Nachdem Sadam Hussein endlich besiegt ist, sollen Recht und Ordnung einkehren in der Autonomen Region Kurdistan im Norden des Irak. Die Freiheitskämpfer geben ihre Waffen ab und kehren zurück in ihre Dörfer. So auch Baran (Korkmaz Arslan). Doch dann versucht seine Mutter mit allen Mitteln ihn zu verheiraten, was ihm so auf den Geist geht, dass er eine Stelle bei Polizei des autonomen Kurdistan antritt, die er zuvor ausgeschlagen hatte, um wieder bei seiner Familie sein zu können.
Polizeikommandant im Bradost-Gebirge
Und so wird Baran Polizeikommandant in Kurdistan, im Bradost-Gebirge, im Grenzgebiet zum Iran und zur Türkei. Die Gegend ist wild und abgelegen und - weil die einzige Brücke zerstört ist - nur zu Pferd zu erreichen. Aber dafür passiert dort rein gar nichts, worum sich die Polizei kümmern müsste, erzählt ihm sein einziger Untergebener Reber (Suat Usta).
Doch schon am ersten Abend kommt die Dorfschullehrerin Govend (Golshifteh Farahani), die er schon auf dem Weg ins Dorf getroffen hat, nicht in ihre Schule. Lehrerinnen sind hier einfach nicht erwünscht. Und da in der einzigen Herberge kein Platz ist, findet Govend schließlich Unterschlupf in der Polizeistation, die den Polizisten auch als Wohnung dient.
Und natürlich wird Baran auch gleich zum Antrittsbesuch bei Aziz Aga (Tarik Akreyî) gebeten, der hier im Dorf das Sagen hat. Aziz Aga versichert Baran, dass er hier völlig sicher sei, da Aziz Aga ihn beschützen werde und will nicht verstehen, dass Baran das gerade anders herum sieht: Schließlich ist er hier der Polizeichef, der für Recht und Ordnung zu sorgen hat. Damit sind die Seiten geklärt:
Vom Kampf für Blidung, Recht und Gesetz
Schon bald sieht sich Baran umgeben von Schmuggel mit Waffen, Alkohol und abgelaufenen Medikamenen, mit Korruption, Verleumdung, Drohungen und Einschüchterungen mit denen Aziz Aga, für den nur die »Alten Gesetze der Ehre», gleichbedeutend mit seinem persönlichen Vorteil, gelten, das Territorium beherrscht.
Doch mit Baran ist nicht zu spaßen. Er nimmt den Kampf auf, um das Gesetz, das im Autonomen Kurdistan für alle gleichermaßen gilt, durchzusetzen. Er hängt sein Foto neben das seiner Vorgänger – die bezeichnenderweise alle nur sehr kurz im Amt waren – und er ist bereit, bis zum Äußersten zu gehen.
Einen ähnlichen Kampf führt auch Govend, die als alleinstehende, gebildete Frau bei Aziz Aga und der Dorfgemeinschaft absolut unerwünscht ist, zumal sie auch noch mit den kurdischen Freiheitskämpferinnen sympathisiert, die immer mal wieder über die Grenze kommen. Und schon bald bahnt sich eine Liebesbeziehung zwischen Govend und Baran an, die unter den herrschenden gesellschaftlichen Vorzeichen natürlich nicht einfach ist, zumal sowohl ihre Tätigkeit als auch ihre Beziehung zu Baran von ihren konservativen Brüdern missbilligt wird.
Ein moderner Western
Mit »My Sweet Pepper Land« ist dem in Kurdistan geborenen Regisseur Hiner Saleem ein eindrucksvoller Film gelungen, in dem er das Aufeinanderprallen von modernem Rechtsstaat und tradiert-religiösen Patriarchat im »wilden Kurdistan« aufzeigt, in dem die Polizeiarbeit vergleichbar ist mit der eines Sheriffs im Wilden Westen. Und so kann der ganze Film dem Genre des Westerns zugeordnet werden, in dem der einsame Gesetzeshüter inmitten der dauernebligen Berge das staatliche Gewaltmonopol gegen das finstere Chaos männlicher Übergriffe und Ehrenmorde durchzusetzen hat und sich zudem noch für die Frauenrechte einsetzt.
Zu sehen ist My Sweet Pepper Land derzeit auf dem Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg, wo er in der Reihe »Sondervorführungen« läuft.
Weitere Informationen zum Filmfest unter: internationales Filmfestival Mannheim Heidelberg