Geheimnisse gelüftet, Bildwerke geschändet und das perfekte Verbrechen ersonnen. Der Roman spielt in den 50er Jahren und erklärt auch, warum die Engländerwiese ihren Namen hat, weil nämlich die Britische Zone hier ihr Headquarter hatte. Der Autor ist Wahl-Düsseldorfer und seit 25 Jahren in der Stadt.

Barbara Steuten las aus ihrem Puzzle-Crime Kati Küppers und der liegende Holländer und garantierte die Versorgung mit dem Stoff Cannabis. Fast schon lieferte sie eine Bauanleitung für eine Cannabis-Plantage, aber wer möchte schon das Risiko eingehen, dass sie den Holländer erfahren ließ, der zum Liegen kam als Leiche. Steuten ist ein Düsseldorfer-Mädchen und lebt im Rhein-Kreis-Neuss.

Kerstin Lange las aus ihrem Kriminalroman Lügenbilder. Die Düsseldorferin ließ dabei ein Sprengstoffanschlag in Speyer drastische Folgen haben. »Speyer hat mir wohl verziehen, dass ich solch einen Anschlag dort spielen ließ«, sagte die Düsseldorferin. Hier zeigte sich, dass Kriminalromane aus Düsseldorfer Produktion nicht in der Landeshauptstadt spielen müssen.

Der Thriller von Horst Eckert versprach Spannung pur. Meisterlich schildert er in Die Stunde der Wut den zur mörderischen Gewalt bereiten Wutbürger Roland. Seine Mordopfer stehen exemplarisch für die Opfer, die es tatsächlich zu beklagen gab. Horst Eckert steht exemplarisch für einen Düsseldorfer Autor, der am Puls der Zeit schreibt. Auch Eckert ist Wahl-Düsseldorfer, wobei er eigentlich keine Wahl hatte, weil ihn die Liebe in die schönste Stadt am Rhein geführt hat.

Der Abend wurde im Programm Kultursommer 2021 durch die Beauftrage der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit Mitteln aus NEUSTART KULTUR gefördert. Dass gleich vier Schriftsteller:innen lasen, war ein Paukenschlag nach der Pandemie-Pause und kam beim Publikum gut an. Der anhaltende Applaus hörte sich wie Paukenwirbel an. Der Kultursommer Düsseldorf ließ vier Autor:innen endlich wieder ihr Publikum finden. Und er präsentierte Krimi made in Düsseldorf.

Barbara Steuten »Kati Küppers und der liegende Holländer«
9783958132092
edition Oberkassel

Kerstin Lange »Lügenbilder«.
9783954282746
Wellhöfer Verlag

Jan Michaelis »Mordbrücke«.
9783954071029
sonderpunkt Verlag

Horst Eckert »Die Stunde der Wut«.
9783453441033
Heyne Verlag