Krimizeit-Bestenliste: Die besten Krimis 2015

Platz 1
Merle Kröger: Havarie
Ariadne bei Argument, 256 S., 15,00 €
Mittelmeer, das Mare Nostrum. Eine Beinahe-Kollision: Unten ohne Sprit das Schlauchboot der algerischen Flüchtlinge, oben auf der »Spirit of Europe« das Spektakel knipsende Kreuzfahrtgäste. »Festung Europa« als Schurke,Wimmelbild der Migration, Roman der Stunde.
Platz 2
Friedrich Ani: Der namenlose Tag
Suhrkamp, 302 S., 19,95 €
München. Friedrich Anis neuer Ermittler: Jakob Franck, pensionierter Kommissar. Vor 20 Jahren hielt er stundenlang eine Mutter im Arm, deren Tochter sich erhängt hatte. Jetzt soll er denjenigen suchen, der sie in den Tod getrieben hat. Und findet Menschen, die nicht »leben gehen« konnten. Kriminalroman ergründet Suizide. Außerordentlich.
Platz 3
Fred Vargas: Das barmherzige Fallbeil
Aus dem Französischen von Waltraud Schwarze
Limes, 512 S., 19,99 €
Paris, Island. Bei den Leichen vorgeblicher Selbstmörder entdeckt Adamsbergs Brigade die Zeichnung einer Guillotine, Hinweis auf einen Geheimbund von Robespierre- und Revolutionsdarstellern. Doch Adamsberg zieht es zum Polarkreis. »Die Revolution frisst ihre Kinder« in der arktischen Version, made by Fred Vargas.
Platz 4
James Lee Burke: Glut und Asche
Aus dem Englischen von Daniel Müller
Heyne, 696 S., 17,99 €
Westtexas. Sheriff Hackberry Holland zum Zweiten: Grandiose Steigerung der Regengötter. Der Kampf zwischen dem alten Sheriff und dem Soziopathen Preacher gewinnt metaphysische Dimension im glühenden, dorrenden Grenzland. Mythos um Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Leiden und Gewalt. Kein Gramm sentimental.
Platz 5
William McIlvanney: Fremde Treue
Aus dem Englischen von Conny Lösch
Kunstmann, 352 S., 19,95 €
Glasgow, Ayrshire. Laidlaws Bruder ist betrunken vors Auto gerannt. Der DI nimmt eine Auszeit, um zu trauern und zu forschen, was mit ihm, der Familie und Schottland los ist. Selbsttäuschung, Heuchelei, unlösbare Verpflichtungen. McIlvanneys Laidlaw-Trilogie: Landmarke europäischer Kriminalliteratur.
Platz 6
Antonio Ortuño: Die Verbrannten
Aus dem Spanischen von Nora Haller
Kunstmann, 256 S., 19,95 €
»Santa Rita« im Süden Mexikos. Vierzig Migranten aus Zentralamerika wurden vergewaltigt, verbrannt, erschossen. In einer Flüchtlingsunterkunft. Negra von der Migrationsbehörde soll betreuen, versorgen, rückführen. Zum Kotzen realistisch: Rassismus + Verleugnung = Korruption, mental, moralisch, materiell. Nicht nur dort.
Platz 7
Carol O’Connell: Kreidemädchen
Aus dem Englischen von Judith Schwaab
btb, 541 S., 9,99 €
Manhattan. Aus dem finstersten Winkel des Central Park taucht ein Elfenkind auf. Blut ist von den Bäumen getropft. Ein Fall für Kathy Mallory, die soziopathische Superpolizistin. Nur die irregulären Außenseiter haben eine Chance gegen die herrschende Blase. O’Connell: eine der besten Kriminalschriftstellerinnen der Welt.
Platz 8 (Vormonat: - )
Richard Price: Die Unantastbaren
Aus dem Englischen von Miriam Mandelkow
S. Fischer, 432 S., 24,99 €
New York. Detective Billy Graves, Nachtschicht Manhattan, navigiert zwischen konkurrierenden Fixpunkten: Liebe, Rache, Solidarität, Schuld, the law. Gejagt von einem Stalker, selbst voller Zweifel an und voller Liebe zu seinen Ex-Kollegen. Fünf Cops und ihre Dämonen: Sittenbild in Nahaufnahme.
Platz 9
Jeong Yu-jeong: Sieben Jahre Nacht
Aus dem Koreanischen von Kyong-Hae Flügel
Unionsverlag, 524 S., 19,95€
Auf dem Land in Südkorea. Seit sieben Jahren wird Sowon aus Schulen, Arbeitsplätzen, Wohnungen vertrieben. Er ist der Sohn des »Stausee-Monsters«, das eine Staumauer öffnete und hunderte Menschen umbrachte. Wie es so weit kommen konnte, erzählt Jeong meisterhaft und voll Einsicht in seelische Verwirrungen.
Platz 10 (Vormonat: 8)
James Ellroy: Perfidia
Aus dem Englischen von Stephen Tree
Ullstein, 956 S., 25,– €
Los Angeles 1941. Am Tag vor Pearl Harbour wird die Farmerfamilie Watanabe rituell aufgeschlitzt. Zwei weiße Cops, ein US-japanischer Forensiker und ihrer aller It-Girl Kay Lake krabbeln spermienhaft durch Kriegs- und Rassenwahn, Immobilienschwindel und Mord. Ziel: Erlösung/Lust. Ellroy back to his roots.
Krimizeit Bestenliste
Die KrimiZEIT-Bestenliste ist ein Gemeinschaftsprojekt der Wochenzeitung DIE ZEIT und des NordwestRadios, einem gemeinsamen Programm von Radio Bremen und dem NDR. An jedem ersten Donnerstag des Monats geben 18 Li­te­ra­tur­kritiker und Krimispezialisten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Kriminalromane bekannt, die ihnen am besten gefallen haben.
 
Die Jury: Tobias Gohlis, Kolumnist der ZEIT, Sprecher der Jury | Volker Albers, »Hamburger Abendblatt« | Andreas Ammer, »Druckfrisch«, DLF, BR | Gunter Blank, »Sonntagszeitung« | Thekla Dannenberg, »Perlentaucher« | Fritz Göttler, »Süddeutsche Zeitung« | Jutta Günther, Nordwestradio | Sonja Hartl, »Zeilenkino«, »Polar Noir« | Hannes Hintermeier, »Frankfurter Allgemeine Zeitung« | Lore Kleinert, Literaturkritikerin | Elmar Krekeler, »Die WELT« | Kolja Mensing, Deutschlandradio Kultur | Marcus Müntefering, »Spiegel Online«, »Krimi-Welt« | Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR | Frank Rumpel, SWR | Jan Christian Schmidt, »Kaliber 38« | Guido Schulenberg, Nordwestradio | Margarete v. Schwarzkopf, Literaturkritikerin | Ingeborg Sperl, »Der Standard« | Sylvia Staude, »Frankfurter Rundschau« | Jochen Vogt, »NRZ«, »WAZ«