Luciana – Land Blood and Magic

Gigi Roccati, der Regisseur des Films »Luciana – Land Blood and Magic« (Originaltitel: »Lucania – Terra Sangue e Magia«). Foto: Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Lucia (Angela Fontana) ist seit dem Tod ihrer Mutter traumatisiert. Für sie lebt ihre Mutter weiter und ist ständig bei ihr. Dafür hat sie aber ihre Stimme verloren und spricht kein Wort mehr. Ihr Vater Rocco (Giovanni Capalbo) ist einerseits besorgt, andererseits aber auch ärgerlich, dass sie in den Feldern tanzt und »mit dem Wind spricht«, statt sich um ihre häuslichen Pflichten zu kümmern, die sie nun von ihr Mutter übernommen hat. Doch auch eine Exorzistin kann nicht helfen, das erhoffte Wunder bleibt aus und Lucia bleibt sprachlos.

Und dann bekommt Rocco von Carmine (Pippo Delbono) mit den Worten »Geld bewirkt Wunder« Geld angeboten – damit er seiner Tochter eine Therapie bezahlen kann. Alles, was er dafür tun muss, ist wegschauen. Wegschauen, wenn Carmine und seine Leute auf seinem Grund Giftmüll entsorgen. Entrüstet lehnt Rocco ab. Schließlich sind seine Felder schon karg genug und er kann seine Tochter und sich von der Landwirtschaft kaum ernähren.

Doch schon in der nächsten Nacht erwischt er Carmines Leute, wie sie aus einem Tankwagen giftigen Ölschlamms auf seinem Grund entsorgen. Es gelingt ihm zwar, sie mit seiner Flinte zu verscheuchen, doch Carmine ist hartnäckig, arbeitet er doch für die Mafia, für die die illegale Giftmüllentsorgung ein lukratives Geschäft ist. Kurz darauf wird Rocco vom Feuer geweckt. Die Scheune brennt und die Brandstifter lachen ihm ganz dreckig ins Gesicht. Es kommt zum Schusswechsel und einer der beiden Ganoven stirbt, der andere wird schwer verletzt.

»Wir müssen jetzt weg von hier«, sagt Rocco zu Lucia und damit beginnt ihre Flucht in die karge Wald- und Berglandschaft der Basilikata. Auf versteckten Wegen, die einst von den Briganten angelegt wurden, und immer mit den Verfolgern im Nacken. Denn Carmine kann es nicht verwinden, dass sein Sohn – einer der Brandstifter – nun im Koma liegt. Sie durchqueren eine sterbende Landschaft, gezeichnet von Giftmüll und Umweltsünden. Sie treffen einen Fischer an einem See, in dem es keine Fische mehr gibt und machen Halt in verlassenen Dörfern.

Was wie ein Krimi beginnt, entwickelt sich zu einem Italo-Western voller neorealistischer Poesie und magischem Realismus. Der wortkarge und entschleunigte Film lebt durch die mächtigen Bilder und erzählt von Gewalt und Leidenschaft und von Lucia, die mit ihrer Naturverbundenheit und durch die Kraft der Musik – die hier wirklich mystisch ist und sehr gezielt nur in bestimmten Szenen eingesetzt wird – auf eine Aussöhnung zwischen Mensch und Natur hoffen lässt, als sie in einem wilden Tanz am Lagerfeuer bei Antonio (Antonio Infantino) ihre Stimme wiederfindet.

Doch dann holt sie die Realität wider ein und es kommt zur endgültigen Auseinandersetzung …

Nach der Vorführung dieses eindrucksvollen Films auf dem Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg stand der Regisseur Gigi Roccati, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, zum Filmgespräch zur Verfügung, das direkt in der heimeligen Atmosphäre im Kinosaal des Atlantis-Kinos stattfand. Begeistert erzählte der Regisseur, der bisher Dokumentarfilme gemacht hat, von der Vorbereitung des Films und von den Dreharbeiten. Zwei Jahre waren nötig um die Gesichter für diesen Film zu finden, berichtete er, wobei allein für die Besetzung der Rolle der Lucia 150 Castings stattfanden. Die richtigen Gesichter waren ihm sehr wichtig. Das ist auch der Grund, dass er den Brandstifter, der von Rocco erschossen wird, mit einem echten Bankräuber besetzt hat, den er an einer Tankstelle getroffen hat, obwohl ihm von allen davon abgeraten wurde. Aber er war einfach das perfekte Gesicht für die Rolle – abgesehen davon, dass er seine Strafe bereits verbüßt hatte und auch sonst ein total netter Kerl war.

Der Film läuft im Rahmen des Festivals noch mehrmals. Zum gesamten Programm des Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg hier klicken. Das Festival findet vom 14. - 24. November 2019 statt.

Regisseur Gigi Roccati im Gespräch mit Stefan Uhrik vom Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz