NDR-Tatort: Schweigen

Wotan Wilke Möhring kam zur Vorführung von SCHWEIGEN, dem aktuellen NDR-Tatort, zum Festival des deutschen Films nach Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Der NDR-Tatort beginnt mit Schweigen hinter Klostermauern zur inneren Einkehr. Kommissar Falke hält sich im abgelegenen St. Joseph-Kloster auf, um den dramatischen Verlust seiner Kollegin zu verarbeiten. Doch es gibt noch eine andere Variante im Film, die thematisiert wird: Das dröhnend laute Schweigen der kirchlichen Vorgesetzten zu Missbrauchsfällen innerhalb der Institution.

Nach dem Buch von Stefan Dähnert inszenierte Regisseur Lars Kraume die Folge SCHWEIGEN des NDR-Krimis mit Wotan Wilke Möhring als Kommissar Falke. Zunächst sieht man ihn mit seinem Zimmernachbarn Daniel, wunderbar einfühlsam gespielt von Florian Lukas. Im Hof des Klosters steht ein Wohnwagen, in dem Pfarrer Otto (Hannes Hellmann), ein beliebter Fussballcoach, in den Flammen sein Leben lässt. Kollegin Eve Pötter (Lena Lauzemis) von der örtlichen Polizei übernimmt die Ermittlung. „Deine erste Mord-Ermittlung“, gratuliert der Gatte Pit Pötter (Sebastian Klein), der die Feuerwehr kommandiert.

Im Büro von Pfarrer Otto entdeckt Falke rasch eine schmale Treppe zu einem unterirdischen Raum. „Man kann nicht in die Falten der Seele schauen“, kommentiert ein Kollege des Pfarrers. Den pädophilen Inhalt der Dias sieht die Zuschauerschaft nicht direkt, sondern in der Spiegelung der Mimik Falkes. Auf Videobändern sprechen Knabenstimmen Sätze wie etwa „In Wahrheit ist die Sünde der Ausdruck unserer wahren Natur.“ Auf einen der Dias erkennt Falke in dem zwölfjährigen Daniel seinen Zimmernachbarn. Die Aufnahme entstand während einer Messdienerfreizeit im Jahr 1989.

Falke ermittelt und stößt auf eine Mauer des Schweigens. „Sprichst du von der Mafia?“ „Nein, ich spreche von der katholischen Kirche.“ Es gab kein einziges Disziplinarverfahren gegen Pfarrer Otto, Hinweisen wurde nicht nachgegangen und Otto immer wieder versetzt, bis er wieder an jenen Ort zurückkam, an dem er früher „gewirkt“ hat. Falke stößt bei seinen Ermittlungen auf ein pädophiles Netzwerk, bei dem die Jungs regelrecht „angeboten“ wurden. SCHWEIGEN ist ein wichtiger, sorgsam umgesetzter Film zum Thema Macht und Missbrauch von Schutzbefohlenen.

Zur Vorführung des Films auf der Ludwigshafener Parkinsel kamen NDR-Redakteur Patrick Poch, von der Produktion Kainka Seidt sowie die Schauspieler Wotan Wilke Möhring, Merlin Walden, Michael Del Coco und Nikolai Will. Beim von Julia Teichmann moderierten Filmgespräch wurde berichtet, die Dreharbeiten haben in einem Kloster nahe Aachen stattgefunden, in dem keine Mönche mehr leben. Der Kirchenraum sei aber noch aktiv in Benutzung. Die Dreharbeiten seien von der Kirche unterstützt worden. Voraussichtlicher Sendetermin soll im Dezember 2024 sein.

Cast: Wotan Wilke Möhring, Lena Lauzemis, Sebastian Blomberg, Julia Jendrossek, Falilou Seck, Sebastian Klein und Hannes Hellman.

Nominierung beim diesjährigen 20. Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein für den Filmkunstpreis & Rheingold-Publikumspreis 2024.
.
SCHWEIGEN ist beim Festival des deutschen Films in Ludwigshafen nochmals am 1., 3. und 7. September 2024 zu sehen.

Das Gesamtprogramm des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein ist online lesbar.

Merlin Walden spielt Bruder Tace im NDR-Tatort SCHWEIGEN. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Nicolai Will ist Herr Lohmann im NDR-Tatort SCHWEIGEN. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Michael Del Coco spielt Polizeihauptmeister Bernhard Schültke im NDR-Tatort SCHWEIGEN. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Auch Produzentin Katinka Seidt kam zur Vorführung des NDR-Tatorts SCHWEIGEN auf die Ludwigshafener Parkinsel. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Patrick Poch ist Redakteur beim NDR. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz
Die Film-Crew des NDR-Tatorts SCHWEIGEN bei der Ankunft auf dem roten Teppich des Festivals des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz