Kriminalistisches Musik-Kabarett im Alten Rathaus

Crimi con Cello im Alten Rathaus

Crimi con Cello im Alten Rathaus in Seckenheim: Das waren gleich zwei Gründe, um an einem regnerischen November-Abend nochmals die warme Wohnung zu verlassen. Und das fanden noch etliche Besucher mehr am 4. November 2014. Denn der Andrang in der Stadtteilbibliothek Mannheim-Seckenheim war so groß, dass flugs noch weitere Stühle herbeigetragen werden mussten, um allen Gästen eine Sitzgelegenheit zu bieten. Derweil wartete das Cello, das immerhin eine der Hauptfiguren des Abends war, geduldig und frei von jeglichen Star-Allüren auf seinen Einsatz.

Petra Fenske-Weise, Vorsitzende des regen Freundeskreises der Bücherei im Alten Rathaus e.V., begrüßte die Gäste und stimmte sie auf den Abend ein. Und dann kam auch schon der Auftritt des Cellos! Während Anette Butzmann eine Kriminalstory, die in einem englischen Landhaus spielte, vortrug, ächzte, stöhne, fiepte und schnarchte das Cello. Sogar ein „Hello“ einer englischen Lady lockte Nils Ehlert mit seinem Bogen hervor. Während die Lady im Obergeschoss des Landhauses bibbernd auf die Geräusche, die da von der unteren Etage zu ihr tönen, lauschte, musste sie immerzu an das Kästchen denken, auf das der Dieb es bestimmt abgesehen hat und das es zu verteidigen gilt, enthält es doch immerhin wertvollen Schmuck.

Kommissar Kleinkron übte für das Dienstjubiläum der Staatsanwältin, als er mit einem Fall konfrontiert wurde. Geistesgegenwärtig stellte er aber blitzschnell fest: „Der Tote ist tot“, setzte unbeirrt sein Cello-Spiel fort und ließ sich von seiner Assistentin, deren Gitarre er zur Zupfkiste degradierte, nicht aus dem Konzept bringen. Aber dann brachte sie ihn doch dazu, den Fall in mehreren Versionen mit ihr durchzuspielen, um so dem Tathergang und dem möglichen Motiv auf den Grund zu kommen. Auf den Kriminaltechniker warteten die beiden zu ihrer Unterstützung vergeblich, der übte noch auf der Oboe, ebenfalls in Sachen Dienstjubiläum.

Anette Butzmann und Nils Ehlert sind ein kongeniales Team. Sie verkörpern den Kommissar und seine Assistentin gekonnt und bringen geistreiches Musik-Kabarett auf die Bühne.

Bei der Moritat vom glücklosen Verbrecher wurde das Publikum zum Mitsingen eingeladen, wovon auch lebhaft Gebrauch gemacht wurde. „Das Leben taugt nix ohne Knete“, resümiert Ede und so druckt er seine Blüten selbst. Das bleibt zu seinem Bedauern aber nicht unentdeckt. So sattelt er flugs um und schreibt - na, was wohl? Ede wird Krimiautor. Das sind auch die beiden Akteure des Abends, die seit einigen Jahren schon gemeinsam Krimis schreiben. So wie der Krimi „Hoher Absatz“, den sie dann gemeinsam lasen.

Bei einem gespielten unfreiwilligen Halt im Lift offenbarte sich die philosophische Seite des Duos und dann durfte das Publikum, da es in Opern vor Morden nur so wimmelt, aus ein paar vorgespielten Takten Titel von Opern erraten. Darin war das Publikum ausgesprochen gut! Am Ende wurde der Faden vom Beginn des Abends wieder aufgenommen und die Geschichte im Englischen Landhaus zu Ende erzählt. Zum Abschied wurde den Gästen aufgetragen, auf dem Heimweg vorsichtig zu sein. Denn man weiß ja nie, wer da noch so unterwegs ist, in der Nacht.

Die Stadtteilbibliothek befindet sich im Alten Rathaus von Seckenheim, in der Hauptstraße 96, in 68239 Mannheim. Leitung: Michaela Wagner. Öffnungszeiten der Bibliothek

Informationen zu Crimi con cello

Die Assistentin alias Anette Butzman hats nicht immer leicht mit Kommissar Kleinkron, gespielt von Nils Ehlert. Foto: © Claudia Schmid, Kriminetz
Das Cello spielte eine der Hauptrollen des Abends. Foto: © Claudia Schmid, Kriminetz