Ihr letzter Film

Die Film-Crew von "Die Guten und die Bösen" war zur Premiere auf die Ludwigshafener Parkinsel angereist. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Über zehn Jahre hat sie als Kommissarin Lea Sommer in einer Krimireihe des Hessischen Rundfunks ermittelt. Von 1994 bis 2006 spielte Hannelore Elsner die Hauptrolle in der Fernsehserie „Die Kommissarin“, insgesamt gab es 66 Folgen. Für eine TATORT-Folge kehrte Hannelore Elsner zurück zu dem Sender. In Die Guten und die Bösen spielt sie eine pensionierte Kommissarin, die in ihrem verlassenen Büro alte Akten ungelöster Fälle durcharbeitet. Es sollte ihr letzter Film werden. Das Material war im Schneideraum, als HR-Redakteurin Liane Jessen die traurige Nachricht bekam. Es ist auch Liane Jessens letzter Film für den HR, da sie in den Ruhestand wechselte.

Nicht nur deshalb ist dieser Hessen-TATORT ungewöhnlich. Er spielt zum Teil auf einer Baustelle, denn die Dienststelle der Polizisten wird grundlegend saniert. Nichts ist in Ordnung in diesem Film. Die Protagonisten mäandern durch lange labyrinthartige Gänge, Räume sind teilweise mit Planen verhangen, ein Verhörraum wird provisorisch geschaffen. Die Frau, die die Kommissare coachen soll (Dennenesch Zoudé), was nicht bei allen auf Freude stößt, verläuft sich sogar und braucht Hilfe, um wieder herauszukommen. Der Krimi beginnt mit einer Party im überschaubaren Kreis, bei der die beiden Ermittler (Margarita Broich und Wolfam Koch) etwas tief ins Glas gucken. Mit noch ordentlich Restalkohol im Blut werden die beiden vom uniformierten Kollegen und Kumpel Ansgar Matzerath ( Peter Lohmeyer) zum Fundort einer Leiche gefahren. Um ihnen dann dort zu offenbaren, er sei der Mörder. Ein ungewöhnliches Geständnis, das zunächst wie ein Scherz klingt.

Dieser Tatort kreist in Dialogen der Ermittler um die Frage von Schuld und Sühne. „Ein Polizist als Richter und Henker. Schlimmer geht es ja nicht“, so der Staatsanwalt. Bringt es tatsächlich Sühne, wenn Täter und Täterinnen im Gefängnis sitzen? Für die Opfer hat sich unumkehrbar alles verändert, und dies lebenslang. „Ich wollte ihr helfen. Aber das geht nicht. Das frisst alles auf“, sagt der Ehemann des Vergewaltigungsopfers resigniert.

Auch die pensionierte Kommissarin erinnert sich an diesen ungelösten Fall, in dem sie damals ermittelt hat. Sie stöbert in ihren Akten all ihrer ungelösten Fälle, die sich in den Regalen türmen. Ihr Büroplatz wirkt wie eine verloren geglaubte Insel in einer ansonsten leeren Etage. Ihr Hund stromert derweil durchs Haus, das einer riesigen Baustelle gleicht. Immer wieder wirft ihm einer einen roten Ball zu, der durchs Haus rollt und hinter dem er herfegt. Es ist das ehemalige Neckermann-Gebäude in Frankfurt, das von der Film-Crew für ein paar Tage mit Leben gefüllt wurde, so wird im Filmgespräch erzählt. Zu dem waren so viele Beteiligte gekommen, dass nicht alle auf der Bühne Platz fanden.

In weiteren Rollen sind Isaak Dentler, Werner Wölbern, Zazie de Paris, Christoph Pütthoff, Sascha Nathan u.a zu sehen. Regie führte Petra K. Wagner, die Filmmusik ist von Helmut Zerlett. Jan Felten (Kamera), Manfred Döring (Szenenbild), Christian Mathias (Ton), Silke Franken (Schnitt), Stefanie Bieker (Kostümbild) und Nathalie Mischel (Casting). Produktionsleitung: Dominik Diers, Redaktion Liane Jessen und Erin Högerle (beide hr) sowie Birgit Tietze (ARD Degeto).

Und Liane Jessen? Allzu ruhig dürfte es der engagierten Redakteurin, die mit ihren Reihen Mittelmaß gesprengt hat, im Ruhestand jedoch nicht werden. Wie sie verriet, liegen Anfragen von Netflix und Amazon vor. Und die Frau wirkt durchaus neugierig.

Voraussichtlicher Sendetermin in der ARD ist am 19. April 2020.
Beim Festival des deutschen Films ist „Die Guten und die Bösen“ nochmals zu sehen am 7. September.

Das Festival des deutschen Films findet noch bis zum 8. September 2019 statt. Zum gesamten Programm hier klicken.

Margarita Broich auf dem roten Teppich in Ludwigshafen. Im Film trägt sie einen besonderen Pullover, der ihr ganz ausgezeichnet steht. Liane Jessen hat ihn extra für sie anfertigen lassen. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Peter Lohmeyer beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Zazie de Paris ist "Fanny" im Hessen-TATORT. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Dennenesch Zoudé auf dem roten Teppich beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Komponist Helmut Zerlett spielte den Titelsong der Filmmusik, seine Tochter Isis begleitete ihn gesanglich. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
David Ungureit schrieb das Drehbuch zu "Die Guten und die Bösen". Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Liane Jessen hat mit ihren Reihen große Spuren in der deutschen Fernsehlandschaft gesetzt. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Im Filmgespräch zu "Die Guten und die Bösen", links beginnend: Komponist Helmut Zerlett, Moderator Josef Schnelle, Schauspieler Isaak Dentler, Schauspielerin Zazie de Paris, Drehbuchautor David Ungureit, Regisseurin Petra K. Wagner, Schauspieler Peter Lohmeyer, Schauspielerin Margaria Broich, die ehemalige HR-Redakteurin Liane Jessen und Moderator Rüdiger Suchsland. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz