Preis für Schauspielkunst für Ulrich Matthes 2021

Ulrich Matthes wurde beim 17. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein mit dem Preis für Schauspielkunst ausgezeichnet. Foto: © Jürgen Schmid, Kriminetz

Der Preis für Schauspielkunst des Festivals des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein ging in diesem Jahr an den Schauspieler Ulrich Matthes. Die Preisverleihung fand am Samstag, den 4. September 2021 statt. Im Anschluss an die Verleihung zeigte das Festival »Freunde« von Regisseur Rick Ostermann, einen Zwei-Personen-Film über das Leben als ein Werk der Erinnerungen mit Ulrich Matthes und Justus von Dohnányi. Drehbuch: David Ungureit. Wie im anschließenden Filmgespräch verraten wurde, war es doch kein reiner Männerfilm. Nebendarsteller Schildkröte Bruno ist nämlich in Wirklichkeit eine Dame.

Festivaldirektor Michael Kötz zitierte in seiner Laudatio zunächst Ulrich Matthes: »Als ich halbwegs vernünftig war, wollte ich gar nicht mehr wie als Kind Schauspieler werden, das erschien mir jetzt zu narzisstisch. Ich bin immer gern zur Schule gegangen und ich hatte Lust, anderen etwas beizubringen. Ich wollte Lehrer werden.« Also ging er an die FU in Berlin und schrieb sich ein für Germanistik und Anglistik. Aber das war ́s nicht. »Ich hab mich irre fremd gefühlt dort«, berichtet er, „die Germanisten waren ein Marxismus-Leni-nismus-Haufen und bei den konservativen Anglisten trugen alle Einstecktüchlein und kamen mit Vatis Mercedes zur Vorlesung. Ich, so normal links, Willy-Brandt-links, war weder bei den einen noch bei den anderen zu Hause.« Außerdem, sagt er und das war wohl das Entscheidende: »Ich musste da an der Uni immer meine intuitive Seite unterdrücken.«

Michael Kötz stellte Ulrich Matthes vor und zählte auf: »Über 50 Filmfiguren, Dutzende von Hörspielen, Synchronsprecher und Bühnenschauspieler in endlos vielen Rollen, gestartet mit dem schweren Schicksal, sein Abitur auf einem Gymnasium gemacht zu haben, das den Titel »Gymnasium zum Grauen Kloster« hat, dann durch eine Begegnung mit Martin Held, heißt es, dazu ermuntert, sein Studium abzubrechen, seit 2004 Ensemble-Mitglied am Deutschen Theater, seit Februar 2019 als Nachfolger von Iris Berben Präsident der deutschen Filmakademie. Und er macht das absolut präsidial, meine Damen und Herren, mit Leidenschaft aber eben auch mit Würde. Und wenn ihm irgendwas nicht passt, nehmen wir mal die Clips »alles dicht machen« vom April des Jahres, dann haut er in die Tasten, das den Verantwortlichen die Ohren abfallen, anschließend aber nimmt er sie auch gleich wieder in Schutz, weil er den Shitstorm gegen sie auch wieder nicht richtig gefunden hat. Wir liegen also auf keinen Fall falsch, wenn wir schon mal festhalten, dass er eine starke intuitive Seite hat. Was aber hinzukommt zu aller Leidenschaft, das ist, wie sollte es anders sein, der Geist. Mit einem hohen, sehr hohen ethischen Empfinden noch der kleinsten Ungerechtigkeiten, ist Ulrich Matthes in der Lage seine ganze Schauspielkunst auch dafür einzusetzen, anderen die Meinung buchstäblich zu geigen. Er lenkt zwar auch gleich wieder ein, plädiert sofort auch für Abrüstung im Gespräch, aber die Entrüstung erst einmal richtig herausstellen, das kann er ganz wunderbar. Er versuche, halbwegs anständig zu sein, erzählt er. Und diese kleine, ironische Zurückgenommenheit seiner Person ist typisch für ihn. An einen Sinn des Lebens glaubt er nicht, aber an Schutzengel. Er würde furchtbar gerne weite Reisen machen, aber er ist viel lieber zuhause. Er hasst die Sozialen Medien des Internet, ich glaube, weil er sie für wenig sozial hält. Und er ruft dazu auf, sich impfen zu lassen, weil die Gesellschaft dadurch wieder freier und selbstbestimmter würde.« (Auszug aus der Laudatio, © Michael Kötz)

Krimi-Fans kennen Ulrich Matthes u.a. von seinen Gast-Rollen in den Krimi-Serien »Derrick«, »Wolffs Revier«, »Der Alte«, »Polizeiruf 110«, »Ein Fall für zwei«, »SOKO Leipzig« und »Tatort«. Erinnert sei nur an die mehrfach preisgekrönte HR-Tatort-Folge »Im Schmerz geboren«, der 2014 auf dem Festival des Deutschen Films den Medienkulturpreis und den Publikumspreis sowie eine besondere Auszeichnung der Jury erhielt und für den Ulrich Matthes 2015 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.Auf dem diesjährigen Festival ist Ulrich Matthes in dem Psychothriller Geborgtes Weiß zu sehen.

Mit auf dem roten Teppich zum Film »Freunde« war auch der zweite Hauptdarsteller des Films, Justus von Dohnányi. Beide kamen nach der Vorführung auf die Bühne des Gesprächszeltes.

Nach dem Filmgespräch gab Ulrich Matthes geduldig Autogramme und stand für Gespräche mit dem Publikum sowie für Fotos zur Verfügung. Offen und sympathisch zeigte er sich nahbar und man verstand: Er hat diesen Preis nicht nur für seine Schauspielkunst verdient, sondern auch für seine - bei allem Erfolg - unprätentiöse Menschlichkeit.

»Freunde« wird beim 17. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein nochmals am 5., 6. und 11. September gezeigt. Das gesamte Programm findet ihr hier: festival-des-deutschen-films.de.