Der Krimi-Tag 8.12.2011 in Hamburg

Foto: © Anders Balari

Ein Toupet, zehn Bestseller und ein gemeiner Raub!

Von li hintere Reihe: Gunter Gerlach, Doris Gercke, Regula Venske, Eva Almstädt, Michael Koglin, Anke Gebert, Marina Heib, Tatjana Kruse. Vorne: Jürgen Ehlers, Nina George

Ort des Geschehens: Café Sonnenseite, Weidenallee 24 – Hamburg (U2 Christuskirche).

Wir sind die zehn-unter-elf, die Dunklen Gestalten in Hamburgs Sonnenseite (Weidenallee 24, Rauchen erwünscht, Champions-League-Übertragung l.i.v.e), wir sind die nördlichste Splittergruppe des Syndikats. Und wir taten es für Glauser. Und wegen des Geldes. Vor allem jenes, was mit den Eintrittskarten gespendet wurde – Danke, liebes Publikum, auch für das Trinkgeld an Abkassierer Arndt hat *nicht* bei Fatih Akin gespielt. Sieht nur so aus).

Neun Autorinnen und Autoren lasen je unter elf Minuten, life ausgelost und durch¬moderiert von No.10, DeLiA-Preisträgerin und Weihnachtsmützensammlerin Nina Deathlady George:

Jürgen 'Der mit den Steinen spricht' Ehlers nahm das rauchende, trinkende, höchst erregbare Publikum mit in ein amüsant-bösartiges Schiffe-versenken-Spiel in einer Dreiecks-Beziehung (Aus: „Hamburg mobil“. Mit Frauen kennt er sich aus, unser Eiszeitexperte). Mister Heavy Metal Michael Koglin ließ einen Jungen auf der Pathologie-Wanne auferstehen (Haare-stramm-steh-Rekord! Gelesen aus dem frisch erschienenen „Blutteufel“). Die Bella-Block-Erfinderin und Königin des Politkrimis Doris Gercke trug eine kristallin-klare Kurzgeschichte vor: was passiert, wenn eine Frau ihren Mann verliert. An einen anderen Mann…

Drehbuchautorin Marina The Knife Heib (beherrscht dank Krankenhausserien-Erfahrung Luftröhren¬schnitte mit dem Steakmesser) brachte die Sonnenseite zum Kratzen, Knispeln und Jucken, während sie genussvoll „Stellen“ aus ihrem aktuellsten Thriller Parasiten vortrug. Anke Capitana Gebert, Biografin, Schiffsschreiberin und Trägerin des Literaturförderpreises der Stadt HH, legte nach mit dem „Maßband-Casanova“ aus der Biografie „Die Straverteidigerin“, dessen Fadenspiel zum Strick wurde…

Die Queen of Crime Comedy Tatjana The Krimikruse Kruse aus Schwäbisch-Hall verzauberte mit einem sexy sechs-Minuten-Shortie über Kondombetrüger Marko Z. (Nadel, Faden, Hackebeil) und einer Beschreibung von Sex ohne Sex. Publikum: Gniggeln, giggeln, kullerndes Gelächter. Auch Groteskikone Gunter „DER Gerlach“ (erfand Ed von Schleck und den „Literaturquickie“,jeden Mittwoch für nur 17 Minuten, im Feldstern) knetete das humorgierige Zuhörergehirn gewohnt herrlisch mit seiner Anthologie Von Mädchen und Mördern. Eva Blondes Gift Almstädt hatte mit dem 8ten Pia Korritki-Fall im Gepäck (Düsterbruch) von Maden, Küchentisch-Unfällen und verschworenen Dörflern zu erzählen, und Regula Bloody Mary Venske schickte uns in die Orkan¬geschüttelte Nacht hinaus, mit einer heiterfiesen Kurzgeschichte aus Gepfefferte Weihnachten. Was genau passiert, wenn sieben Damen einen Weihnachtsmann in der legendären Isestraße ans Balkongitter fesseln…

Getombolat wurde nach dem Prinzip: Wer gewinnt, darf sich ein Päckchen aussuchen (ohne zu wissen, was drin ist. Man hörte, es seien Krimis. Es gab spitze Schreie und La-Ola-Wellen). Als Glücksfee sowie Glücksfarn dienten u.a. Jürgen Ehlers, Gert aus Mettmann, Arndt vonner Kasse und ein paar lecker Berliner nebst Hamburgerinnen. Den Hauptpreis – zehn signierte Bücher der AutorInnen, ein selbtklebendes Brusthaartoupet sowie eine handgebissene Packung Pistolennudeln – gewann Tom aus Oklahoma. Er zog das Toupet direkt auf der Bühne an. Über sein eigenes… Ob das der Moment war, in dem ein feiger Dieb die Büchertasche von Frau Venske raubte (Wert: 98,90 €)? Wer immer es auch war: Die Augen mögen Ihnen heraus fallen, die Seiten Ihre Haut aufschlitzen! Buchfluch komm’ über ihn!

Aber sonst: Schön wars! Rumble in the Night!

Friedrich Glauser verstarb übrigens am Vorabend seiner Hochzeit. Er war Poet, Lyriker, und der erste deutschsprachige Kriminalschriftsteller. Wir vermissen ihn.

Bericht: Nina George

Alles im Bild und aus der Sicht von der e-Reporterin Laila Mahfouz und „431verstärker!“ – das E-Magazine, sowie noch mehr Fotos von Anders Balari hier