Krimizeit-Bestenliste April 2015

Platz 1 (Vormonat: 1)
William McIlvanney: Die Suche nach Tony Veitch
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Kunstmann, 320 S., 19,95 €
Glasgow. Was hat dieser Tony Veitch an sich, dass sie ihn alle suchen – abgehalfterte Detektive, Gangster, Polizei? Wieso sollte der gutbetuchte Student einen Penner ermorden? DI Laidlaw, stur und einfühlsam, spürt unbeirrbar durch die Stadt, die »in ihren Trümmern tanzt«. Klassiker, unverzichtbar.
Platz 2 (Vormonat: 9)
Zoë Beck: Schwarzblende
Heyne, 416 S., 9,99 €
London. »Allahu akbar!« – Zwei Islamisten hacken einem Jungen den Kopf ab. Zufallszeuge Niall kann das Gesehene nicht begreifen. Der Dokumentarfilmer recherchiert Hinter- und Beweggründe im rechtsstaatlichen Niemandsland. An der Schmerzgrenze, beklemmend aktuell, nix für Schönschwätzer.
Platz 3 (Vormonat: - )
James Ellroy: Perfidia
Aus dem Englischen von Stephen Tree
Ullstein, 956 S., 25,– €
Los Angeles 1941. Am Tag vor Pearl Harbour wird die Farmerfamilie Watanabe rituell aufgeschlitzt. Zwei weiße Cops, ein US-japanischer Forensiker und ihrer aller It-Girl Kay Lake krabbeln spermienhaft durch Kriegs- und Rassenwahn, Immobilienschwindel und Mord. Ziel: Erlösung/Lust. Ellroy back to his roots.
Platz 4 (Vormonat: 3)
Mike Nicol: Bad Cop
Aus dem Englischen von Mechthild Barth
btb, 544 S., 9,99 €
Kapstadt. Die Vergangenheit ist nicht vergangen, schon gar nicht in Südafrika. Die Mitglieder einer früheren Todesschwadron werden abgeschlachtet, ein geschasster Polizeichef startet letzte Big Deals, der Geheimdienst spielt dreckige Spiele, so dreckig wie je. Nicht mal in Ruhe surfen kann man. Klasse.
Platz 5 (Vormonat: - )
Giancarlo de Cataldo/Carlo Bonini: Suburra
Aus dem Italienischen von Karin Fleischanderl
Folio, 413 S., 22,90 €
Rom. Samurai, Überlebender der Maglianabande und Faschist, bringt tödliche Ordnung in die schwindelerregenden Pläne rivalisierender Gangsterbanden und gieriger Politiker. Cataldo & Bonini: Intime Kenner des realen Verbrechens packen Roms größten Bauskandal in klassisches Noir. Urbi et orbi.
Platz 6 (Vormonat: - )
Adrian McKinty: Die verlorenen Schwestern
Aus dem Englischen von Peter Torberg
Suhrkamp, 378 S., 14,99 €
Nordirland 1984. Sean Duffy zum Dritten, als Tragikomödie. Erst gefeuert, dann von MI5 geheuert, wird der katholische Bulle unfreiwillig Held. Irlands Krankheit: ein locked room mystery. Duffy löst ein kleineres, rettet ein Mädel und gibt den Killeraffen. Blutige Realität und literarische Akrobatik.
Platz 7 (Vormonat: 2)
Alan Carter: Prime Cut
Aus dem Englischen von Sabine Schulte
Edition Nautilus, 368 S., 19,90 €
Hopetoun, Westaustralien. Cato Kwong, zum Viehpolizisten degradiert, kriegt seine Chance. Eine Leiche ohne Kopf, ein aus England in das boomende Kaff geflüchteter Mörder. Sonnenschein und Meer, nur der Kaffee und die Leute sind echt mies. Eine frische, raue Stimme im australischen Crime-Beat.
Platz 8 (Vormonat: 4)
Dave Zeltserman: Killer
Aus dem Englischen von Ango Laina und Angelika Müller
Pulp Master, 268 S., 14,80 €
Boston. 28 Morde hat Lennie March für Salvatore Lombard begangen, dann macht er einen Deal mit der Justiz: vierzehn Jahre Knast fürs Überleben. Als alter Mann kommt er raus, will sauber bleiben, Frieden mit seinen Kindern machen. Und findet sein wahres Selbst. Schwarzer Humor mit schwarzer Pointe.
Platz 9 (Vormonat: - )
Greg Iles: Natchez Burning
Aus dem Englischen von Ulrike Seeberger
Rütten & Loening, 1008 S., 22,99
Natchez, Mississippi. 1964 bis 2005: 40 Jahre Rassismus, Geheimbünde, Morde. Als sein Vater Dr. Cage der aktiven Sterbehilfe an einer schwarzen Krankenschwester beschuldigt wird, muss Sohn Penn bis zum Scheitel in die alte Wirrnis aus Schuld, Treue und Verrat steigen, um Ehre und Familie zu retten.
Platz 10 (Vormonat: - )
James Lee Burke: Sturm über New Orleans
Aus dem Englischen von Georg Schmidt
Pendragon, 576 S., 17,99 €
Louisiana, August 2005. Katrina zermalmt New Orleans. Das faulige Wasser schwemmt Serienmörder, Plünderer, Böses und Gutes hoch. Im Chaos des Überlebenskampfes, zwischen Ertrinkenden und Obdachlosen: Dave Robicheaux, orientierungslos stur, will es richten. Elementar.
Krimizeit Bestenliste
Die KrimiZEIT-Bestenliste ist ein Gemeinschaftsprojekt der Wochenzeitung DIE ZEIT und des NordwestRadios, einem gemeinsamen Programm von Radio Bremen und dem NDR. An jedem ersten Donnerstag des Monats geben 18 Li­te­ra­tur­kritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben.
 
Die Jury: Tobias Gohlis, Kolumnist der ZEIT, Sprecher der Jury | Volker Albers, »Hamburger Abendblatt« | Andreas Ammer, »Druckfrisch«, DLF, BR | Gunter Blank, »Sonntagszeitung« | Thekla Dannenberg, »Perlentaucher« | Fritz Göttler, »Süddeutsche Zeitung« | Jutta Günther, Nordwestradio | Sonja Hartl, »Zeilenkino«, »Polar Noir« | Hannes Hintermeier, »Frankfurter Allgemeine Zeitung« | Lore Kleinert, Literaturkritikerin | Elmar Krekeler, »Die WELT« | Kolja Mensing, Deutschlandradio Kultur | Marcus Müntefering, »Spiegel Online«, »Krimi-Welt« | Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR | Frank Rumpel, SWR | Jan Christian Schmidt, »Kaliber 38« | Guido Schulenberg, Nordwestradio | Margarete v. Schwarzkopf, Literaturkritikerin | Ingeborg Sperl, »Der Standard« | Sylvia Staude, »Frankfurter Rundschau« | Jochen Vogt, »NRZ«, »WAZ«